Freitag, 23. April 2021
Kradolf. Nach einem Brand in einem Mehrfamilienhaus in Kradolf mussten am Montagabend zwei Personen wegen Rauchgasvergiftung ins Spital gebracht werden. Die Feuerwehr hatte den Brand rasch unter Kontrolle.
Auch am Tag danach umgibt noch der typische Brandgeruch die Liegenschaft an der Bahnhofstrasse in Kradolf. Von aussen ist kaum etwas zu erkennen. Geöffnete Fenster geben aber den Blick in einen geschwärzten Wohnraum frei, und auf dem Vorplatz liegen verbrannte oder stark beschädigte Einrichtungsgegenstände herum.
Statt Übung ein Ernstfall
Es ist Montagabend, kurz nach 19.30 Uhr, als die Feuerwehr Sulgen–Kradolf-Schönenberg von einem Moment auf den andern vom Trainings- in den Ernstfallmodus umschalten muss. Der Zufall führt dabei geschickt Regie, denn exakt zu dieser Stunde treffen die Angehörigen der Feuerwehr im Depot an der Auholzstrasse in Sulgen ein. Dies mit der Absicht, wie gewohnt zu Wochenbeginn eine Übung durchzuführen. Doch dann wird mehr daraus.
Feuer im ersten Stockwerk
Da das gemeldete Ereignis der Kategorie «Brand gross» zugeordnet wird, rückt die Feuerwehr mit allen Fahrzeugen und Geräten aus. Die wenigen Kilometer bis zum Schadenplatz im Nachbardorf sind rasch zurückgelegt; insgesamt 80 Feuerwehrleute stehen während einer Stunde im Einsatz. Aus dem ersten Stock eines Wohnhauses dringt Rauch, verursacht durch das Feuer in einer Badewanne. Eine 84-jährige Frau und ein 76-jähriger Mann warten in einer balkonähnlichen Nische darauf, gerettet zu werden, begeben sich dann aber wieder ins Innere des Gebäudes, wo sie eine Rauchgasvergiftung erleiden. Ein Atemschutztrupp gelangt über den «Balkon» in die Wohnung, ein anderer kämpft sich mit einer Überdruckbelüftung durch das Treppenhaus zum Brandherd vor. Die Bewohner werden von der Feuerwehr in Sicherheit gebracht und dem Rettungsdienst übergeben, der sie ins Kantonsspital Münsterlingen bringt. Dieses können sie am Dienstag wieder verlassen. «Es war schwierig, sich in der Wohnung zurechtzufinden», sagt Kommandant Norbert Schoch, der die Einsatzleitung innehatte. «Und zwar nicht nur wegen der Rauchentwicklung, sondern auch wegen der vielen Gegenstände, auf die wir beim Einsatz unverhofft gestossen sind.» Schlimmeres sei dadurch verhindert worden, dass es im Haus einen Rauchmelder gegeben habe und das Feuer nicht in der Nacht ausgebrochen sei. Die Brandursache ist noch unbekannt. Den Sachschaden beziffert die Kantonspolizei mit mehreren Tausend Franken.
Georg Stelzner