Freitag, 17. Oktober 2025
Kradolf. Einmal im Jahr putzt Kathrin Ritzi-Schaufelberger ihr Keramik-Atelier heraus und lädt befreundete Kunsthandwerkerinnen zur Gemeinschaftsausstellung. Die Mottos variieren. Die Einstellung der Beteiligten hingegen gleicht sich: Schöne und hochwertige Gebrauchsgegenstände zu präsentieren.
Wer einmal die perfekte Form gefunden hat, muss nichts mehr ändern. Zu diesem Schluss könnte man gelangen, wenn man die Arbeit von Kathrin Ritzi-Schaufelberger entschlüsseln will. Seit bald 30 Jahren setzt sie sich Tag um Tag an ihre Drehscheibe in ihrem Atelier auf dem «Teigi-Areal» und erschafft Geschirr. «Gebrauchskeramik», wie sie sagt. Becher, Schalen, Teller, Vasen. Die Formen sind meist gleich und so reduziert wie irgend möglich. Henkel sind in den Augen der gelernten Töpferin unnötig, verzierte Ränder irgendwie kitschig. Schlichte Eleganz und der perfekte Schwung sind ihr Ziel.
Wenn sie an ihrer Drehscheibe sitzt, ist sie so fokussiert auf ihre Arbeit, so darin versunken, dass sie nicht bemerkt, wenn Gäste eintreten. Ihr Material ist Porzellan, die heikle Schwester des Tons – seifiger, sensibler in der Beschaffenheit. Die Farben mischt Kathrin Ritzi-Schaufelberger direkt hinein. Es ist ein kniffliger Prozess, der viel Erfahrung verlangt. Denn wie die Töne herauskommen, zeigt sich erst nach dem Brennen. Heraus kommen schöne Gefässe mit Strukturen, welche die Rotation ins Material schreibt. Sie erinnern an natürliche Gefüge, Flusskiesel, einen wolkenverhangenen Himmel im Licht der Abendsonne, die Maserung von edlem Holz.
Damit hat sie Erfolg. Vor allem mit Kaffeegeschirr für trendige Lokale, das sei ihr «Brot und Butter». Im Restaurant Izumi, auf der Dachterrasse des Luxushotels Four Seasons des Bergues, trinkt man den Kaffee aus ihren handgedrehten Bechern. Oder bei den Kaffee-Enthusiasten Rent a Barista in Zürich. Sie erhalte mittlerweile auch Bestellungen aus dem reichen arabischen Raum, wo man eine ausgeprägte Kaffeekultur pflegt, sagt die Produzentin. Dabei helfen ihr soziale Medien sehr. «Mir ist wichtig, schöne und hochwertige Dinge für den Alltag zu fertigen», beschreibt sie ihre Motivation. Einen Kaffeebecher nehme man täglich zur Hand. «Da darf man schon ein bisschen wählerisch sein.»
Nachdem die Ausstellung des vergangenen Jahres dazu diente, Spenden für das Armenien-Hilfsprojekt Litte Bridge zu sammeln, dessen Präsidentin sie seit zwei Jahren ist, hat Kathrin Ritzi-Schaufelberger für den kommenden Anlass wieder Frauen aus der Region eingeladen, die ihre Einstellung zu Kunst und Handwerk teilen. Besucherinnen und Besucher können unter anderem Floristik aus Wildblumen von Sonja Keller (Schocherswil), kunstvoll bemalte Geschirrtücher von Tina Stamelou (St. Gallen), filigrane Filzvögel von Annette Goepfert (Illighausen) und exklusive Seidenschals von Andrea Gehri (Altnau) bestaunen – und kaufen. Das Thema der Ausstellung lautet «Pflanzen und Vögel».
Stefan Böker
– Werkstattausstellung zum Thema «Pflanzen und Vögel» vom 24. bis 26. Oktober, jeweils 13 bis 18 Uhr, in der Porzellanwerkstatt auf dem Teigi-Areal in Kradolf.
