Freitag, 19. September 2025

Buhwil. Anlässlich der Tage des Schweizer Holzes lud die Kaufmann Oberholzer AG am vergangenen Samstag in das Kompetenzzentrum Holz an der Dorfstrasse ein. Das Hauptaugenmerk der Gäste galt der neu errichteten Produktions- und Bürohalle.

Gross war am 13. September einiges: die neue Halle, das Investitionsvolumen und – ganz besonders – das Interesse der Bevölkerung. Schon kurz nach Beginn des siebenstündigen Anlasses wimmelte es auf dem Areal von Besucherinnen und Besuchern. Sie alle nahmen die Gelegenheit wahr, sich im Cluster Buhwil, gebildet vom Forstrevier AachThurSitter, der ThurHolz GmbH und der Kaufmann Oberholzer AG, über die gesamte Holzwertschöpfungskette vom Wald bis zum fertigen Produkt informieren zu können. Auf geführten Rundgängen durch das Säge- und Hobelwerk, die Leimholzproduktion, das Abbund- und Elementwerk sowie – als Schluss- und Höhepunkt – die neue Halle erhielten die zahlreich erschienenen Gäste einen Eindruck von der heutigen Arbeitsweise in der Holz verarbeitenden Industrie.

Die im Sommer dieses Jahres nach einjähriger Bauzeit in Betrieb genommene Produktions- und Bürohalle beeindruckt durch ihre Dimensionen. Das Bauwerk ist 108 Meter lang, 40 Meter breit und 16 Meter hoch. Der reine Produktionsbereich erstreckt sich über eine Fläche von 3700 Quadratmeter, für Büros stehen 360 Quadratmeter zur Verfügung. Insgesamt wurden bei der Erstellung des Gebäudes 995 Kubikmeter inländisches Holz verbaut. Die Baukosten betrugen 20 Millionen Franken. Im neuen Gebäude wird nicht nur produziert. In der Halle sind auch das Plattenbearbeitungszentrum, das Platten- und Baulager, die Lehrlingswerkstatt, ein Konferenzsaal und ein Aufenthaltsraum sowie das Archiv untergebracht. Am Tag der offenen Tür befand sich in der Halle auch die Festwirtschaft.

Vom Grossaufmarsch an Personen aus nah und fern war Rico Kaufmann, CEO und Inhaber der Firma, angetan. Dass die Bevölkerung in so hohem Masse interessiert war, freute ihn sichtlich: «Der Neubau ist ein Meilenstein in der Firmengeschichte und die grösste von uns jemals getätigte Investition.» Man habe beschlossen, nicht nur die neue Halle, sondern sämtliche Tätigkeitsfelder in Buhwil der Öffentlichkeit vorzustellen. Die Tage des Schweizer Holzes boten dazu den passenden Rahmen. Laut Kaufmann soll bereits im nächsten Jahr mit der neuen Sägereihalle ein weiteres Neubauprojekt zur Ausführung gelangen und dem Unternehmen zusätzliche erfolgversprechende Perspektiven eröffnen.

Das im Jahr 1971 gegründete Unternehmen beschäftigt im Thurgau an den Standorten Schönenberg (Hauptsitz), Buhwil und Roggwil insgesamt 150 Personen – davon 70 in Buhwil und 40 in Schönenberg.

Die Kaufmann Oberholzer AG ist auch ein Lehrbetrieb, in dem junge Menschen in den Berufen Zimmermann, Schreiner und Innenarchitekt ausgebildet werden. «Natürlich haben Computer auch in unserer Branche heutzutage eine grosse Bedeutung, doch die Auszubildenden lernen ihren Beruf immer noch von der Pike auf», erklärte Matthias Fraefel, der am Samstagvormittag die erste Gruppe durch den Betrieb führte. Ein Festhalten am traditionellen Ausbildungsprozess und an einer umfassenden Wissensvermittlung ist nach Fraefels Worten sinnvoll und notwendig, denn es komme immer wieder vor, dass ein spezifisches oder unerwartetes Problem von einer Fachkraft umgehend vor Ort gelöst werden muss.

Unweit des Firmengeländes wurde demonstriert, wie das Holz dem Wald maschinell entnommen wird. Friedel Looser von der in Stettfurt ansässigen Forest AG brachte einen 20 Tonnen schweren Holzvollernter zum Einsatz. Wie die Bezeichnung vermuten lässt, ist diese spezialisierte Forstmaschine auf Rädern imstande, mehrere Arbeitsgänge nacheinan­der auszuführen: Der sogenannte Harvester fällt die Bäume, befreit sie dann von den Ästen und schneidet die Stämme gleich in der gewünschten Länge zu. Auch hier verfolgten zahlreiche Schaulustige den spektakulären Arbeitsvorgang.

Vor Ort war auch der Verein Rehkitzrettung Regio St. Gallen-Oberthurgau. Jonas Bischof zeigte, wie der Nachwuchs von Rehen mit einer Drohne, die eine Wärmebildkamera zum Einsatz bringt, davor bewahrt werden kann, einer Mähmaschine zum Opfer zu fallen. Diese Demonstration fand vor allem bei Kindern grossen Anklang.

Am Tag zuvor hatte die Kaufmann Oberholzer AG die neue Halle eingeweiht und zu einer prominent besetzten und von Philipp Gemperle moderierten Podiumsdiskussion eingeladen.

Nach einem Impulsreferat, gehalten von Professor Mathias Binswanger, Dozent für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten, diskutierten unter anderem Ständerat Jakob Stark (Buhwil) und Regierungsrat Walter Schönholzer (Neukirch an der Thur) über die Auswirkungen der gegenwärtigen geopolitischen Verwerfungen. Der Fokus lag dabei auf möglichen Strategien, um die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Wirtschaft, insbesondere der Wald- und Holzwirtschaft, auch unter erschwerten Bedingungen erhalten zu können.

Georg Stelzner