Freitag, 29. August 2025

Buhwil. Im Rahmen der jährlichen Alarmübung hatte die Feuerwehr Sulgen–Kradolf-Schönenberg am Montag vor einer Woche einen Brand im Buhwiler Werk der Firma Kaufmann Oberholzer zu bekämpfen. Ein fiktiver, aber realitätsnaher Einsatz.

Angehörige der Feuerwehr sind bei der Planung ihrer Freizeit­aktivitäten gut beraten, dies im provisorischen Modus zu tun. Das gilt besonders für Montagabende, dem üblichen Zeitpunkt für Übungen. Also alles Routine? Nein, denn einmal im Jahr steht der Montagabend unter einem besonderen Stern. Dann nämlich, wenn die Alarmübung anberaumt ist. Die Feuerwehrleute wissen zwar, dass es gilt, «in die Hosen» zu steigen, doch die Art und den Ort des übungsmässigen Einsatzes kennen sie zum Zeitpunkt der Alarmierung nicht. Sinn und Zweck einer Alarmübung ist es, ein möglichst realistisches Szenario durchzuspielen.

Am 18. August heisst es, nach Buhwil auszurücken. Im dortigen Werk der Kaufmann Oberholzer AG, eines Holz verarbeitenden Unternehmens, ist ein Brand ausgebrochen. Der Schadenplatz ist vom Depot an der Auholzstrasse in Sulgen nur 4,5 Kilometer entfernt, doch im Ernstfall kann das eine unendlich lang anmutende Distanz sein. Je nach Grösse des Schadenereignisses sollten die Einsatzkräfte spätestens in einer Viertelstunde vor Ort sein – eine echte Herausforderung.

Unter wachsamen Augen

«Das Hauptaugenmerk dieser Alarmübung gilt dem Wassertransport», erklärt Michael Geiger, stellvertretender Kommandant und Ausbildungschef im Feuerwehr-Zweckverband Sulgen–Kradolf-Schönenberg. Wenn die Thur wenig Wasser führe, müsse man sich zu helfen wissen. In einem solchen Fall würde man das Löschwasser aus dem nahen Kanal beziehen, der immer über ausreichend Wasser verfüge. Wie die Feuerwehr mit dieser Herausforderung zurechtkommt, dafür interessiert sich auch der Kanton: Feuerwehrinspektor Christian Lenski und zwei weitere Leute von der Gebäudeversicherung beobachten die Übung. Das tun auch Andrea Blatter und Ralph Altwegg (Mitglieder des Gemeinderates Kradolf-Schönenberg) sowie Patrick Betschen und Urs Hartmann (Mitglieder des Gemeinderates Sulgen).

Körperliche Schwerstarbeit

«Es brennt, es brennt!», ruft verzweifelt eine Frau, der es um 19.22 Uhr gelungen ist, aus einer Halle auf dem Fabrikareal zu entkommen. Schon wenige Minuten später treffen die Einsatzleitung, das grosse Tanklöschfahrzeug (TLF) und der Atemschutzzug ein. Auch das zweite, kleinere TLF lässt nicht lange auf sich warten. Eine erste Person wird aus dem Gebäude geborgen und der Sanitätstruppe übergeben, zwei weitere Verletzte werden bald folgen. Insgesamt haben sich sechs Frauen und Männer als Figuranten zur Verfügung gestellt. Wer dem Atemschutztrupp angehört, leistet körperliche Schwerstarbeit, wiegt die gesamte Ausrüstung doch 45 Kilogramm.

1000 Meter Schlauch

Auf dem asphaltierten Platz werden immer mehr Schläuche verlegt, im Laufe des Abends werden sie eine Länge von 1000 Metern erreichen. Vor dem geöffneten Tor der Halle, aus der dichter Rauch dringt, stehen zwei Hochdrucklüfter. Sie machen einen Heidenlärm, was die Kommunikation zusätzlich erschwert. Zur Unterstützung ihrer Kameradinnen und Kameraden aus Sulgen und Kradolf-Schönenberg trifft die Stützpunkt-Feuerwehr Bischofszell ein; sie beteiligt sich mit 20 Leuten an den Löscharbeiten und bringt ein TLF und einen Hubretter zum Einsatz. Insgesamt nehmen rund 80 Feuerwehr-Angehörige teil. Um 20.30 Uhr ertönt der Ruf «Übung aus!». Leo Langhart, Kommandant der Feuerwehr Sulgen–Kradolf-Schönenberg und an diesem Abend als Einsatzleiter fungierend, gibt Anweisungen, wie es jetzt weitergeht: wer welches Material wohin bringen soll. Eine halbe Stunde später treffen sich alle unter freiem Himmel zur Besprechung. Marcel Iten, Kommandant-Stellvertreter und Übungsleiter, dankt der Firma Kaufmann Oberholzer für die Bereitschaft, das Areal der Feuerwehr für Übungszwecke zur Verfügung zu stellen. Das sei nicht selbstverständlich. Das Korps quittiert Itens Worte mit Applaus.

Möglichst schnell genügend Wasser auf den Schadenplatz zu bringen, sei ein Hauptziel dieser Übung gewesen, erklärt Iten. Für ein zunächst auftretendes Problem sei eine Lösung gefunden worden, stellt er anerkennend fest. Verbesserungspotenzial sieht Iten bei der Verlegung des Schlauchs, der keine Biegung aufweisen sollte, und in der Art und Weise, wie die Fahrzeuge auf dem Schadenplatz verkehren. Zu Wort meldet sich auch Dewet Engeler, ein weiterer Übungsleiter. Er bescheinigt den Kameradinnen und Kameraden, «speditiv und korrekt gearbeitet» zu haben. Ob die Vertreter des Kantons zur selben Einschätzung gelangen, wird sich zeigen. Da die «Hausherrin» Getränke spendiert, können die Angehörigen der Feuerwehr jetzt ihren Durst stillen. An den Bericht aus Frauenfeld verschwenden sie in diesem Moment noch keinen Gedanken.