Freitag, 18. Juli 2025
Hohentannen. Gemeindepräsident Lukas Hoffmann ist seit Neuestem Gastgeber des bekannten «Hirsche». Das hat sich auch auf die Speisekarte ausgewirkt.
Es ist Freitagmorgen, kurz vor halb elf Uhr. Obwohl sich die Türen des ehrwürdigen Riegelhauses in Hohentannen erst in einer halben Stunde für die Gäste öffnen, liegt bereits ein verlockender Geruch in der Luft. Eine liebevoll gestaltete Tafel weist den Weg zur Gartenterrasse mit Blick auf Bischofszell. Unter den weit ausladenden Sonnenschirmen und im Schatten der grossen Bäume stehen einladende Tische. «Insgesamt haben wir im Restaurant 80 Plätze und im Freien ebenso viele», sagt Lukas Hoffmann, seines Zeichens in einem 60-Prozent-Pensum tätig als Gemeindepräsident von Hohentannen und neuerdings Gastgeber im traditionsreichen Haus. «Natürlich unterstützt von einem tatkräftigen und eingespielten Team in der Küche und im Service», sagt Hoffmann.
Potenzial erkannt
Das Restaurant Hirschen gehört der Gemeinde. Bislang wurde es jeweils von Pächtern in Eigenregie geführt. Nach dem Abgang des letzten Pächters stand das Haus ein Jahr lang leer. Dies trieb den Gemeindepräsidenten, der über jahrelange Erfahrung und Tätigkeiten in der Gastronomie verfügt, um. «Du siehst das Potenzial, das vor sich hin schlummert, das kribbelt in den Fingern», sagt er. Zusammen mit anderen Interessierten gründete er eine Betriebsgesellschaft, die heute von rund 70 Aktionären aus der Region getragen wird. Im Frühjahr erfolgte der Neustart mit einer Betriebsleiterin – doch sie verliess das Haus wieder. Über kurz oder lang entschied sich Hoffmann, in die Bresche zu springen.
Kommen sich das Amt als Gemeindepräsident und die Tätigkeit als Gastgeber im «Hirsche» nicht in die Quere? Die Belastung ist ja nicht unerheblich. Für Hoffmann ist klar, dass er die Aufgabe als Gastgeber nur so lange ausführen wird, bis eine entsprechende Persönlichkeit gefunden wird. «Wir sind jetzt daran, alles gut aufzugleisen, suchen aber gleichzeitig nach einer Person, die für die Betriebsleitung in dieses Haus passt.»
Die Gemeinde kaufte das Haus einst, um den «Hirsche» als Zentrum im Dorf zu erhalten, als wichtigen Treffpunkt. Dies ist auch heute noch ein grosses Bedürfnis für Private und Vereine. «Es ist uns wichtig, dass sich alle Gäste willkommen fühlen, auch jene, die nur etwas trinken wollen», sagt Lukas Hoffmann. Wichtig ist zudem, dass hier eine erkennbare Schweizer Gastronomie betrieben wird – entsprechend ist die Karte wie der Name «Hirsche Hohetanne» in Mundart gehalten. Die Karte ist mit 14 Gerichten relativ straff gehalten. Zusätzlich gibt es aber auch das Expressmenü am Mittag – ganz nach dem Motto «Reinkommen, bestellen und sofort essen» –, ein täglich wechselndes Tagesmenü, ebenso ein wechselndes Vegimenü und die auf den Sommer getrimmte Saisonkarte.
Mutprobe für die Gäste
Ein besonderer Gag steht nicht auf der Speisekarte, ist im «Hirsche» aber als «Probiererli» zu haben: Insekten und Mehlwürmer. Bisher halte sich die Nachfrage danach aber in überschaubaren Grenzen, sagt Hoffmann und lacht. Es seien eher jüngere Gäste, die es einfach mal probieren wollen, in geselliger Runde oder auch gerne mal als «Mutprobe».
«Der Start war gut», zieht Hoffmann Bilanz. Jetzt in der Ferienzeit sei es bei ihnen etwas ruhiger. «Wir haben aber eine treue und gute Stammkundschaft, sowohl über den Mittag als auch am Abend.» Besonders freut sich Hoffmann auch über das Interesse aus anderen Gemeinden.
Für Lukas Hoffmann ist trotz hoher Arbeitsbelastung klar: Hätte er es nicht probiert, würde er es bereuen. Er zeigt sich zuversichtlich, dass das beliebte Lokal weiterhin Bestand hat. Allerdings gibt er auch zu bedenken: «Gastronomie kann nur funktionieren, wenn die Leute sie auch nutzen.» Und wirbt: «Geht raus, trefft euch in den Lokalen und gebt den Gastronomen (und innovativen Konzepten) eine Chance.» (mm)