Freitag, 24. Januar 2025

Hessenreuti. Bekanntlich zügelt die grösste öffentlich zugängliche Kunstsammlung der Ostschweiz in den kleinen Weiler Hessenreuti (der «Neue Anzeiger» berichtete). Am Dienstag fand die erste offizielle Pressekonferenz dieses bedeutenden Projekts statt.

Eigentlich wollte Heinz Nyffenegger in Hessenreuti Wohnungen bauen, um damit die Kunstsammlung «ARtBON» querzufinanzieren. Doch sein Sohn Silvan, ein Immobilientreuhänder, habe ihm ins Gewissen geredet. Warum nicht anders herum? Schliesslich befindet sich das Gelände in der Hafenstadt, wo die von Nyffenegger ins Leben gerufene Stiftung ihre Sammlung zeigt und der Architekt auch wohnt, an bester Lage. «Wirtschaftlich können wir diese Liegenschaft viel besser nutzen», stellte Nyffenegger fest. Bis zu 80 Wohnungen wären möglich, die gerade für Ältere wegen der Nähe zum Bahnhof und zu Einkaufsmöglichkeiten interessant seien. Hessenreuti hingegen sei als Ausstellungsort besser geeignet, da der Weiler mitten im Thurgau liege und sehr gut aus den umliegenden Ballungszentren erreichbar sei. «Meine Lebenspartnerin und ich wollen, dass die Sammlung uns überlebt», nannte der 75-Jährige einen weiteren Grund, warum der Ausschlag für Hessenreuti fiel.
Schon jetzt sei die Bewirtschaftung des riesigen Areals in Arbon und die Führungen durch den «Kunst-Erlebnis-Parcours» alleine nicht mehr zu bewältigen. Er könne sich vorstellen, den Stiftungsrat durch öffentlich-rechtliche Institutionen zu vergrössern oder der Stiftung Immobilien zuzuführen, damit diese personell und finanziell für lange Zeit auf ­sicheren Beinen steht. Schliesslich gibt die Stiftung jedes Jahr rund 250 000 Franken aus.

Neuausrichtung
Heinz Nyffenegger verriet neben seiner Motivation Details über die Neuausrichtung in Hessenreuti. Grundsätzlich bleibe man dem Gedanken treu, Kunst für alle anzubieten. Alle der rund 850 Kunstwerke können gezügelt werden. Doch er gehe davon aus, dass die Ausstellung nicht ganz so wild sein werde wie in Arbon. Dafür seien breitere Aktivitäten möglich – Filme, Lesungen, Konzerte, Kleinkunst etwa, ein «Ort der Begegnung». Man müsse keine Führungen mehr buchen, denn es gibt normale Öffnungszeiten. Viel Raum nahm an der Pressekonferenz die Vorstellung der Baupläne ein. Das geschützte Bauernhaus dient als Ausstellungsort. Es als Wohnhaus nutzen, wäre zu aufwändig. Parallel zur Strasse entsteht eine neue Halle mit Blechfassade. In ihr ist der Grossteil der Kunst zu sehen. Ein zweiter Neubau dienst als Empfangsbereich und «Besenbeiz». Hier sind Abwartswohnung und Gästezimmer untergebracht. Im Bauernhaus und im Innenhof gibt es Platz für Veranstaltungen. Der Schopf vor dem Bauernhaus wird abgebrochen. Nyffeneggers Firma «form arbon AG» finanziert das Projekt mit anvisierten Gesamtkosten von maximal vier Millionen Franken. Wenn alles glatt läuft, könnte der neue Kunst-Hotspot bis im Winter 2026 fertig sein.
Kunst wird zudem im Aussenbereich ausgestellt, der bekannte «Kippende Balkon» von Roman Signer etwa, möglicherweise auch die blaue Schraubzwinge von Marc Moser, die derzeit vor dem ZIK-Areal in Arbon steht. Lokalen Bezug gibt es ebenfalls: Die Stiftung besitzt die grösste Bildersammlung des in Sulgen geborenen Künstlers Peter Somm. «Er bekommt eine Sonderserie in der Ausstellung», kündigte Nyffenegger an. 

Stefan Böker