Freitag, 24. Januar 2020

AachThurLand. Die Pfadi Buchenberg hat am letzten Wochenende bei der schweizweiten Aktion 72 Stunden mitgemacht. Im Interview mit dem Neuen Anzeiger blickt Gruppenleiterin Rebecca Bruggmann zurück. 

Die Pfadi Buchenberg hat die Aktion 72 Stunden in den Thurgau gebracht. Was habt ihr in euren 72 Stunden konkret gemacht? 

Rebecca Bruggmann: Wir haben eine Spendensammlung für die Erdbebenopfer Albaniens durchgeführt. Dazu haben wir Butterzöpfe gebacken und ausgetragen sowie am Sonntag im Kirchenzentrum Kradolf einen Suppenzmittag organisiert. 

Das ging aber nicht ohne Vorbereitung? 

Bruggmann: Ziel der Aktion ist, ein Projekt innert 72 Stunden durchzuziehen, entsprechend hat das Leitungsteam nur das Nötigste im Vorfeld gemacht. Dazu gehörte das Entwickeln der Idee und das Organisieren der Räumlichkeiten, die uns von der VSG Region Sulgen und der Evangelischen Kirchgemeinde Sulgen-Kradolf gratis zur Verfügung gestellt wurden. Alles andere wurde in den 72 Stunden aufgegleist und musste funktionieren. So sind die 17 Teilnehmenden im Pfadiheim pünktlich mit je einem Kilo Zopfmehl eingetroffen. Wie sich herausstellte, war das dann bald einmal zu wenig. Für alle weiteren Zutaten für die Zöpfe wie auch das Gemüse für die Suppe am Sonntag haben wir lokale Produzenten und Geschäfte angefragt. Rund 90 Prozent der Rohstoffe sind so als Spenden gratis zusammengekommen. Einen kleinen Rest mussten wir zukaufen, vor allem, weil wir am Schluss noch einige Bestellungen mehr erhalten hatten, die wir alle auch noch ausführen wollten. Gebacken haben wir in der Schulküche im Befang. 

Wie habt ihr auf eure Aktion aufmerksam gemacht? 

Bruggmann: Im Internet, über Social Media und in der Zeitung. Kaum hatten wir die Aktion gestartet, trafen die ersten Bestellungen ein. 

Über alles gesehen, wie beurteilen Sie den 72-Stunden-Einsatz der Pfadi Buchenberg? 

Bruggmann: Wir sind alle reichlich müde, aber sehr zufrieden. Wir haben knapp 100 Zöpfe gebacken und ausgeliefert, das ist einiges mehr als wir angenommen hatten. Der Suppenzmittag war ein schöner Anlass, hätte aber noch einige Besucher mehr vertragen. 

Ihr habt euch entschieden, den Erlös eurer Aktion den Erdbebenopfern in Albanien zu spenden. Wie kam es dazu? 

Bruggmann: Wir hatten uns für die Aktion 72 Stunden angemeldet und machten uns im Herbst erste Gedanken über die Ausführung. Da ereignete sich das Erdbeben in Albanien. Den Menschen im Erdbebengebiet zu helfen, lag also nahe. Wir nützten die Gelegenheit aber auch, um uns mit dem Land und der Kultur Albaniens auseinanderzusetzen, zumal in unserem Land viele albanischstämmige Menschen leben. Zur Einstimmung auf unsere Aktion haben wir unter anderem eine Moschee besucht. Das Land ist auch aus Sicht der Pfadi interessant. Die Pfadi ist eine weltweite Organisation, in Albanien ist sie aber erst seit zwei Jahren im Aufbau. Es gibt sie dort weder flächdeckend noch komplett. Ich hatte mit der Leiterin einer Pfadi aus dem Erdbebengebiet Kontakt aufgenommen. Zum Abschluss unseres Projekts haben wir mit ihr per Video-Telefonie ein Gespräch geführt. Diese Informationen aus erster Hand waren ein Highlight für alle Teilnehmenden an unserer Aktion. Diesen Kontakt zur Pfadi in Albanien wollen wir auch künftig pflegen. 

Machen bei der Pfadi Buchenberg auch Kinder mit albanischen Wurzeln mit?

Bruggmann: Leider noch nicht. Deshalb hat der von uns angestrebte Dialog beim Suppenzmittag wohl auch nicht so funktioniert, wie wir es uns vorgestellt hatten. Mit unserer Aktion haben wir aber einen ersten Schritt in diese Richtung gemacht. 

Wie viel habt ihr mit eurer Aktion eingenommen? 

Bruggmann: Wir haben um die 2000 Franken gesammelt. So viel hatten wir bei Weitem nicht erwartet. Wir können nur allen Danke dafür sagen, dass sie mitgearbeitet, unsere Zöpfe bestellt oder unseren 72-Stunden-Einsatz in sonst einer Form unterstützt haben. 

Interview: Hannelore Bruderer 

Aktion 72 Stunden – ein Jugendprojekt

Die Aktion 72 Stunden ist ein Projekt der Schweizer Jugendorganisationen, koordiniert durch die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände (SAJV). Es wurde bereits 2005, 2010 und 2015 durchgeführt. 2020 fand die Aktion 72 Stunden erstmals im Winter statt. Im Kanton Thurgau engagierte sich die Pfadi Buchenberg bereits das dritte Mal für diese Aktion, nur bei der ersten Ausführung im Jahr 2005 war sie noch nicht dabei. (hab)