Freitag, 12. März 2020
Erlen. Für das Pflanzen von Gemüse oder Blumen braucht es nicht zwingend einen Garten oder ein Feld. Markus Neubauer von der gleichnamigen Biogärtnerei erklärt, wie das sogenannte «Urban Gardening» funktioniert.
Das Privileg, einen eigenen Garten oder sogar ein grösseres Stück bepflanzbares Land zu besitzen, geniesst nicht jeder. Um selber Gemüse zu ziehen oder Blumen spries-sen zu lassen, ist das auch gar nicht nötig. «Pflanzen gedeihen auch wunderbar in Töpfen und sorgen damit für ein gutes Umfeld. Sie können aus dem Platz, der uns auf Balkon, Terrasse oder Sitzplatz zur Verfügung steht, eine blühende Oase schaffen», erklärt Markus Neubauer von der Biogärnerei. «Zudem ist es spannend zu sehen, wie wenig Platz es eigentlich braucht, um Gemüse oder Blumen zu pflanzen», fügt er hinzu.
Brachen sinnvoll genutzt
Das sogenannte «Urban Gardening» ist aber keine Erfindung von Markus Neubauer. Es hat seinen Ursprung in Berlin, wo Anwohner vor über zehn Jahren eine brach liegende Fläche zwischen Prinzen- und Oranienstrasse in einen Nutzgarten für urbane Landwirtschaft umgewandelt haben. «Als Pflanzgefässe benutzen sie ausgediente Palettrahmen, leere Holzharassen oder Einkaufswagen», sagt Markus Neubauer, der die Prinzessinnengärten im Berliner Ortsteil Kreuzberg bereits einmal besucht hat. Für das Gärtnern auf dem heimischen Balkon oder Sitzplatz braucht es nicht viel. Wenn keine Töpfe zur Verfügung stehen, dienen auch alte Kanister, Pet-Flaschen oder Holzkistchen hervorragend als Pflanzgefässe. Sogar auf Werkzeug kann beim «Urban Gardening» gut verzichtet werden. «Mit blanken Händen zu arbeiten ist am schönsten», findet Markus Neubauer. Nicht gespart werden sollte an der Erde, sie ist eine wichtige Grundlage zum Gedeihen der Pflanzen. Zudem haben die verschiedenen Pflanzenarten ihre eigenen Ansprüche an den Boden. So bevorzugen mediterrane Pflanzen wie Rosmarin, Thymian oder Lorbeer Erde mit einem hohen mineralischen Anteil, während alte Kulturpflanzen wie Fuchsien, Geranien oder Margeriten eine schwerere Erde schätzen. Welche Pflanzen an welchem Standort besonders gut gedeihen, vermag Markus Neubauer nicht zu sagen. «Für das ‹Urban Gardening› eignen sich eigentlich alle Pflanzen. Ich rate dazu, mutig und experimentierfreudig zu sein. Einiges wird funktionieren, anderes nicht», sagt Markus Neubauer. Zudem lernen Hobby-Gärtner ihr Refugium immer besser kennen und merken, ob ihre Pflanzen eher sonnige, windige oder geschützte Standorte bevorzugen. Auf ein geordnetes Pflanzsystem muss beim «Urban Gardening» nicht geachtet werden, in Töpfen darf buchstäblich «Chrut und Rüebe» herrschen. «Man kann gut einen Salatkopf zwischen Blumen oder ein Kohlräbli zwischen Kräutern pflanzen», sagt Markus Neubauer.
Essenziell für Insekten
Der Gärtner ist überzeugt, dass gerade für duftaffine Menschen das Pflanzen von Duftgeranien, eines Balsamstrauchs oder Fruchtsalbeis sehr wertvoll sein kann und gute Stimmung verbreitet. Gute Stimmung verbreitet das Pflanzen verschiedenster, am besten einheimischer Gewächse auch bei Bienen, Schmetterlingen und vielen anderen Insekten. «Bienen fehlt es mittlerweile an Nahrung, für sie ist jede Pflanze essenziell», gibt Markus Neubauer zu bedenken.
Für alle Balkon-, Sitzplatz- oder Terrassenbesitzer, die sich in «Urban Gardening» anleiten lassen möchten, bietet die Biogärtnerei Neubauer laufend neue Kurse an.
Monika Wick