Freitag, 16. August 2019

Erlen. Seit diesem Jahr sind die Pilzkontrolleure der Region wieder zu zweit. Heidi Ulrich, die die Kontrollen bis zu seinem Ausscheiden zusammen mit Thomas Ledergerber ausgeführt hat, teilt sich diese Arbeit nun mit Rolf Schulthess.

Im Sommer und Herbst werden besonders viele Pilze gesammelt. Um die essbaren von den ungeniessbaren oder gar giftigen Exemplaren zu unterscheiden, braucht es viel Fachkenntnis und Erfahrung. Jeder essbare Pilz habe einen giftigen Doppelgänger, sagt Pilzkontrolleurin Heidi Ulrich. Sie warnt davor, Pilze nach Bildern im Internet zu bestimmen. «Es reicht auch nicht, wenn man uns Fotos vom Sammelgut schickt. Aufgrund von Bildern erteilen wir keine Auskunft, denn eine Pilzsorte bestimmt man nicht nur durch ihr Aussehen, sondern auch durch ihre Beschaffenheit, ihren Geruch und ihren Geschmack.» 

Zu zweit, besser erreichbar

Heidi Ulrich ist schon seit 1986 Pilzkontrolleurin. «In einem Herbst gab es einmal besonders viele Pilze. Es interessierte mich, wie die alle heissen, also kaufte ich mir ein Buch und begann Kurse zu besuchen», sagt sie. Die Sulgerin aus Breitenloo war lange in Arbon als Kontrolleurin tätig, danach zusammen mit Thomas Ledergerber im Raum Aach-ThurLand und Amriswil. Thomas Ledergerber hat seine Tätigkeit als Kontrolleur altershalber beendet. Es sei gut, dass sie für die Kontrolle seit anfangs Jahr wieder zu zweit zuständig und damit für die Sammler besser erreichbar seien, sagt Heidi Ulrich. 

Wie alle anerkannten Pilzkontrolleure hat auch Rolf Schulthess, der in Biessenhofen wohnt, den Ausbildungskurs der Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane (VABKO) besucht und eine Prüfung abgelegt. «Schon mit meinen Eltern habe ich Pilze gesammelt. Das Interesse war also schon früh da. Später begann ich mich vertieft mit der Materie zu befassen.» Auch nach bestandener Prüfung müsse man sich laufend weiterbilden, sagt er, von der grossen Erfahrung seiner Kollegin Heidi Ulrich könne er nur profitieren. Denn das Feld ist riesig, allein in der Schweiz gibt es mehr als 5000 Pilzarten. Gegen 100 essbare Pilze sind auf der VABKO-Liste freigegeben. 

Vorschriften beachten 

Die Pilze, die Heidi Ulrich und Rolf Schulthess kontrollieren, kommen nicht immer aus der Region. Das Pilzesammeln ist in der Schweiz kantonal, manchmal sogar kommunal geregelt. Zeitliche und mengenmässige Beschränkungen können also je nach Ort variieren, auch darauf muss man beim Pilzesuchen achten. Kennt man eine Pilzsorte nicht, sollte man idealerweise ein altes und ein junges Exemplar mit dem ganzen Stiel, also nicht abgeschnitten, sondern herausgedreht, zur Kontrolle mitbringen. Die Kontrolleure sortieren nicht essbare Pilze aus und behalten sie zurück. Für die essbaren erhalten die Sammler einen Pilzkontrollschein, auf dem die Sorten mit Gewicht aufgeführt sind und ebenso Empfehlungen zur Verarbeitung und Zubereitung. 

Auch erfahrene Pilzsammler würden die Kontrolle in Anspruch nehmen, sagt Heidi Ulrich. «Einfach um auf sicher zu gehen.» Während einige Pilze köstlich munden, verursachen andere Übelkeit und einige wirken sogar tödlich. Jedoch auch bei den essbaren Speisepilzen finden die Kontrolleure zuweilen Exemplare, die schimmlig sind oder solche mit Wurmbefall, die aussortiert werden müssen. «Einige essbare Pilze, die nicht ganz einwandfrei sind, kann man jedoch dennoch geniessen, wenn man beim Rüsten grosszügig Teile wegschneidet», sagt die Pilzexpertin. 

Nicht zu viel sammeln 

Personen, die mit dem Pilzesuchen beginnen möchten, rät Rolf Schulthess, erst einen Kurs zu besuchen oder an einer Exkursion teilzunehmen. «Unerfahrene Pilzsammler neigen dazu, alles in gros­sen Mengen abzupflücken, was sie im Wald und auf Feldern finden. Dabei sollte man immer nur so viele Pilze einsammeln, wie man für eine Mahlzeit braucht», erklärt der Kontrolleur. «Pilze sind nicht lange haltbar. Sie können zwar eingefroren werden, verlieren dabei aber viel von ihrem guten Geschmack.» 

Hannelore Bruderer

Zuständig für 11 Gemeinden

Die Pilzkontrolleure Heidi Ulrich und Rolf Schulthess sind für 11 Gemeinden zuständig. Es sind dies: Amriswil, Birwinken, Dozwil, Erlen, Hefenhofen, Hohentannen, Kesswil, Kradolf-Schönenberg, Langrickenbach, Sommeri und Sulgen. Kontrollen werden nach telefonischer Voranmeldung durchgeführt. Heidi Ulrich ist unter Telefon 071 642 14 44 / 079 885 14 50 zu erreichen, Rolf Schulthess unter Telefon 079 702 67 61. Die Pilzkontrolle ist für die Sammler kostenlos, die Kontrolleure werden für ihre Arbeit von den angeschlossenen Gemeinden entschädigt. (hab)