Freitag, 18. Oktober 2019

Während die einen in den Herbstferien am Mittelmeer nochmals Sonne und Wärme tanken, steht bei den meisten Landwirten die strengste, aber auch die schönste Zeit des Jahres an. Was gesät, gehegt und gepflegt worden ist, darf endlich geerntet werden. 

Felix Engeli arbeitet an diesem Tag mit seiner Schwester in der Obstanlage. Sie ist extra aus Zürich nach Engishofen angereist, um ihm bei der Ernte zu helfen. Die beiden lesen die letzten Äpfel im tiefer gelegenen Teil der Anlage ab. Diese Äpfel haben Frostschäden erlitten, scheiden deshalb als Tafelobst aus und werden zu Most verarbeitet. Alle Äpfel in Reichweite plücken die beiden, die Äpfel, die höher hängen, schüttelt der Landwirt und sie werden vom Boden aufgeklaubt. Warum nicht gleich alle schütteln, da sie sowieso im Mostobst landen? «Wir bücken uns nicht mehr so gerne», lachen die beiden. 

Maschinell wird die Arbeit in einem Obstgarten in Hohentannen erledigt. Ausgerüstet mit Gehörschutz schüttelt dort ein Landwirt vollautomatisch seine Apfelbäume. Für ein Gepräch bleibt keine Zeit. Ein Bild von ihm bei seiner Arbeit dürfe man aber gerne machen, gibt er durch den Lärm der Maschinen hindurch zu verstehen.

Die Weinlese auf dem Buchenberg bei Götighofen neigt sich seinem Ende entgegen. Im Rebberg von Hans und Ruth Gurtner werden an diesem Morgen Trauben der Sorte Blauburgunder geerntet. Auf den blauen Trauben ist das weisse Kaolin gut zu erkennen. Der mineralische Stoff schützt die Trauben vor dem Befall durch Kirschessigfliegen. «In diesem Teil befinden sich einige der ältesten Rebstöcke, die wir haben. Sie sind in der 1970er-Jahren gepflanzt worden», erklärt der Winzer stolz. Viele treue Helfer unterstützen die Familie bei der Ernte. Geübt schneiden sie die reifen Trauben von den Ästen ab, das Metallfass am Traktor füllt sich schnell. Verglichen mit allen anderen Arbeiten, die beim Rebberg der Familie Gurtner im Laufe des Jahres anfallen, sind die insgesamt rund acht Tage der Weinlese, die sich je nach Sorte auf verschiedene Wochen verteilen, eine relativ kurze Zeit. Zu Wein verarbeitet werden bei Familie Gurtner nebst der Sorte Blauburgunder auch Trauben der Sorten Acolon, Maréchal Foch, Müller-Thurgau und Sauvignon Blanc. 

Schnurgerade folgt Landwirt Hans Felber mit seinem Traktor, an dem eine ­riesige Erntemaschine angehängt ist, den Furchen im Kartoffelacker bei der Schulanlage Befang. Er fährt so langsam, dass man fast meint, das Gefährt ­bewege sich nicht. Das Tempo ist aber so angepasst, dass die Kartoffeln in der Erde sauber erfasst und genau in der Menge ausgegraben werden, die seine Mitarbeitenden auf der Maschine mit ihren flinken Händen verarbeiten können. Sie sortieren Steine, Erde und beschädigte Knollen aus, übrig bleibt das einwandfreie Erntegut. 

Hannelore Bruderer