Freitag, 14. November 2025
Hohentannen. Der Gemeinderat von Hohentannen bekam aus der Bevölkerung den Auftrag, sich mit dem Thema Tempo 30 im Ort zu befassen. Infolgedessen lud er letzte Woche zur Tempo-30-Mitwirkungsveranstaltung in die Hirschenschür ein. Dabei zeigt sich eines: Tempo 30 hat viele Sympathien im Dorf – aber nicht zu jedem Preis.
Rund 60 Prozent aller schweren Verkehrsunfälle passieren innerorts. Die nationale Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) hat errechnet, dass wenn die Höchstgeschwindigkeit auf einer Strasse von 50 auf 30 Stundenkilometer reduziert wird, die Zahl der schweren Unfälle um mindestens ein Drittel sinkt. Schweizweit, so das BfU, könnten durch die sicherheitsorientierte Einführung von Tempo 30 jährlich 640 Schwerverletzte und 20 Getötete vermieden werden.
Meinungen eingeholt
An einen schweren Unfall mit gesundheitlichen Folgen konnte sich am Informationsabend allerdings niemand erinnern, welcher zwecks Mitwirkung zum Thema «Tempo 30 in Hohentannen» in der Hirschenschür erschienen war. Hohentannens Gemeindepräsident Lukas Hoffmann informierte die 25 Interessierten darüber, dass sich die Gemeinde von der Mitwirkung kein praktisch pfannenfertiges Projekt zur erfolgreichen Geschwindigkeitsbegrenzung innerorts erhofft, jedoch auf jeden Fall eine angeregte und konstruktive Diskussion. Eine Diskussion, auf deren Grundlage dann der Gemeinderat ein Projekt ausarbeiten und dieses an einer der nächsten Gemeindeversammlungen vorstellen und geheim darüber abstimmen lassen wird.
Lukas Hoffmann erklärte einleitend: «Wir waren uns im Gemeinderat in der Tempo-30-Diskussion nicht einig, denn es gibt verschiedene Ansichten. Es kommt halt immer darauf an, von wo aus man etwas anschaut. Wichtig ist heute Abend, dass wir offen diskutieren. Denn dann gibt es danach Punkte, anhand derer wir ein Tempo-30-Projekt ausarbeiten können.»
30er-Zonen zu aufwändig
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten für Hohentannen: die Einführung von Tempo 30 und die Einführung einer oder mehrerer 30er-Zonen. Während für Tempo 30 wenig mehr als ein paar Signaltafeln notwendig wären, womit sich Aufwand und Kosten in Grenzen hielten, beinhaltet die Einführung einer 30er-Zone auch die Erstellung einiger teurer Hindernisse wie Betonblöcke oder Schwellen sowie wiederholte Geschwindigkeits-Markierungen am Boden. Denn im Gegensatz zu «Tempo 30» sind in einer 30er-Zone innerhalb dieser Zone keine Signaltafeln aufgestellt, sondern lediglich an deren Rand. Somit muss wiederholt auf die Strasse geschrieben werden, was gerade in Sachen Geschwindigkeit gilt. Dies sei aufwändig und für eine kleine Gemeinde wie Hohentannen nicht praktikabel – befanden einige Votanten. Denen schloss sich Lukas Hoffmann an. In erster Linie, so der Gemeindepräsident, komme es darauf an, dass im Dorf massvolle Tempo-30-Bereiche eingerichtet würden, welche dazu beitrügen, dass die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden – insbesondere von Kindern, Fussgängern und Velofahrern – gewährleistet sei.
Es sollte Gutes getan werden, ohne dabei das Fuder zu überladen. Einen «Signaltafel-Wald» wolle niemand im Dorf, erklärten etliche Rednerinnen und Redner. Zugleich sprachen sich viele für die Einführung von Tempo 30 aus. Denn, falls es doch einmal zu einem Unfall kommen sollte, so wäre der Schaden bei Tempo 30 höchstwahrscheinlich deutlich geringer als bei Tempo 50.
Einheimische am schnellsten
Zu reden gab, wo diese Temposenkung genau erfolgen sollte. Doch genauso wussten eigentlich alle, was Lukas Hoffmann unverblümt ansprach. «Die allermeisten, die im Dorf zu schnell fahren, sind vom Dorf. Das sind keine Auswärtigen, die hier deutlich zu schnell sind, sondern Menschen, die sich hier auskennen.» Und ein älterer Herr beschwor die Gekommenen, nicht immer alles mit Verboten bzw. Signaltafeln regeln zu wollen. Vielmehr appellierte er an die Vernunft der Menschen und an die Kraft des Wortes. «Wenn ihr jemanden häufiger bemerkt, der zu schnell fährt, dann redet doch einfach mit der Person; sucht das Gespräch.» Es gab aber auch einige Stimmen, die in Tempo 30 kein Allerheilmittel sahen. Jene argumentierten, dass Tempo 30 den Menschen, insbesondere aber den Kindern, suggeriere, dass sie auf der Strasse nicht mehr die zuvor nötige Sorgfalt walten lassen müssten, da sie durch das Tempo 30 ja nun geschützt seien. Ja, viele erachteten bei einer Geschwindigkeitsabsenkung nun die Strasse als «Spielplatz» – was diese jedoch mitnichten sei.
Eines wurde an dem Abend aber deutlich. Die Gekommenen sprachen sich in ihren Voten mehrheitlich für Tempo 30 und nicht für eine Zone 30 aus. Wie der Gemeinderat dies nun als Vorlage umsetzt, darauf darf man wohl gespannt sein.
Christof Lampart
