Freitag, 29. August 2025

Kradolf. In der nächsten Woche kommt es zu einem Wechsel im Pfarramt Kradolf. Das abtretende Pfarrehepaar Irmelin Drüner und Uwe Buschmaas und der neue Pfarrer Timo Keller äussern sich im Interview zu ihren Erinnerungen und Erwartungen.

In einem sind sich das abtretende Pfarrehepaar Irmelin Drüner und Uwe Buschmass und der neue Kradolfer Pfarrer Timo Keller einig: Die Kirchgemeinde Sulgen-Kradolf darf sich über einen guten Gottesdienstbesuch und über ein hohes Engagement der Behörde, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und einer grossen Freiwilligenschar freuen. Auch das Kirchenzentrum Steinacker in Kradolf sehen die drei als «Glücksfall»: «Das vielfältig nutzbare Haus ist ein Geschenk. Es bietet vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten für Kirche der Zukunft.»

Irmelin Drüner und Uwe Buschmaas, Sie sind beide zehn Jahre im Pfarramt der Kirchgemeinde Sulgen-Kradolf tätig gewesen. Welche Erinnerungen nehmen Sie mit, wenn Sie nun in einigen Tagen weggehen?

Irmelin Drüner: In der Kirchgemeinde Sulgen-Kradolf haben wir eine enorme Bereitschaft von Menschen erlebt, die sich für das Leben in der Kirchgemeinde engagieren und mitarbeiten. Das gilt für die Kirchenvorsteherschaft, für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für die zahlreichen freiwilligen Mitarbeitenden. Wir sind und bleiben beide tief beeindruckt von diesem Engagement, das Kreise zieht und Menschen begeistern kann. Als Beispiel werden mir persönlich die Kinderprojektwochen in Erinnerung bleiben. In der Öffentlichkeit weniger sichtbar, aber trotzdem prägend, sind auch einzelne vertiefte Seelsorgebeziehungen zu Menschen, die ich in bestimmten Lebenssituationen begleiten durfte.

Uwe Buschmaas: Wenn wir beide uns am 7. September in einem DAGS-Gottesdienst verabschieden, passt das gut zu unserer Arbeit. Mit dem «Anderen Gottesdienst am Sonntag» DAGS durften wir zusammen mit Menschen aus der Kirchgemeinde ein Gottesdienstformat aufbauen, das von Beteiligung, von kirchlicher Popularmusik und von neuen Gottesdienstelementen lebt. Wir sind von der Grundidee ausgegangen, dass Gemeindeglieder ihre musikalischen und gestalterischen Fähigkeiten einbringen. Bei der Vorbereitung haben sich manchmal auch theologische Fragen gestellt, wenn es darum ging, wie ein Thema dargestellt und welche Aussagen – welche Botschaft – mit dem Gottesdienst vermittelt werden sollte.

Welche Spuren werden Sie in der Kirchgemeinde Sulgen-Kradolf hinterlassen?

Uwe Buschmaas: Es kann nicht darum gehen, bleibende Spuren zu hinterlassen, schon gar nicht in dem Sinn, dass ein bestimmtes Angebot oder eine bestimmte Gottesdienstform nun auf immer und ewig weiter bestehen sollte. Wir haben hier in Sulgen-Kradolf erlebt, dass eine Kirchgemeinde offen ist für Neues. Die Menschen, die nach uns hier sind, werden sich – wie wir das auch getan haben – die Frage stellen: «Was möchten die Leute und was brauchen die Leute – und das ist nicht dasselbe…»

Timo Keller, als Vikar haben Sie die Kirchgemeinde Sulgen-Kradolf schon etwas kennengelernt. Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie nun als Pfarrer in Ihrer Lerngemeinde tätig sind?

Timo Keller: Ich will im Alltag der Kirchgemeinde und im Alltag der Menschen ankommen. Ich habe es gerne unaufgeregt. Die Menschen, denen ich im Pfarramt begegne, sollen sich wohlfühlen. Mein Leitsatz ist «Du bist du». Niemand soll sich «verstellen» müssen, wenn er einen Gottesdienst besucht oder mit mir als Pfarrer in Kontakt kommt.

Als Pfarrer sind Sie eine Amtsperson, an die man bestimmte Erwartungen hat. Wie gehen Sie mit den Erwartungen der Menschen in der Kirchgemeinde und jenen der Kirchenvorsteherschaft um?

Timo Keller: Die Kirchgemeinde leistet sich mit mir einen Pfarrer und Seelsorger. Die Menschen erwarten von mir, dass ich ihnen zuhöre und dass ich mit ihnen zusammen das kirchliche Leben gestalte. Ich bin der Kirchgemeinde und den Menschen gegenüber verpflichtet. Gleichzeitig bin ich an mein Ordinationsgelübde gebunden, das mir aufträgt, das Evangelium zu verkündigen. Bei allen menschlichen Erwartungen bin ich deshalb stets gehalten, zu fragen, was der Botschaft von Jesus Christus , dem nahegekommenen Frieden Gottes, entspricht.

Interview: Ernst Ritzi