Freitag, 7. Oktober 202

Erlen. Die Evangelischen Kirchgemeinden Erlen und Andwil streben eine Fusion an. Ein Informations- und Diskussionanlass bot den Kirchbürgern die Gelegenheit zur Mitwirkung.

„Der Kirchenrat hat die Weiterführung des provisorischen Pfarramtes nicht mehr bewilligt», erklärte Monika Lendenmann, Präsidentin der Evangelischen Kirchgemeinde Andwil. Dieser Umstand habe die Behörde dazu bewogen, eine Fusion mit der Evangelischen Kirchgemeinde Erlen ins Auge zu fassen. «Erlen hat uns mit offenen Armen empfangen», sagte sie. Um den Kirchbürgern der beiden Kirchgemeinden die Möglichkeit zur Mitwirkung zu bieten, luden sie die Körperschaften am Dienstagabend zu einem Informations- und Diskussionsanlass in das Kirchgemeindehaus in Erlen ein. 

Impulse sammeln
Bereits im Vorfeld der Veranstaltung hatte sich eine 10-köpfige Kommission gebildet. Zudem haben die Behörden mit Daniel Frischknecht einen Coach und externen Prozessbegleiter hinzugezogen. «Egal, ob sie positiv oder kritisch gestimmt sind, der Abend soll Dinge, die Sie bewegen, klären», erklärte Daniel Frischknecht und fügte hinzu: «Je mehr Impulse wir erhalten, desto mehr haben wir, worauf wir aufbauen können.» Gleichzeitig betonte er, dass am Informations- und Diskussionsanlass keine Entscheidungen getroffen werden. Plakate mit Fragen wie «Was könnte bei einem Zusammenschluss Neues entstehen?», «Welche Erwartungen hege ich an eine Kirchgemeinde?» oder «Was fehlt mir jetzt in meiner Kirchgemeinde?» boten den rund 70 Anwesenden die Möglichkeit, ihre Meinung kundzutun, und die Grundlage zu angeregten Diskussionen. Der Wunsch nach einer fundierten Jugendarbeit scheint den Kirchbürgern besonders am Herzen zu liegen, er erschien auf fast allen Plakaten. Einem Kirchbürger bereitet der Gedanke, dass eine Kirche geschlossen werden könnte, Unbehagen. Die neu erworbenen Kenntnisse helfen der Arbeitsgruppe nun dabei, ein Projekt auszuarbeiten, das sie den Kirchbürgern an der nächsten Kirchgemeindeversammlung unterbreiten kann. «Es wird dann aber keine Abstimmung über die Fusion geben. Es wird lediglich die Erlaubnis eingeholt, vertiefter weiterarbeiten zu können», betonte Frischknecht.

Fusion frühestens 2024
Ernst Ritzi, Aktuar des Kirchenrates der Evangelischen Landeskirche des Kantons Thurgau, lieferte anschliessend Informationen zu den finanziellen Belangen einer möglichen Fusion. «Da durch einen Zusammenschluss der beiden Kirchgemeinden Erlen und Andwil der Finanzausgleich der Landeskirche entlastet würde, würde sie in den ersten sechs Jahren nach dem Zusammenschluss jedes Jahr einen ausserordentlichen Beitrag aus dem Finanzausgleich von rund 30 000 Franken erhalten», erklärte Ernst Ritzi. Im Weiteren erläuterte er, dass die neue Kirchgemeinde aus dem ordentlichen Finanzausgleich voraussichtlich keine Beiträge mehr erhalten werde. Anders sieht es bei den Baubeträgen aus: «Es ist damit zu rechnen, dass diese auch die neue Kirchgemeinde, je nach Abschreibungs- und Investitionsbedarf, erhalten würde.» Zudem betonte Ernst Ritzi, dass sich die Landeskirche bei der Anstellung weiterer Seelsorger, seien es Pfarrpersonen oder Diakone, grosszügig zeigen werde. Abschliessend ermutigte Daniel Frischknecht die Kirchbürger, zum Telefonhörer zu greifen oder eine Mail zu schreiben, wenn weitere Fragen aufkommen sollten. «Wir werden uns Mühe geben, ein Projekt zu erarbeiten, zu dem beide Parteien Ja sagen können. Die Andwiler dürfen nicht das Gefühl haben, einfach geschluckt zu werden und nichts mehr zu sagen zu haben», sagte er. Das Traktandum «Fusion» wird den Kirchbürgern frühenstens 2024 unterbreitet. 

Monika Wick