Freitag, 1. Dezember 2017
Sulgen. Mit der Taufe der Dampflokomotive C 5/6 2969 am Samstag in der Lokremise Sulgen hat der Verein Eurovapor ein zwanzig Jahre dauerndes Projekt abgeschlossen. Am Sonntag zieht die «Alfred Escher» den Nostalgiezug am Bischofszeller Weihnachtsmarkt.
Zwischen der Beriebsnummer und der Herstellermarke prangt ein neues Messingschild an der frisch revidierten Gotthard-Dampflokomotive des Vereins Eurovapor. Mit «Alfred Escher» hat die über 100-jährige Lok einen geschichtsträchtigen Namen erhalten. Der Politiker und Unternehmer Alfred Escher war eine der Persönlichkeiten, die das Gotthardbahnprojekt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts massgeblich vorangetrieben hatte.
Ein langer Weg
Wegen des starken Regens nahm Vereinspräsident Gerd Hilligart die Begrüssung der Gäste in der Werkhalle der Lokremise vor. Er erinnerte an die vielen Rückschläge, denen der Verein während der rund zwanzig Jahre dauernden Restaurierung der C 5/6 2969 immer wieder ausgesetzt war. Umso mehr dankte er den Mitgliedern, die trotz Lieferantenkonkursen, Brand- und Hochwasserschäden und der nie enden wollenden Finanzbeschaffung immer an ihren Traum geglaubt hatten und die Gotthard-Lok wieder auf die Schienen brachten. Michael Hess, Projektleiter der Stiftung Accentus, die das Projekt grosszügig unterstützte, gewann dem Regenwetter Positives ab. Er sagte: «Der Himmel weint heute vor Freude.» Im Jahr 2000 sei die Anfrage an den Stiftungsrat zur Finanzhilfe für dieses Projekt erfolgt. Ein wichtiger Faktor für die Zusage sei die Freiwilligenarbeit gewesen, die die Mitglieder der Eurovapor zum Erhalt dieses Kulturgutes bereit waren zu leisten.
Michael Hess überreichte dem Vereinspräsidenten zum Betrieb der Dampflok ein Stück «Kohle» in Form eines symbolischen Checks über die letzte Zahlung der Stiftung Accentus an die Eurovapor. Bis der 128 Tonnen schwere und 20 Meter lange Koloss aus dem Jahr 1916 vom Bundesamt für Verkehr im September die offizielle Zulassung für das Schweizer Schienennetz erhalten hat, waren Investitionen von rund 1,7 Millionen Franken nötig. Die Mittel wurden über die Jahre durch einzelne Grossspender und viele kleine Einzelspender zusammengetragen.
Getauft und eingeweiht
Zum eigentlichen Taufakt begaben sich die Gäste ins Freie. Das Band zur Einweihung schnitt die Lokomotive in langsamer Fahrt gleich selber durch. Dafür hatten die Vereinsmitglieder eine Blache über die Schienen gespannt, die daran erinnerte, dass die C 5/6 2969 vor 49 Jahren den letzten offiziellen Dampfzug der Schweizerischen Bundesbahnen zog.
Mit dem Zerschellen einer Flasche am Puffer der Lok schloss Willi Kaufmann, das älteste der anwesenden Vereinsmitglieder, die Taufzeremonie ab.
Hannelore Bruderer