Freitag, 11. April 2025

Schönenberg. Am 18. Mai wählt die Politische Gemeinde Kradolf-Schönenberg einen Nachfolger für Gemeinderat Max Staub. Zur Wahl tritt Roman Gnägi an. Der in Schönenberg wohnhafte Geomatiktechniker und Familienvater stellte sich am vergangenen Donnerstagabend vor – und machte an seinem ersten öffentlichen Auftritt eine durchweg gute Figur.

Die Vorstellungsrunde im Gemeindesaal sties auf reges Interesse. «Das freut mich sehr», begrüsste Jürg Köchli, Präsident der Findungskommission, die Anwesenden angesichts fast voll besetzter Reihen. Die Kommission besteht neben Köchli (Neukirch an der Thur) aus Manuela Gloor (Schönenberg), Sacha Derron (Kradolf) und Marcel Hunziker (Buhwil), sodass jeder Ortsteil eine Vertretung hat. Es sei immer wieder spannend, im Gremium zu wirken, führte Präsident Köchli aus, auch wenn es mitunter nicht einfach sei, geeignete Personen zu finden. Speziell begrüsste er den abtretenden Gemeinderat Max Staub, der seinen Rücktritt früh mitgeteilt habe, sodass die FiKo genügend Zeit für die Suche hatte und bedankte sich bei ihm für seinen Einsatz. Obwohl sich mehrere Personen gemeldet hatten, habe sich die FiKo letzten Endes einstimmig auf Roman Gnägi geeignet. «Bei ihm konnten wir wirklich überall Häkchen setzen», beschrieb Köchli kurz dessen Kompetenzen. Die FiKo verzichtete darauf, eine zweite Person aufzustellen. Dies, obwohl sich weitere geeignete Personen gemeldet hatten. Man wolle motivierte Anwärter nicht in einer Kampfwahl «verheizen», erklärte Köchli diese Entscheidung.

Aus dem Toggenburg

Wer dieser hochgelobte Kandidat ist und warum er das Zeug zum Gemeinderat hat, durfte Roman Gnägi daraufhin in seinen eigenen Worten darstellen. Gnägi ist Jahrgang 1986, wuchs in Degersheim im Toggenburg auf, bevor ihn seine Ausbildung und später die Arbeit nach Arbon und St. Gallen führte. Der Geomatiktechniker mit eigener Firma ist verheiratet und hat zusammen mit seiner Frau Melanie, der Apfelkönigin des Jahres 2018/19, eine Tochter und bald auch einen Sohn. Die junge Familie besitzt seit zwei Jahren eine Liegenschaft in Schönenberg.

Roman Gnägi ist parteilos, verortet sich als Unternehmer politisch jedoch im liberal-konservativen Spektrum. «Zwischen FDP und SVP», beantwortete er eine Frage diesbezüglich. Dass er keinem Parteibuch folgen muss, wertet Gnägi als Vorteil. Denn gerade in der Lokalpolitik komme es darauf an, sachlich im Interesse der Gemeinde zu entscheiden, meinte er. Zugute komme ihm dabei, Zuzüger zu sein, denn das erlaube ihm einen frischen Blick aufs Ganze. Er vertrete eine Politik, «die zuhört, klar spricht und entschlossen handelt». Sich selbst beschreibt er als «kollegial, lösungsorientiert und nachhaltig».

Für einige Lacher sorgte ein unterhaltsames Interview, bei dem Jürg Köchli den Kandidaten mit Entweder-oder-Fragen konfrontierte. So erfuhren die Anwesenden, dass Gnägi ein Frühaufsteher ist, lieber Kaffee als Tee trinkt, lieber Podcasts hört als Bücher liest, Telefongespräche Whatsapp-Nachrichten vorzieht, dass er eher nach Norwegen als nach Italien in die Ferien fahren würde, gerne in der Thur badet und ihm Jassen mehr liegt als die Playstation. Interessant waren seine Antworten, wenn er sich nicht vollständig auf eine Seite schlagen wollte. «Ordnung oder kreatives Chaos?» Da musste er eine kurze Pause machen. «Lieber Ordnung, aber das lässt sich nicht immer verwirklichen», meinte er dann zur Erheiterung der Gäste. «Schnelles Handeln oder gründliches Abwägen?» Als Gemeinderat komme es auf die Situation an, beantwortete er diese Frage. Beides sei verlangt. Dasselbe gelte für «Klare Kante oder Kompromissbereitschaft». Oder für «Neue Wohngebiete oder Grünflächen erhalten.» Es benötige beides, so Gnägi. Auch zwischen «Vereine fördern oder Kulturprojekte stärken» konnte er sich nicht entscheiden. «Vereine sind für mich Kulturgut», sagt er.

Fragerunde

In der anschliessenden Fragerunde durfte ihm das Publikum auf den Zahn fühlen. Dabei kam heraus, dass Roman Gnägi ein Landkind ist und das Leben im Dorf ihm besser liegt als der anonyme Alltag in einer grossen Stadt. Vereinlich ist er beim Flossrennen engagiert, wo er Einsitz in der Jury hat.

Seine Motivation für den Gemeinderat entspringt dem Willen, sich einzubringen, wofür er sich im Betrieb Zeit freischaufeln kann. Das Ressort «Werkbetriebe» nimmt er nicht auf die leichte Schulter und will es stabil weiterführen wie sein Vorgänger. Sein aufgrund des Berufes vorhandenes Fachwissen werde ihm dabei zugute kommen, glaubt er. Dabei sieht er auch Parallelen zwischen dem Amt und der Leitung eines Unternehmens. «Man muss lösungsorientiert arbeiten, um etwas voranzubringen», stellte er klar. Ein grosser Unterschied sei, dass Behördenvertreter stärker im Rampenlicht stehen und Entscheidungen mitunter grosse Wellen schlagen. Oder auch, dass man Mehrheitsentscheide trotz möglicherweise gegenteiliger persönlicher Einstellung gemeinsam nach aussen vertreten müsse.

Am Ende wurde Roman Gnägi mit Applaus verabschiedet, bevor die Gespräche bilateral bei kalten Getränken weitergeführt wurden.

Stefan Böker