Freitag, 2. Mai 20225

Erlen. Saskia Rimle aus Erlen ist mit zwei Silbermedaillen von den ISKA-Kickboxen-Europameisterschaften in Malta zurückgekehrt. Zufrieden ist sie mit der Leistung nicht. Erhofft hatte sie sich zweimal Gold.

Mittwoch, 9. April, 4.20 Uhr. Es ist still auf den Strassen von Erlen. Am Bahnhof steigt Saskia Rimle in den Morgenzug, der sie zum Flughafen Kloten bringen wird. Nicht, um in Urlaub zu fliegen. Saskia Rimle hat ein klares Ziel vor Augen. Sie fliegt nach Malta, um mit Doppelgold nach Hause zurückzukehren.

Die letzten Monate hat sie dafür eisern trainiert. «Vier bis sechs Trainingseinheiten pro Woche und anschliessende Zusatztrainings.» So kamen locker mal zwei bis drei Stunden täglich zusammen.

«Das war auch nötig», sagt sie. «Nach der WM habe ich eine neue Kata einstudiert.» Es gab viele neue Elemente und Fuss-Stellungen zu lernen. Viele kleine Details, an denen zu feilen war. So diszipliniert war es ihr im letzten Oktober gelungen, den Weltmeistertitel zu holen. Das wollte sie jetzt an der EM wiederholen.

Möglich sei das intensive Training nur gewesen, da sie auch von der Arbeitsstelle gute Unterstützung bekam. «Ich konnte oft im Frühdienst arbeiten, damit ich die Trainingseinheiten besuchen konnte», sagt sie. «Dafür bin ich mega dankbar.»

«Nicht das gleiche Gefühl»

Als der Flieger Richtung Malta um 7.15 Uhr abhebt, sind Saksia Rimle und 15 weitere Kampfsportlerinnen und Kampf­sportler an Bord, um ihr Land an den Europameisterschaften zu vertreten. «Die Stimmung war recht locker, alle hatten Freude, dass es losgeht», erzählt die Erlerin. Sie sei die einzige Teilnehmerin aus dem Thurgau gewesen. Die anderen kommen aus dem Aargau, aus Zürich oder aus dem deutschen Singen. Nach der Landung geht es kurz ins Hotel zum einchecken und dann gleich mit dem Taxi auf die einstündige Fahrt zur Halle, wo sich die Teilnehmenden einschreiben und wägen müssen. Was Saskia Rimle fehlt: «Es war nicht das gleiche Gefühl dabei für mich wie an der WM. Ich war einfach irgendwie mental nicht so fokussiert, wie ich es mir gewöhnt bin.»

Nach dem Einschreiben geht es nochmals zurück ins Hotel, bevor am Abend eine weitere Fahrt zur Halle folgt. Um 20 Uhr ist die Eröffnungszeremonie angesagt. «Da war ich wieder voll im Geschehen drin», sagt die Erlerin. Es sei eine sehr schöne Zeremonie gewesen. Toll, mit Fahnen und Musik begleitet einzumarschieren.

1000 Teilnehmende

Am nächsten Morgen geht es früh los für die Kampfsportlerinnen und Kampf­sportler. Um 9 Uhr starten die ersten Wettkämpfe. 1000 Teilnehmende aus 21 Ländern haben sich für die Wettkämpfe eingeschrieben. Der Druck steigt für alle. Gegen Mittag ist Saskia Rimle mit ihrer neuen Kata in der Disziplin Japanische Hardstyle Form Kate am Start. «Ich war nicht gleich drin, wie ich es gewohnt bin», sagt die Erlerin. «Vielleicht habe ich mir doch zu viel Druck gemacht.» Nach der Punktevergabe macht sich bei Saskia Rimle Frust breit. Für den anvisierten Sieg hat es diesmal nicht gereicht. «Damit war klar, dass ich mein Ziel, doppelte Europameisterin zu werden, verfehlt habe. Was mich aber wirklich gewurmt hat, war, dass die erstplatzierte Teilnehmerin lediglich drei Punkte Vorsprung hatte.»

Rund zwei Stunden später tritt Saskia Rimle in der Disziplin Wai Kru Competition (Muay Thai traditioneller Tanz) zum zweiten Mal vor die Jury. Auch hier reicht es nicht ganz für den Sieg, sodass die Erlerin statt als doppelte Europameisterin als doppelte Europavizemeisterin vom Platz geht. «Ich habe mich wirklich geärgert. So sehr, dass ich mir überlegte, meine Medaille vom Kata am Abend gar nicht entgegenzunehmen.» Sie habe sich dann aber doch für die Medaille entschieden.

Trotzdem ein Highlight

Die restlichen Tage auf Malta vergehen wie im Flug. «Ich habe vor allem die anderen noch unterstützt.» Aber auch ein Ausflug steht noch auf dem Programm. Hierbei geht es für die Gruppe auch ins Delphinarium, wo für die Erlerin ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung geht. Sie kann mit den Tieren auch direkten Kontakt aufnehmen und diese spezielle Begegnung fotografisch festhalten lassen. «Das war für mich schon ein Highlight», sagt sie.

Auch wenn Saskia Rimle wegen einer Hand-OP die nächsten sechs bis acht Wochen nicht trainieren kann, steht für sie fest: Die WM vom 15. bis 19. Oktober in Brisbane in Australien will sie sich keinesfalls entgehen lassen. Bis dann will sie wieder so fit sein, dass sie ihren Weltmeistertitel verteidigen kann. (mm)