Freitag, 31. Januar 2025
Sulgen. Ehrenamtliche Arbeit ist der Kitt unserer Gesellschaft. Um dieses wichtige Engagement sichtbar zu machen und zu würdigen, ehrt der Sulger Gemeinderat alle zwei Jahre Menschen, die etwas mehr tun als das Nötige. So wie die Seniorenturner Sulgen und Umgebung. Sie halten den Vitaparcours und die Finnenbahn instand, pflegen den «Weg um Sulgen» und fahren Essen für den Mahlzeitendienst aus.
Der Verein Seniorenturner Sulgen und Umgebung existiert bereits seit 1976 – eine lebhafte Gemeinschaft von rund 25 Männern im Alter zwischen 66 und 97 Jahren. Laut Statuten bezweckt der Verein die Ausübung und die Förderung des Turnens und andere Betätigungen zur Erhaltung der Gesundheit für ältere Menschen sowie die Pflege der Kameradschaft unter seinen Mitgliedern. In der Praxis sieht das folgendermassen aus: Einmal die Woche treffen sich die Mitglieder zum Sport. Es wird geturnt, davor Faustball gespielt. Das alles ohne Leistungsdruck, denn nicht der Wettbewerb steht im Vordergrund, sondern die Geselligkeit – auch wenn beim Faustball schon mal der Ehrgeiz des einen oder anderen geweckt wird. Es kommt vor, dass manche Mitglieder auch einfach so vorbeischauen, am Ende mitsingen oder das anschliessende Einkehren geniessen.
Eingespieltes Team
Auch bei den jährlich stattfindenden Wanderungen muss nicht jeder den vollen Weg gehen. Hauptsache, danach sitzen alle im Restaurant zusammen und lassen die Kameradschaft hochleben. Diese Aktivitäten sind natürlich ehrenhaft und erfreulich. Aber sie rechtfertigen noch nicht den Erhalt des «Sulger Ehre Leus», wie Gemeinderat Werner Hermann in seiner Laudatio anlässlich der Verleihung dieser besonderen Auszeichnung feststellte. Die Verleihung fand an der Gemeindeversammlung Ende November des vergangenen Jahres statt. Es seien vielmehr die Aktivitäten, die neben Turnhalle und Kartenspiel stattfinden, so Hermann. Seit 1983 pflegen und unterhalten die Mitglieder den Vitaparcours im Auholz, seit 1988 auch die Finnenbahn. Seit 2008 kümmern sich die Senioren um den Erhalt des Wegs um Sulgen und – das macht zeitmässig den Löwenanteil dieses bärenstarken Engagements aus – seit Eröffnung des Seniorenzentrums vor über 30 Jahren sind sie für den Mahlzeitendienst der Sulger Institution unterwegs. Diese Tätigkeiten führen die Seniorenturner ebenso routiniert und mit Spass an der Sache aus wie ihr Vereinsleben – ein eingespieltes Team eben, das mit Verve bei der Sache ist.
Über das Jahr verteilt kommen so etliche Stunden an ehrenamtlicher Arbeit zusammen. Nachgefragt bei Vereinspräsident Guido Metzler ergibt sich folgender Durchschnitt: Für Finnenbahn und Vitaparcours wenden die Mitglieder rund 100 Arbeitsstunden pro Jahr auf, für den Weg um Sulgen bis zu 50 Stunden.
Der Leiter Arbeitseinsätze, Fredi Mär-ki, koordiniert das Ganze – eine wertvolle Leistung, lobt Präsident Metzler. Schliesslich ist es das eine, sich zu beteiligen. Das läuft sehr gut. Aber die Verantwortung zu tragen, ist nochmal etwas anderes. Für den Mahlzeitendienst sind 8 Fahrer unterwegs, die insgesamt etwa 600 Stunden aufwenden.
Ehrenamtlich unterwegs
Im Auholz kommen die Mitglieder dabei ganz schön ins Schwitzen. Sägemehl auf die Finnenbahn oder Kies auf den Vitaparcours zu schaufeln, sind arbeitsintensive Einsätze. Zusätzlich erledigen sie die laufende Pflege, entfernen Gras und schneiden Äste zurück. Alle zwei Jahre begeht der Leiter Arbeitseinsätze die Rundkurse mit der «Zürich Versicherung». Dabei entdecken die Verantwortlichen immer wieder nötige Anpassungen, welche die Mitglieder dank ihres handwerklichen Backgrounds manchmal selbst reparieren können. Das Bauamt leiht den Männern Maschinen und Fahrzeuge samt Fahrer. «Dank dieser Unterstützung können wir effizient arbeiten», sagt Präsident Metzler.
Von März bis Oktober schauen die Turner auch auf dem Weg um Sulgen nach dem Rechten. Dazu fahren sie die Strecke mit dem Velo in Zweierteams ab, lesen Abfall auf, kontrollieren Grillplätze und Wegweiser. Grössere Mängel behebt das Bauamt. Zum Mahlzeitendienst kamen die Turner eher zufällig, erzählt Präsident Metzler. Am Anfang seien viele Fahrer auch Mitglied im Verein gewesen. Bei der Weitergabe dieser gemeinnützigen Arbeit fragten sie natürlicherweise erst ihre Vereinskollegen an. So kam es, dass der Mahlzeitendienst seit Jahren fest in ihrer Hand ist. Das vereinfacht vieles, so Metzler. Denn wenn mal Not am Mann ist oder man einen Einsatz tauschen muss, etwa bei Abwesenheit durch Ferien oder bei gesundheitlichen Problemen, kann man sich ganz unkompliziert untereinander absprechen. Der administrative Aufwand für das Seniorenzentrum wird dadurch kleiner.
Dieser ehrenamtliche Einsatz macht Sulgen attraktiver und lebenswerter, lobte Gemeinderat Hermann anlässlich der Verleihung des «Ehre Leus». Die Seniorenturner freuen sich natürlich über diese Würdigung und Wertschätzung, sagt Präsident Metzler. «Das ist schön und spornt uns an. Wir sind froh, können wir etwas zurückgeben.»
Stefan Böker