Freitag, 23. März 2018

Erlen. 2005 begann die Planung des Projekts Hochwasserschutz Tobelbach. Einsprachen blockierten das Vorhaben während Jahren. Am 5. März ist der Startschuss für die Bauarbeiten gefallen. 

Damit man auch schon sehe, was hier entstehe, habe die Gemeinde Erlen bewusst nicht zum Spatenstich, sondern zur Baustellenbesichtigung drei Wochen nach Baubeginn eingeladen, begrüsste Gemeindepräsident Roman Brülisauer die am Projekt Beteiligten am Rande der gros­sen Baugrube im Wald zwischen Kümmertshausen und Guggenbühl.

Dort entsteht ein Rückhaltebecken, das durch einen rund 70 Meter langen und an seiner höchsten Stelle knapp vier Meter hohen Damm begrenzt wird. Durch das Rückhaltebecken wird das Wasser des Tobelbachs jederzeit kontrolliert in Richtung Erlen abfliessen. Sammelt sich aus dem rund sechs Quadratkilometer gros­sen Einzugsgebiet zu viel Wasser im Bach, so wird es in den 120 Aren hinter dem Damm aufgestaut und fliesst von dort innert wenigen Stunden gedrosselt ab, so dass es im Unterlauf des Baches nicht zu Überflutungen kommen kann. Eine Profilerweiterung am natürlichen Bachunterlauf ist deshalb nicht nötig.Einmal fertiggestellt, funktioniert das Werk selbstregulierend, das heisst, bei Hochwasser müssen keine Schieber bedient werden. Bei Hochwasser werden lediglich Sichtkontrollen durchgeführt.

Hohes Schadenpotenzial 

Urs Fröhlich von der Fröhlich Wasserbau AG aus Frauenfeld hatte bereits vor rund 13 Jahren die Vorstudie zum Projekt ausgearbeitet. Er setzt den Aufwand in Relation zur Schadensverhinderung: «Die Kosten für den Hochwasserschutz Tobelbach mit der Zufahrtsstrasse von Kümmertshausen betragen rund 900 000 Franken. Das Schadenpotenzial bei der Industrie und in den Wohngebieten in Erlen liegt bei einem Extrem-Hochwasser bei geschätzten 52 Millionen Franken.»

Wald gerodet 

Bereits im Winter ist die Stelle für das Hochwasserprojekt gerodet worden. Vor zwei Wochen begannen die Fachleute der Kreis Wasserbau AG aus Weinfelden, die Talsenke in einer Länge von rund 70 Metern auszubaggern. Bereits ist der Bach für die Zeit der Bauarbeiten in einen separat angelegten Kanal umgeleitet worden. Bevor das Einlaufbauwerk betoniert wird, werden Rohre mit rund zwei Metern Durchmesser zur Eindolung des Tobelbaches auf gut 30 Meter Länge gesetzt.

An der engsten Stelle des Tales wird dann der flach ansteigende Damm aufgefüllt. Diese Bauweise verhindert ein Bersten des Dammes bei einem Extrem-ereignis. Über die Krone des Dammes führt künftig ein Fussweg, der Guggenbühl mit Kümmershausen verbindet.

Zum Schluss der Bauarbeiten werden der abgetragene Humus, der derzeit an den Seiten des Baugebietes lagert, wieder vor und hinter dem Damm aufgebracht und mit neuen Bäumen und Sträuchern bepflanzt. Als Letztes werden die Zufahrtsstrassen, die durch den Abtransport des Holzes gelitten haben, wieder instand gestellt. «Sofern das Wetter mitspielt, rechnen wir Ende Juni mit dem Bauende», sagt Projektleiter Urban Fenner von der Fröhlich Wasserbau AG.

Vorteile auch für Birwinken

Das Hochwasserschutzprojekt liegt auf der Grenze der Gemeinden Birwinken und Erlen. Peter Stern, der Gemeindepräsident von Birwinken, nahm deshalb auch an der Baustellenbesichtigung teil. Die Gemeinde Birwinken ziehe zwar keinen direkten Nutzen vom Bauwerk, biete aber gerne Hand zu diesem wichtigen Schutzprojekt, sagte er. «Unsere Feuerwehren arbeiten eng zusammen, da sind wir natürlich auch froh, wenn Notfalleinsätze möglichst vermieden werden können.»

Hannelore Bruderer 

Grosszügiger Beitrag der Versicherung

Die Versicherungsgesellschaft «Mobiliar», verteten durch Generalagent Franz Koller und Versicherungsberater Norbert Schlageter, unterstützt das Hochwasserprojekt Tobelbach in Erlen mit 130 000 Franken. Diese Entlastung der Gemeindefinanzen sei höchst willkommen, sagt Gemeindepräsident Roman Brülisauer. Die «Mobiliar» engagiert sich seit 13 Jahren finanziell an Präventionsprojekten. Schweizweit leistete sie bereits 34 Millionen Franken an 116 konkrete Projekte zur Vorsorge. (hab)

Langwierige Planungsphase

Einige Hürden mussten bis zum Baubeginn des Rückhaltebeckens genommen werden. 2005 wurde eine Vorstudie in Auftrag gegeben. Wegen der sicherheitstechnischen Vorteile gegenüber mehreren Becken einigte man sich 2007 auf ein einziges Becken. 2008 erfolgte bei den Grundeigentümern eine erste Information. In den folgenden Jahren verhinderten Einsprachen das Projekt, es wurde mehrfach angepasst. Nachdem 2016 alle Einsprachen vom Tisch waren, erfolgte 2017 die Bewilligung durch den Kanton. (hab)