Freitag, 21. Dezember 2018

Sulgen. Über 120 Personen aus unterschiedlichen Kulturen feiern am Freitagabend in den Räumen der FEG-Gemeinde in Sulgen gemeinsam die «Weihnachten der Nationen».

Bereits zum vierten Mal feiern die beiden Landeskirchen und die Freie Evangelische Gemeinde (FEG) zusammen mit Menschen aus nicht weniger als 25 Ländern eine «Weihnachten der Nationen». 

Namensschild für alle

Es ist ein fröhliches Zusammenkommen, das zuerst im Foyer, dann im Kirchenraum der FEG stattfindet. Klar sind alle, die kommen, Frauen und Männer, Kinder wie Erwachsene, mit einem Namensschild versehen, das es den Teilnehmenden erlaubt, einander schnell beim Namen zu nennen und sich unkompliziert kennenzulernen. Das Foyer füllt sich schnell, und auch als wenig später die Gäste in den festlich gedeckten Gemeindesaal hinüberwechselten, kommen Samichlaus und Schmutzli mit der Begrüs­sung der Einzelnen kaum nach. Das macht jedoch nichts, denn alle sind bester Laune. «Wir feiern alle zwei Monate einen Nationenabend hier und freuen uns darauf, andere Kulturen kennenzulernen und ihnen zugleich etwas über die Schweiz beizubringen», erklärt Ursel Rutz, die Verantwortliche für die interkulturellen Aktivitäten bei der FEG Sulgen. Sie kennt viele der Anwesenden und wird von allen nur «Sela» gerufen, was auch auf ihrem Namensschild steht. 

Eine Geburtstagsparty 

«Sela» ist es denn auch vorbehalten, an diesem Abend durchs Programm zu führen, zu moderieren, zu übersetzen und für gute Stimmung zu sorgen. Und so verkündet sie, abwechslungsweise auf Deutsch und auf Englisch, warum sich so viele hier versammelt haben: «Wir sind heute hier, um gemeinsam Weihnachten zu feiern, denn Jesus ist geboren worden. Es ist also eine Geburtstagsparty für Jesus. Und an einer Party gibt es liebe Gäste, gutes Essen und viel Musik!» Längst nicht alle verstehen, was «Sela» sagt, doch die gute Stimmung ist praktisch mit den Händen greifbar. Natürlich sitzen vor allem Landsleute zusammen – schliesslich will man sich unterhalten können – und Arabisch oder Afghanisch ist den wenigsten geläufig. Doch man unterhält sich beim Essen im Notfall mit Händen und Füssen. Und wenn es gar nicht mehr weiter geht, findet sich immer irgendwie ein Übersetzer oder zumindest ein freundliches Lächeln, das die Situation rettet.

Musik und Film 

Nachdem der junge Pianist Oktay Duman ein Nocturne von Frederic Chopin zum Besten gegeben hat und dadurch einen Moment der andächtigen Stille in den Saal zaubert, wird ein Essen serviert, das selbstverständlich «halal» ist: nämlich Döner Kebab. Hier zeigte es sich rasch, dass die beiden Landeskirchen schlichtweg zu wenige Fladenbrote bestellt haben: «Wir müssen noch mehr bestellen», fasst einer der Geistlichen, welche allesamt zum Servierdienst eingeteilt sind, spontan einen Entschluss – und schon wird die nächste Charge geordert. Dann wird ein Film gezeigt, in dem eigentlich zwei Filme miteinander verschmelzen: der eine zeigt die heutige Welt, der andere Jesus, wie er vor 2000 Jahren Gutes bewirkt. Die Botschaft ist klar: Jesus ist schon zu Lebzeiten das «Licht der Welt» und die Menschen der heutigen Zeit täten gut daran, seinem wohltätigen Handeln zu folgen. Und als viele Feiernde laut in ihrer Sprache kund tun, dass auch sie gerne das «Licht der Welt» für andere Menschen wären, kommt tatsächlich ein interreligiöses Gefühl auf.

Christof Lampart