Freitag, 17. September 2021

Kradolf-Schönenberg. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Sulgen lanciert die Umwelt- und Nachhaltigkeitskommission der Gemeinde Kradolf-Schönenberg eine Tauschaktion für Neophyten. Gleichzeitig fördert die Gemeinde mit dem Projekt «Vorteil naturnah» die Biodiversität.

Der Sommerflieder, die Robinie, das einjährige Berufkraut oder die vielblättrige Lupine sind attraktive Pflanzen. Gleichzeitig gehören sie aber auch zur Gattung der exotischen Problempflanzen, die auch als Neophyten bezeichnet werden. «Neophyten sind diejenigen Pflanzen, die nach 1492 bewusst oder unbewusst nach Europa gebracht wurden», erklärt Dominik Bosshart, Gemeinderat der Politischen Gemeinde Kradolf-Schönenberg und Vorsitzender der Umwelt- und Nachhaltigkeitskommission. Während einige dieser Pflanzen schnell wieder verschwinden oder sich problemlos in die einheimische Pflanzenwelt einfügen, entwickeln sich andere zu Problempflanzen, die sich explosionsartig ausbreiten und einheimischen Pflanzen und Tieren die Lebensgrundlage entziehen. «Die Vertreibung der einheimischen Pflanzen durch Neophyten kann sogar soweit führen, dass Gelände durch das Fehlen solider Wurzelwerke ihre Stabilität verlieren und so zum Sicherheitsrisiko werden», erklärt Dominik Bosshart. 

Container beim Werkhof
Entlang der Thur liegt die Bekämpfung der Neophyten in der Verantwortung des Kantons. Innerhalb des Gemeindegebietes wiederum in der Kompetenz der Gemeinde. «Die Umwelt- und Nachhaltigkeitskommission möchte die Bevölkerung für das Thema sensibilisieren und zur Mithilfe animieren», sagt Dominik Bosshart. Zu diesem Zweck wurde beim Werkhof in Sulgen, den die beiden Gemeinden gemeinsam betreiben, ein Container bereitgestellt, in dem die gebietsfremden Pflanzen deponiert und einer fachgerechten Entsorgung zugeführt werden können. Anschliessend können die Lieferanten, begleitet vom Stichwort «Neophyten-Tausch», ihre Kontaktdaten an die Gemeinde (info@pgks.ch) übermitteln. Dies berechtigt sie dazu, an der Tauschbörse vom 30. Oktober kostenlos einen einheimischen Strauch oder eine Wildstaude abzuholen. «Unter allen Teilnehmern verlosen wir zudem attraktive Preise», sagt Thomas Bosshart. An der Tauschbörse wird auch Martin Götsch, Umweltingenieur von Blan B, anwesend sein und über Neophyten informieren und das fachgerechte Setzen der Ersatzpflanzen erläutern.

Projekt «Vorteil naturnah»
Martin Götsch ist es auch, der die Gemeinde Kradolf-Schönenberg bei der Umsetzung des Projektes «Vorteil naturnah» begleitet. Das Projekt, an dem sich 23 Thurgauer Gemeinden beteiligen, wurde vom Kanton lanciert. Es dient der Förderung der Biodiversität auf gemeindeeigenen Flächen im Siedlungsgebiet. Gleichzeitig soll die Attraktivität gesteigert und die Unterhaltsarbeiten optimiert werden. «Das Ziel ist es, mit kurzfristigem Mehraufwand längerfristig naturnahe und kostengünstige Freiflächen zu schaffen», fasst Dominik Bosshart zusammen. Martin Götsch hat bei einer Begehung des Gemeindegebietes Flächen ausgemacht, die es zu optimieren gilt und ein Grundlagenpapier erarbeitet, welches der Gemeinderat abgesegnet und beim Kanton eingereicht hat. Die geplanten Arbeiten werden ab sofort bis zum Jahr 2023 von lokalen Unternehmern umgesetzt. Die Kosten von maximal 74 000 Franken teilen sich der Kanton und die Gemeinde Kradolf-Schönenberg je hälftig. Im Preis inbegriffen ist eine Beschilderung der umgestalteten Flächen, welche der Bevölkerung dazu dient, sich über die getätigten Arbeiten zu informieren und die naturnahe Bepflanzung besser kennenzulernen.

Monika Wick