Freitag, 23. Dezember 2022

Bürglen. Barbara Keller Foletti und Franz Huber treten bei den Erneuerungswahlen des Gemeinderats nicht mehr an. Sie ziehen eine positive Bilanz und engagieren sich persönlich bei der Suche nach Kandidierenden. 

Wenn Franz Huber und Barbara Keller Foletti am 31. Mai zum Ende der Legislatur ihre Ämter niederlegen, dann hat er sich zwölf Jahre in der Bürgler Gemeindebehörde engagiert und sie sieben. Die beiden parteilosen Mitglieder des Gemeinderats blicken auf eine spannende Zeit zurück. Sie sind sich einig: Sich in der Gemeindebehörde für die Allgemeinheit einzusetzen, ist bereichernd. Sie beteiligen sie deshalb auch aktiv an der Suche nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten. Franz Huber hat in Leimbach eine Informationsversammlung durchgeführt. Er hofft, dass die kleineren Dörfer innerhalb der Gemeinde weiterhin eine Stimme im Gemeinderat haben werden. Der zeitliche Aufwand nebst Beruf und Familie sowie Befürchtungen wegen negativen Reaktionen aus der Bevölkerung seien bei Gesprächen mit potenziellen Kandidaten die häufigsten Themen sagt er. «Ich arbeite Vollzeit und hatte damals, als ich gewählt wurde, noch schulpflichtige Kinder, die auch noch intensiven Hobbys nachgingen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Es ist machbar. Und ja, negative Reaktionen auf die Arbeit des Gemeinderats gibt es ab und zu auch. Aber die positiven Rückmeldungen überwiegen bei Weitem!» Ihm gefalle die Tätigkeit als Gemeinderat nach wie vor, sagt er, und die Zusammenarbeit im Team sei derzeit so gut wie selten zuvor. «Aber drei Legislaturen reichen, es ist gut, wenn wieder neue Kräfte nachkommen.»  

Ihr Wunsch: mehr Frauen

Dass Barbara Keller Foletti nicht mehr antritt, kommt nicht unerwartet, hatte sie diesen Zeithorizont doch schon bei ihrer Wahl angekündigt. Als Pensionierte möchte sie künftig mehr Planungsfreiheit in ihrem Leben haben. Sie ist derzeit die einzige Frau im Bürgler Gemeinderat. Deshalb ist es ihr ein grosses Anliegen, dass Frauen kandidieren und ihre Sichtweise auf aktuelle Themen in die Behörde tragen. Bisher haben ihre Bemühungen, Frauen für eine Kandidatur zu gewinnen, noch nicht gefruchtet. «Auch wenn das jetzt etwas klischeehaft klingt: Der Zweifel an den eigenen Fähigkeiten und die Befürchtung, sich durch ein öffentliches Amt zu stark zu exponieren und angreifbar zu machen, ist bei Frauen vermutlich doch ausgeprägter als bei Männern», sagt sie. «Die zeitlichen Ressourcen werden ebenfalls oft als Argument gegen eine Kandidatur aufgeführt». Barbara Keller Foletti hat einige Projekte ins Rollen gebracht. «Ich habe viel Zeit in das Amt investiert, weil mir das möglich war. Das muss aber nicht zwingend so sein, denn der zeitliche Aufwand ist steuerbar. Und der Nutzen überwiegt den Aufwand klar». Sie empfiehlt besonders auch jungen Frauen, diesen Weg einzuschlagen. «Ich bin überzeugt, dass die Arbeit in der Kommunalpolitik einen richtigen Karrierekick bewirken kann. Man bewegt sich in einem äusserst vielfältigen Themenkreis, kommt mit Andersdenkenden und Gleichgesinnten in Kontakt, erhält die Möglichkeit, Veranstaltungen zu besuchen und ein neues Beziehungsnetz aufzubauen, auch mit wichtigen Entscheidungsträgern. Man lernt viel Neues und kann etwas bewegen.» 

Mitwirken erwünscht

Barbara Keller Foletti hat als Gemeinderätin einiges erreicht. Sie leitet das Ressort Gesellschaft. In der Alterskommission hat sie viele Sitzungen geleitet und das Alterskonzept auf eine strategische Ebene gehoben. Sie hat Anlässe für Ältere organisiert und erste Schritte zur Durchführung von generationsübergreifenden Aktivitäten unternommen. Letzteres habe noch Luft nach oben, gesteht sie ein. In ihrer Amtszeit startete die Gemeinde das Projekt familienergänzende Betreuungsangebote. «Ein Projekt, das mittels einer Leistungsvereinbarung mit einem externen Anbieter schneller realisiert werden konnte, als wir vorerst dachten», blickt sie zurück. Derzeit arbeitet sie intensiv am Projekt kinderfreundliche Gemeinde. Dass die Bevölkerung bei diesen Projekten einbezogen wird und partizipieren kann, war und ist ihr dabei immer wichtig. 

Wertschätzung ausdrücken 

Franz Huber leitet das Ressort Sicherheit. Er ist für die Feuerwehr und den Zivilschutz zuständig. Seine Arbeit findet oft im Hintergrund statt. Zu den wichtigsten Geschäften in diesem Ressort zählen die Fahrzeug- und Ausrüstungsbeschaffungen für die Feuerwehr. In Franz Hubers Amtszeit fallen unter anderem der Kauf eines Mannschaftstransporters, eines Fahrzeugs für den Verkehrsdienst und eines grossen Tanklöschfahrzeugs. Wenn die Feuerwehr zu einem grösseren Einsatz ausrückt, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit, ist Franz Huber meist am Ort des Geschehens. «Das ist kein Müssen, aber für mich ist es wichtig, in solchen Situationen präsent zu sein, dies besonders auch als Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung für die gute Arbeit, die unsere Feuerwehr leistet», sagt er. Blickt er auf grössere Ereignisse zurück, so fällt ihm spontan die Brandserie ein, die Bürglen über  längere Zeit in Atem gehalten hatte. Auch beim Hochwasserereignis 2021, bei dem Zivilschutz und Feuerwehr zusammenarbeiteten, war die Franz Huber gefordert. Als Gemeinderat arbeitet er auch immer wieder in Kommissionen mit. So begleitete er auch den langen und oft schwierigen Prozess, der zum Neubau des Werkhofs führte.  

Hannelore Bruderer