Freitag, 6. Oktober 2017

Bürglen. Die Männerriege Bürglen blickt auf 100 Jahre Vereinsgeschichte zurück. Zum Jubiläum hat der Vorstand aus alten Protokollen prägende Ereignisse und Anekdoten zusammengetragen. 

Der Vorstand der Männerriege Bürglen besteht aus Reto Righetto, Roman Pretali, Kurt Schümperli und Urs Schweiss. Das Amt des Präsidenten wollte seit dem Rücktritt von Urs Brugger vor zwei Jahren niemand mehr übernehmen. Aber es gehe auch so, sagen die Vorstandsmitglieder. Genauso flexibel sind sie, wenn es um das Leiten der Turnstunden geht. «Heute findet man niemanden mehr, der diese Aufgabe jede Woche fix übernehmen will. Unsere Leiter wechseln sich deshalb ab», sagt Reto Righetto. «Es war aber auch in der Vergangenheit nicht immer einfach, Personen zu finden, die im Verein die Verantwortung tragen wollten.»

Kurz vor dem Aus

Seine Aussage wird durch einen Blick in die umfangreiche Vereinschronik bestätigt, die zum 100-jährigen Bestand der Männerriege in diesem Jahr erstellt worden ist. Bereits fünf Jahre nach der Gründung des Männerturnvereins Bürglen, wie sich die Riege damals nannte, stand der Verein schon in seiner grössten Krise. Dem Rücktritt des damaligen Präsidenten und Aktuars folgte gleich auch der Austritt einiger Mitglieder. Man war sich uneins und Schuldzuweisungen machten die Runden. Die Turnstunden waren schlecht besucht und 1923 fiel sogar die Jahresversammlung aus, weil man sich nicht einigen konnte. Im Jahr darauf rappelten sich turnwillige Männer wieder auf und führten ihren Verein weiter. Mit der Einweihung der neu erstellten Mehrzweckhalle Bürglen im Jahr 1924 eröffneten sich ihnen auch neue Möglichkeiten. Bis dahin fanden ihre Turnstunden im Hotel Bahnhof statt, wo im Freien auch ein Barren aufgestellt worden war.

Nicht interne Querelen wie im Jahr 1923, sondern das Weltgeschehen verhinderte im Jahr 1945 zum zweiten Mal in der 100-jährigen Vereinsgeschichte die Durchführung einer Jahresversammlung. Im letzten Jahr des Zweiten Weltkrieges waren einfach zu viele Mitglieder aufgrund ihrer Militärpflicht fern von Bürglen. Im Jahr zuvor wurde die Versammlung zwar abgehalten, aber in umgekehrter Reihenfolge. Wegen den  kriegswirtschaftlichen Massnahmen durften damals nach 21 Uhr keine warmen Speisen mehr serviert werden, deshalb fand die Versammlung erst nach dem gemeinsamen Nachtessen statt.

Turnen mit Musik

Die Geselligkeit nach den Versammlungen und nach den Turnstunden habe in der Männerriege Bürglen auch heute noch einen grossen Stellenwert, sagen Urs Schweiss und Kurt Schümperli, auch wenn die Auswahl an Gaststätten stetig abgenommen hätte. Dieser Umstand veranlasste den damaligen Vorstand, im Protokoll der Versammlung vom Februar 1996 zu vermerken: «Wegen einigen Betriebsschliessungen muss ein anderer Beizenplan erstellt werden.»

Ein anderer Protokolleintrag erinnert an eine Neuerung aus dem Jahr 1972. Damals nämlich erhielten die Turnleiter die Möglichkeit, die «Freiübungen durch Musikbegleitung aufzulockern». Als Folge davon musste im Jahr darauf dem Oberturner eine «Vergütung für das Anschaffen von Platten und Tonbändern» ausgerichtet werden.

Nebst solch nostalgisch anmutenden Vermerken wird in der Chronik auch auf die vielen sportlichen Erfolge der turnenden Männer aus Bürglen und auf die von ihnen organisierten Turnanlässe hingewiesen. In der Männerriege Bürglen wird viel Faustball gespielt. Seit 1962 richtet der Verein regelmässig Turniere aus. Erste Faustball-Gruppen wurden 1948 gegründet – und seit damals wird über die Frage des Verhältnisses zwischen Turnen und Ballspielen in den Turnstunden diskutiert.

1958 liess der damalige Präsident Max Ernst im Protokoll vermerken, dass die Diskussionen über den Turnbetrieb in den 24 Jahren, in denen er an Jahresversammlungen dabei gewesen sei, nie zu einem Resultat geführt hätten. Reto Righetto stimmt dem zu: «Die einen turnen lieber, die anderen spielen lieber – es ist auch heute noch eine Herausforderung, die richtige Balance zwischen den beiden Elementen zu finden.»

Gemeinsame Aktivitäten

Mehr noch als diese Frage beschäftigt die Verantwortlichen die Nachwuchsfrage. «Es folgen zu wenige Junge nach», sagen sie. Rund zwei Dutzend Mitglieder hat die Männeriege Bürglen in ihrem Jubiläumsjahr, viele davon im fortgeschrittenen Alter. Dass sich viele heute nicht mehr verpflichten wollen und das grosse Angebot an anderen Freizeitbeschäftigungen, werden als Gründe genannt, weshalb die Anzahl der Mitglieder trotz vieler Neuzuzüger nicht steigt. Dabei bietet die Männerriege nebst dem wöchentlichen Beitrag zur eigenen Gesundheit ihren Mitgliedern viele weitere gemeinsame Anlässe.

Fest im Jahresprogramm stehen die Turnfahrt, der Maibummel, das Curlingturnier, das Faustball-Trainigslager und mit dem Klausturnier die Durchführung des eigenen Faustball-Anlasses.

Zur Aufbesserung ihrer Vereinsfinanzen leisten die Mitglieder ab und zu Helfereinsätze bei anderen Anlässen. Mit dem selbst erarbeiteten Geld werden die geselligen Stunden umso mehr genossen – das nächste Mal im November. Dann ­feiern die Männerriegler zusammen mit Ehemaligen und geladenen Gästen ihr 100-Jahre-Jubiläum.

Hannelore Bruderer 

Mitglied werden

Die Männerriege Bürglen turnt jeweils am Mittwochabend von 20.15 bis 21.45 Uhr in der Doppelturnhalle Bürglen. Informationen erteilen die Vorstandsmitglieder, ihre Kontaktdaten sind im Internet abrufbar unter www.tv-buerglen.ch/index.php/kontakte/maennerriege-buerglen. (hab)