Freitag, 17. Januar 2025

Schönenberg. Michaela Njuguna-Hut ist Präsidentin des Vereins «Holistic Families». Gemeinsam mit drei anderen Frauen aus dem Aach­ThurLand setzt sich die junge Schönenbergerin für die Rechte von Kindern in Kenia ein. 

Es ist so eine Sache mit dem Faszinosum. Es ist – wenn überhaupt – nur schwer erklärbar. Das zeigt sich auch am Leben von Michaela Njuguna-Hut aus Schönenberg. Die 31-jährige Sozial- und Jugendarbeiterin interessierte sich schon als Primarschülerin brennend für Afrika, ohne zu wissen, weshalb dieser Kontinent sie dermassen in seinen Bann zieht. Aus der jugendlichen Schwärmerei wurde im Laufe der Zeit eine dauerhafte Passion, die in ein uneigennütziges, humanitäres Engagement mündete: Michaela Njuguna-Hut ist Präsidentin des 2021 gegründeten Vereins «Holistic Families – Together we empower Kenya».

Wahrung der Kinderrechte
Der Verein ist der Schweizer Ableger der gleichnamigen Organisation in Kenia. «Holistic Families» (deutsch: ganzheitliche Familien) setzt sich für etwas ein, das heutzutage selbstverständlich sein sollte: die Wahrung von Kinderrechten, von denen die UNO über 50 verschiedene auflistet. Die Palette ist breit. Sie reicht von der sozialen und wirtschaftlichen Sicherheit über den Zugang zur Bildung bis hin zum Schutz vor Gewalt und sexuellem Missbrauch. Oft sind es jahrhundertealte Traditionen und kulturell bedingte Gepflogenheiten, welche der Durchsetzung dieser Rechte im Wege stehen.
Michaela Njuguna-Hut kennt die Verhältnisse in Kenia nicht nur vom Hören-sagen. Nach Absolvierung der Berufsmittelschule hielt sie sich 2013 als 19-Jährige erstmals im ostafrikanischen Staat auf, um während vier Wochen als Volontärin in einem Kinderheim zu arbeiten. Es war der Beginn einer immer enger werdenden Beziehung zu Land und Leuten, die sich seither in jährlich wiederkehrenden Einsätzen in Kinderheimen und Schulen manifestiert. «Ich habe überall mitgeholfen und dabei die Kinder und ihre Probleme und Sorgen hautnah miterlebt», erzählt die Schönenbergerin, die in Kenia auch ihr privates Glück gefunden hat und mittlerweile mit einem Kenianer verheiratet ist.
Bei ihrer Tätigkeit stellte Michaela Njuguna-Hut fest, dass gar nicht alle Kinder in einem Heim leben müssten. «Oft werden sie von den Eltern schweren Herzens dort abgegeben, weil es an Geld fehlt, um die ganze Familie zu versorgen.» Kehren die Kinder eines Tages in ihr Dorf zurück, würden sie aufgrund ihres Schicksals von der Gesellschaft auch noch stigmatisiert. «Das hat uns motiviert, den Ursachen für die Heimplatzierung auf den Grund zu gehen und dort den Hebel anzusetzen», sagt die Vereinspräsidentin. Sie vertritt den Standpunkt, dass Kinder nur dann in einem Heim untergebracht werden sollten, wenn sie zu Hause Übergriffen ausgesetzt sind oder Gefahr laufen zu verwahrlosen. 

Recht auf Sicherheit
Der Vereinszweck, dem sich «Holistic Families» verschrieben hat, lautet: «Alle Kinder haben das Recht, sicher und behütet aufzuwachsen.» Um das zu erreichen, werden in Kenia – je nach Bedürfnis und Situation – Familien begleitet, gecoacht und betreut, wobei alles auf freiwilliger Basis geschieht. «Die Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten soll den Kindern zugutekommen», sagt Michaela Njuguna-Hut. Ziel sei es, nachhaltige Lösungen zu finden und den Teufelskreis der sozialen Vererbbarkeit von Lebensumständen zu durchbrechen.
Ein Coaching dauert durchschnittlich drei Jahre. Derzeit werden im Kiambu County nördlich von Nairobi 18 Familien mit rund 40 Kindern bereut. Die Erstellung einer Warteliste zeigt, dass Handlungsbedarf besteht. Zum Einsatz vor Ort kommen Personen, die über das nötige psychologische Know-how und die fachliche Kompetenz auf dem Gebiet der Sozialarbeit verfügen. Finanziert wird die Unterstützung des dreiköpfigen kenianischen Teams von «Holistic Families» ausschliesslich durch Spenden, Zuwendungen von Gönnern und Mitgliederbeiträgen.
Ausser Michaela Njuguna-Hut engagieren sich im Schweizer Verein drei weitere junge Frauen aus dem AachThurLand: Simona Hut aus Schönenberg als Vizepräsidentin sowie die Sulgerinnen Nadja Eisenegger-Pfändler als Kassierin und Seline Niklaus als Aktuarin. Die Kommunikation mit den Verantwortlichen in Kenia erfolgt in der Regel alle zwei Wochen mittels Zoom-Meeting; zudem begibt sich Michaela Njuguna-Hut immer wieder auch selbst in das afrikanische Land. «Ich könnte mir vorstellen, dauerhaft in Kenia zu leben», sagt die Vereins-präsidentin im Bewusstsein, von Kindesbeinen an ein Faible für Afrika zu haben.

Georg Stelzner

www.holisticfamilieskenya.com

Spendenkonto: IBAN CH06 8080 8008 9430 3459 7