Freitag, 17. Oktober 2025

Sulgen. Jeden Monat treffen sich fleissige Lismerinnen im evangelischen Kirchgemeindehaus Sulgen. Die Stimmung an den Stricknachmittagen des Frauenvereins ist immer herzlich, aber im Oktober besonders erwartungsvoll: Denn dann steht der jährliche Bazar vor der Tür.

Claudia Stäheli, Präsidentin des Gemeinnützigen Frauenvereins der Evangelischen Kirchgemeinde Sulgen-Kradolf, organisiert die Stricknachmittage seit rund zehn Jahren. Das Amt hat sie von Theres Kulli übernommen, zunächst gemeinsam, später allein. Seit 2009 ist sie Mitglied im Frauenverein, der 2023 sein 150-jähriges Bestehen gefeiert hat. Projekte wie der Stricknachmittag haben dort eine lange Tradition.

Neben dem Strickbazar gehören der alle zwei Jahre stattfindende Frühlingsmarkt sowie das Kerzenziehen und Basteln im November zu den Höhepunkten im Jahreslauf. Organisiert werden die Aktivitäten vom Vorstand des Frauenvereins, dem neben Stäheli auch Da­niela Scherrer, Doris Munz, Brigitte Schönholzer und Céline De Solda angehören.

Andern eine Freude machen

Was Claudia Stäheli besonders begeistert, ist das Miteinander. «Das Zusammenkommen, der Austausch, anderen eine Freude machen – das ist für mich das Schönste», sagt sie. Stricken hat sie schon als Kind gelernt, von der Mutter abgeschaut, und seither nie aufgegeben. Heute ist sie mit 59 Jahren die Jüngste in der Strickgruppe; die älteste Teilnehmerin geht auf die 90 zu.

Die Wolle stammt meist aus Spenden, etwa nach Hausräumungen oder von Frauen aus dem Umfeld des «Wullästüblis» in Buchackern. Oft werden auch Wollreste weitergegeben, beispielsweise an Kindergärten. «Ab und zu müssen wir auch etwas dazukaufen», sagt Stäheli.

Seit ihrem Amtsantritt hat der Bazar ein neues Gesicht erhalten. Die Präsentation der Strickwaren ist moderner geworden, mit Büsten, Aufstellern und Ständern. Zudem dauert der Anlass mittlerweile zwei Tage. «Viele Gäste haben schon am Samstag reingeschaut, als wir noch am Aufbauen waren», erinnert sich Stäheli. «Da entstand die Idee, bereits am Samstag Kaffee und Kuchen anzubieten.»

Die Bedeutung der Stricknachmittage für die Frauen ist gross. Sie sind Treffpunkt, Ort des Austauschs und der Geselligkeit. Es wird gestrickt, gelacht, erzählt und natürlich Kaffee getrunken. Jeden Monat bringt jemand anders einen Kuchen mit. Viele der Teilnehmerinnen kennen sich seit Jahren. Im Oktober herrscht besonders geschäftiges Treiben. Die Strickwaren werden gesammelt, sortiert, etikettiert und in Bananenschachteln verpackt. Über das Jahr hinweg lagern die Artikel im Kirchgemeindehaus, bis sie am Bazar für den guten Zweck verkauft werden.

Strickwaren nach Wunsch

Gestrickt wird nicht nur gemeinsam, sondern auch zu Hause. Einige fertigen dort weitere Artikel an, andere verwirklichen persönliche Projekte. Anleitungshefte werden getauscht, Tipps weitergegeben. Auf Wunsch entstehen auch Einzelanfertigungen, wie besonders lange Socken, Jacken, Pullover oder Schals.

Was sich besonders gut verkauft? Socken und Tücher finden immer Abnehmerinnen und Abnehmer. Vorgaben gibt es aber keine; jede darf stricken, was ihr gefällt. Nach dem Bazar werden einige der verbliebenen Artikel weitergespendet, meist an die «Aktion Weihnachtspäckli».

Claudia Stäheli wünscht sich für die Zukunft, dass noch mehr Frauen den Weg zu den Stricknachmittagen finden. Das Alter spielt keine Rolle. «Mitglied im Frauenverein darf man sein, muss man aber nicht», sagt die Präsidentin. «Die Leidenschaft fürs Lismen und die Freude daran, etwas Gutes zu tun, stehen im Vordergrund.»

Eine ordentliche Summe

Letztes Jahr kamen 2334 Franken zusammen. Mit diesem Erlös werden in Absprache mit dem Sozialamt in finanzielle Not geratene Personen in der Gemeinde unterstützt. Dafür hat der Frauenverein einen Spendentopf eröffnet.

Stefan Böker

– Strickbazar am Samstag, 25. Oktober, von 13.30 bis 15 Uhr und am Sonntag, 26. Oktober, von 11 bis 14.30 Uhr, evangelisches Kirchgemeindehaus Sulgen