Freitag, 14. November 2025

Götighofen. Morgen Samstag, 15. November, öffnet das ehemalige Chlausstübli in Götighofen ein letztes Mal seine Türen. Von 9 bis 16 Uhr verkauft «Samichlaus Sepp» Josef Keller seine Chläuse, funkelnden Lichterketten und Dekorationen – Erinnerungsstücke aus 21 Jahren gelebter Adventstradition.

Wer in der Adventszeit in Götighofen unterwegs war, konnte dem Zauber des Chlausstübli von Josef und Elsbeth Keller kaum entkommen. Glitzernde Lichter tauchten die Langenrainstrasse 6 in festlichen Glanz. Fröhlich tanzende Chläuse erschienen im Schein von Laternen und unzähligen Beleuchtungen. Aus dem Chlausstübli wehte der Duft von regional hergestelltem Fondue und der Klang von festlicher Musik. So wurde dieser Ort Jahr für Jahr zu einem der beliebtesten Treffpunkte weit über die Kantonsgrenzen hinaus; zu einem wahren Herzstück der Adventszeit – ein Ort, wo man lachte, kostete, staunte und verweilte. Nun ist endgültig Schluss. Aber bevor die Türen für immer geschlossen bleiben, laden Josef und Elsbeth Keller am 15. November von 9 bis 16 Uhr zu einem grossen Verkaufstag voller Erinnerungen und Geschichten ein.

«Wir verkaufen Hunderte von Metern Lichterketten, unzählige Samichläuse, liebevoll gesammelte Dekogegenstände und vieles mehr», erzählt Josef Keller, den alle nur als Samichlaus Sepp kennen. «Jeder dieser Gegenstände erinnert an unzählige schöne Geschichten und viele Stunden voller Lachen und Begegnungen, die wir hier erleben durften.» Neben den nostalgischen Stücken gibt es auch Kaffee, Gipfeli, Wienerli und Getränke – «zu ganz einfachen Preisen», wie Keller betont. Eine Anmeldung ist nicht nötig, alle Interessierten sind herzlich willkommen.

Zum Kultort geworden

Dass das Chlausstübli eines Tages zu einem regionalen Weihnachtszauber werden würde, war ursprünglich gar nicht geplant. «Eigentlich sollte es nur ein Raum für unsere 20 bis 30 Chläuse werden, um nach der Arbeit als Samichlaus zusammenzusitzen», erinnert sich Keller. Doch aus dieser Idee wurde 1999 ein Herzensprojekt. «Wir haben das Chlausstübli von null aufgebaut und immer voller Herzblut betrieben», sagt der heute 69-Jährige, der 1956 in Götighofen geboren wurde und dort seit zwölf Jahren wieder lebt. «Es war nie unsere Absicht, eine Beiz zu führen und doch wurde daraus ein Ort voller Leben, an dem sich Menschen begegneten, lachten und die Vorweihnachtszeit gemeinsam genossen.» Über zwei Jahrzehnte lang war das Chlausstübli während der Adventszeit jeden Tag ausgebucht. «Wir durften viele Tausend Gäste kennenlernen, die uns Jahr für Jahr besuchten. Der Entscheid zur Schliessung ist uns unglaublich schwergefallen», gesteht Keller.

Ein Abschied mit Wehmut

Im Jahr 2021 fiel der endgültige Entschluss. «Nach 21 schönen, aber sehr strengen Jahren haben wir das Chlausstübli geschlossen mit viel Wehmut», erzählt Keller. Der Aufwand war enorm: «Allein für die Dekoration benötigten wir vier fleissige Helferinnen und Helfer rund einen Monat. Und das alles neben unserer regulären Arbeit: ich als Bäcker, meine Frau im Verkauf. Irgendwann war klar, dass wir den Ruhestand ohne Hektik und ohne Nachtschichten geniessen wollen.» Am 15. November nun also der letzte Akt: ein grosser Räumungsverkauf, bei dem Erinnerungen gleichermassen im Mittelpunkt stehen wie die liebevoll gesammelten Stücke. «Alle Gegenstände haben eine Geschichte – viele davon sind selten und kaum mehr erhältlich», sagt Samichlaus Sepp. Trotz aller Wehmut blickt Keller mit Zufriedenheit zurück und mit Vorfreude nach vorne: «Das Chlausstübli bleibt für immer geschlossen, solange ich lebe.» Die Adventszeit jedoch bedeute ihm immer noch sehr viel und der Nikolaus sowieso. «Jetzt können wir endlich Christkindlmärkte besuchen oder Samichlaus-Anlässe erleben, wozu uns 21 Jahre lang nie Zeit geblieben ist.»

Benjamin Schmid