Freitag, 11. Juli 2025
Erlen. Der Erler Gemeinderat hat das Gewinnerprojekt des Planerwahlverfahrens für die Sanierung und den Umbau des Gemeindehauses bekannt gegeben: Es heisst «Civitas» und stammt vom Frauenfelder Büro innoraum AG. «Civitas» besticht durch seine durchdachte Eingangssituation und einen hellen und freundlichen Welcome-Desk.
An der zurückliegenden Gemeindeversammlung hatte Thomas Bosshard bereits zum Projekt Gemeindehaus informiert und angekündigt, dass der Gewinner des Planerwahlverfahrens feststeht. «Aktuell läuft noch das Rechtsmittel für alle Beteiligten, darum kann ich Ihnen das Ergebnis noch nicht bekannt geben», sagte der Gemeindepräsident im Mai. Mittlerweile ist diese Frist verstrichen und das Resultat kann veröffentlicht werden.
«Civitas» bedeutet auf lateinisch unter anderem «Gemeinde» – ein passender Name also, den das Siegerprojekt der innoraum AG trägt. Mit seinem Vorschlag setzte sich das Frauenfelder Büro gegen vier weitere Bewerber aus der Region durch.
«Wir haben Ideen gesucht, wie man das Erdgeschoss des Gemeindehauses neu konzipieren und organisieren sowie die Fassade neu gestalten kann», nennt Thomas Bosshard einige Hauptkriterien, die den eingeladenen Büros für ihre Eingaben gestellt wurden. Die Teilnehmer reichten ihre Vorschläge anonym ein. Diese wurden von einem mehrköpfigen Gremium formell und materiell geprüft – inklusive Honorarangebot, welches aber nur 25 Prozent der Gesamtbewertung ausmachte, so der Gemeindepräsident.
«Civitas» habe die Jury unter anderem wegen der durchdachten Eingangssituation und dem elegant gelösten Empfang überzeugt. Der Eingang wird dort bleiben, wo er heute ist. Allerdings wird der Empfangsbereich vergrössert, neu gestaltet und mit Sitzgelegenheiten zum Warten ausgerüstet – laut Konzept der neue «Dreh- und Angelpunkt», das «Herzstück» des sanierten Gemeindehauses. Von hier aus können Gäste sich klar orientieren und über einen Lift barrierefrei in den oberen Stock und in den Keller gelangen. Der neue Welcome-Desk wirkt einladend, hell und freundlich. Zusätzlich gibt es einen Diskretionsschalter, an dem Gespräche auch im Sitzen möglich sind. «Ausserdem verfolgt das Konzept einen äusserst ökonomischen Ansatz», nennt Thomas Bosshard einen weiteren Grund für die Entscheidung. So wird die bestehende Raumstruktur im Obergeschoss beibehalten und konsequent auf das Erdgeschoss übertragen. Das Gebäude ist ausserdem so konzipiert, dass zukünftig ein grosszügiger An- oder separater Neubau problemlos realisiert werden kann. Das Konzept sieht ausserdem vor, den Aussenbereich zum Pausenraum aufzuwerten und die Parkplätze von Mitarbeitenden und Gästen zu trennen.
Das ist der Fahrplan
«Aktuell sind wir mit unseren Mitarbeitenden dran, das Raumprogramm auszuarbeiten», erklärt der Gemeindepräsident das weitere Vorgehen. Dazu hat die innoraum AG drei Varianten ihres Konzepts vorgelegt. Diesen Monat will sich die Verwaltung auf eine festlegen. Noch steht zum Beispiel nicht fest, in welchen Raum das Präsidium kommt. Ziemlich klar aber ist, dass die Bauverwaltung nicht im Erdgeschoss arbeiten wird. Wenn die Details feststehen, will die Gemeinde die Arbeiten im Herbst ausschreiben. Ziel ist es, an der Gemeindeversammlung im Mai 2026 einen Baukredit vorzulegen, der im Rahmen der bisher angekündigten Gesamtkosten von 3,5 Millionen Franken bleibt. Vorgängig wird eine Informationsveranstaltung abgehalten. «Mit einer Bauzeit von einem Jahr ab Sommer 2026 wären wir dann ziemlich genau im bisher verfolgten Fahrplan», sagt Thomas Bosshard.
Das ist die Vorgeschichte
Die Sanierung des Gemeindehauses wurde nötig, weil man im Bau aus dem Jahre 1969 mittlerweile an die Platzgrenzen gestossen ist und es weitere Mängel gibt. So ist es beispielsweise für Bürger, die nicht gut zu Fuss sind, schwierig, in den oberen Stock zu gelangen. Zudem ist die Isolierung der Gebäudehülle nicht mehr zeitgemäss. Ein weiterer wichtiger Punkt war der fehlende zentrale Schalter, an dem viele Anliegen direkt erledigt oder unter vier Augen besprochen werden können. Anfangs standen drei Möglichkeiten zur Auswahl: Sanieren, sanieren und erweitern oder komplett neu bauen. Nach einer Machbarkeitsstudie und einem «Ideen-Dialog», bei dem die Bevölkerung gefragt wurde, genehmigte die Gemeindeversammlung im November 2024 den Planungskredit für die minimalistischste Lösung. Ein Neubau wäre auf über acht Millionen Franken gekommen. Die jetzige Lösung ist deutlich günstiger – und es liegen bereits 2,69 Millionen Franken in der Vorfinanzierung.
Insgesamt eine relativ lange, dafür sorgfältige Planung. Speziell den «Ideen-Dialog» hat Gemeindepräsident Thomas Bosshard als wichtige Orientierungshilfe in guter Erinnerung. «Es gab teure Ideen wie den Multifunktionsraum, die keinen Anklang fanden. Andere Bestandteile wie der Welcome-Desk entsprachen dem Wunsch der Mehrheit.» Auf diese Weise wurde der Gemeinderat in seinem Vorhaben bestärkt.
Stefan Böker