Freitag, 31. Mai 2024

Sulgen. An ihrer Gemeindeversammlung ebneten die Stimmberechtigten der Gemeinde Sulgen den Weg zum Bau des Berufsbildungscampus Ostschweiz. Ebenfalls genehmigten sie die Rechnung 2023, allerdings mit einer Änderung bezüglich der Gewinnverwendung. 

Ich würde mich schämen, wenn ich in der Zeitung lesen müsste, dass Sulgen dieses zukunftsweisende Projekt verhindert hat», sagte ein Stimmbürger, der am Dienstagabend die Rechnungsversammlung der Politischen Gemeinde Sulgen besuchte. Die Scham blieb dem Mann erspart. Von den 134 ­anwesenden Stimmberechtigten befürworteten 115 die beantragte Teilzonenplanänderung und ebneten so den Weg zum Bau des Berufsbildungscampus Ostschweiz. Eine grosse Diskussion blieb aus, lediglich eine Handvoll Votanten ergriff im Vorfeld der Abstimmung das Wort und sprach sich für oder gegen den Bau des Berufsbildungscampus aus, der unter anderem mit den Millionen aus dem Erlös der Partizipationsscheine der Thurgauer Kantonalbank finanziert wird. Nicht stimmberechtigt, aber engagierter Befürworter des Projekts war auch Hansjörg Brunner, Präsident des Stiftungs­rates des Berufsbildungscampus Ostschweiz sowie des Thurgauer Gewerbeverbands. «Ich hoffe sehr, dass auch Sie dem Projekt ebenso zustimmen wie die Thurgauer Bevölkerung zuvor», sagte er. Wenn weiter alles planmässig verläuft, kann das Gebäude im Sommer 2027 bezogen werden. 

Hochwasserschutz bevorzugt

Anders als bei der Abstimmung zur Teilzonenplanänderung waren die Stimmenzähler bei der Abnahme der Rechnung 2023 respektive der beantragten Gewinnverwendung gefordert. Der Gemeinderat sah vor, mit dem Gewinn von 194 493.84 Franken eine zusätzliche Abschreibung auf das Begegnungshaus zu tätigen (190 000 Franken) und den Rest dem Eigenkapital zuzuweisen. Ein Votant bemängelte das Vorhaben und beantragte daraufhin, mit 60 000 Franken eine Rückstellung zur Ausarbeitung eines Hochwasserschutzes in Götighofen zu bilden. Ein weiterer beantragte, den kompletten Gewinn dem Eigenkapital zuzuweisen. Bei der Gegenüberstellung der Anträge sprachen sich neun Stimmberechtigte für Antrag 1 und 64 für Antrag 2 aus. Die darauffolgende Abstimmung, ob am Antrag der Gemeinde festgehalten werden soll oder der komplette Betrag ins Eigenkapital fliessen soll, fiel knapp aus. 65 Stimmberechtigte unterstützten den Antrag des Stimmbürgers, 56 folgten dem Willen des Gemeinderats. «Somit hat der Antrag obsiegt», fasste Gemeindepräsident Andreas Opp­recht zusammen. Letztlich stimmte der Souverän der Rechnung 2023, unter Berücksichtigung der Änderung, grossmehrheitlich zu.

Auf 8 Millionen erhöht

Keinerlei Redebedarf herrschte bei der Anpassung des Reglements über das Landkreditkonto. Die Stimmberechtigten sprachen sich mit überwiegender Mehrheit dafür aus, die Limite für Land- und Liegenschaftskäufe durch den Gemeinderat von vier auf acht Millionen Franken zu erhöhen. Andreas Opprecht informierte ferner darüber, dass Norbert Schoch altershalber als Kommandant des Feuerwehrzweckverbandes Sulgen–Kradolf-Schönenberg ausscheidet. Gleichzeitig stellte er den neuen Kommandanten Leo Langhart und den Vizekommandanten Michael Geiger vor, die der Feuerwehr ab dem 1. Januar 2025 vorstehen. Der zweite Vizekommandant Marcel Iten war nicht anwesend. «Danke, dass ihr einen Teil eurer Freizeit für unsere Sicherheit einsetzt», sagte Andreas Opprecht. Weiter erklärte er, dass die Gemeinderäte Erwin Dreier und Hanspeter Kernen ihr Amt nach 10-jähriger Tätigkeit per 31. Mai 2025 niederlegen. Die Ersatzwahlen finden am 9. Februar statt, ein allfälliger zweiter Wahlgang am 16. März 2025. Für Emotionen sorgte der Moment, als Andreas Opprecht einen Blumenstrauss an Werner Herrmann überreichte. «Am 1. Juni feiert Werner Herrmann sein 25-Jahr-Jubiläum als Gemeinderat und zeigt immer noch viel Engagement für sein Amt», sagte er. Als zusätzliches Geschenk übernimmt die Gemeinde einen Teil der Kosten der Gemeinderatsreise nach Wien. Als ein Stimmbürger hörte, dass die Gemeinderäte die Reise jeweils aus eigener Tasche berappen, beantragte er, dass im Budget zukünftig ein Betrag für diese berücksichtigt werden sollte. Ferner verliehen die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger an der Versammlung Medine Aliu, Musli Aliu, Jenitha Karunakaran, Anita Perkovic, Besim Redjepi, Albulena Sinani, Fabian Zefiq und Milena Zivkovic das Gemeindebürgerrecht von Sulgen. 

«Ehre Leu» gesucht

Bis zu den Sommerferien nimmt die Gemeindeverwaltung Vorschläge entgegen, wer 2024 mit dem Sulger Ehre Leu ausgezeichnet werden soll. Gesucht werden Personen oder Institutionen, die ein ehrenamtliches und/oder ausserordentliches Engagement zugunsten der Gemeinde an den Tag legen. Der Sulger Ehre Leu ist dotiert mit 2500 bis 3000 Franken.

(mwg)