Freitag, 16. Mai 2025

Kradolf. Um die steigenden Schülerzahlen in den Griff zu bekommen, muss die Volksschulgemeinde Region Sulgen zusätzlichen Schulraum schaffen. Als Erstes soll dies in Kradolf geschehen.

Wir haben alle dasselbe Ziel. Wir wollen eine optimale, funktionale und zeitgemässe Infrastruktur erarbeiten.» Mit diesen Worten eröffnet Andrea Müller-Richner, Präsidentin der Volksschulgemeinde Region Sulgen, am 8. Mai in der Kradolfer Mehrzweckhalle den Infoanlass. Der Ort ist nicht zufällig gewählt worden, besteht an diesem Schulstandort doch akuter Handlungsbedarf. Infolge rasant steigender Schülerzahlen sind die Raumreserven in Kradolf ausgeschöpft, Lösungen für zusätzliche Klassenzimmer dringend erforderlich. Zusammengesetzte Container, sogenannte «Mobile Schulbauten», stehen wie eine stumme Anklage auf dem Schulareal. Zudem bedarf die in die Jahre gekommene Mehrzweckhalle einer umfassenden Sanierung und Anpassung an die heutigen Bedürfnisse.

Die Schulbehörde hat sich des Problems angenommen und im Sommer 2023 eine Begleitgruppe eingesetzt. Im darauffolgenden Jahr wurde mit externer Unterstützung eine Schulraumanalyse durchgeführt und eine Machbarkeitsstudie für eine Schulraumerweiterung in Kombination mit der Sanierung der Mehrzweckhalle in Auftrag gegeben. In einem ersten Schritt zur Lösung des Problems wird die Schulbehörde an der nächsten Gemeindeversammlung einen Planungskredit in der Höhe von 1,08 Millionen Franken zur Abstimmung bringen. «Es ist keine beschönigte Zahl; wir legen Wert auf Transparenz. Die Kosten basieren auf der Machbarkeitsstudie», erklärt die Schulpräsidentin. Für die Realisierung aller Sanierungs- und Bauarbeiten wird – grob geschätzt – mit einem Gesamtaufwand von rund 13 Millionen Franken gerechnet; der Planungskredit ist in diesem Betrag inbegriffen.

Das ist der Raumbedarf

Michael Bühler erläutert in seiner Funktion als Bauherrenvertreter den Raumbedarf. Benötigt werden demnach je vier zusätzliche Klassenzimmer und Gruppenräume, ein separater Bereich für die Lehrpersonen (Vorbereitung, Schulleitung, Sitzung), diverse Spezialunterrichtsräume, eine Aula, ein Musikraum, Sitzungszimmer für Vereine und Räumlichkeiten für den Verein FAME (familienergänzende Angebote für die ausserschulische Betreuung von Kindern und Jugendlichen). Bühler macht darauf aufmerksam, dass die vorliegende Machbarkeitsstudie nicht mit dem künftigen Bauvorhaben identisch sei. Abweichungen seien nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich. «Was man jetzt sieht, ist noch kein Projekt», betont Bühler. Offen ist folglich auch die Frage, an welcher Stelle auf dem 3640 Quadratmeter grossen Projektperimeter der benötigte Neubau errichtet wird und wie dieser aussehen soll.

Multifunktionalität ist wichtig

Die bisherigen Räumlichkeiten der Mehrzweckhalle sollen «erhalten respektive teilweise in adäquater Weise neu konzipiert werden». Wichtig in diesem Zusammenhang: Die Gemeinde Kradolf-Schönenberg gedenkt, an diesem Standort keine Truppenunterkünfte für die Armee mehr zur Verfügung zu stellen. Das bedeutet, dass Einrichtungen wie Duschen, Garderoben, Küche oder Waschraum disponibel beziehungsweise entsprechend veränderbar sein werden. Grossen Wert legt die Schulbehörde auf die Multifunktionalität der Halle. Sie soll auch künftig für ausserschulische Zwecke zur Verfügung stehen. Auf die Errichtung einer Tiefgarage wird laut Andrea Müller-Richner aus Kostengründen verzichtet. Es gebe zu wenige Anlässe pro Jahr, die eine derartige Investition rechtfertigen würden. Der bestehende Parkplatz entlang der Austrasse solle erhalten und eventuell vergrössert werden. Angestrebt wird nach den Worten der Schulpräsidentin eine «optimale Verdichtung». Die heutigen Aussenplätze sollten nach Möglichkeit nicht tangiert werden.

In der abschliessenden Diskussionsrunde melden sich nur wenige Personen zu Wort. Andrea Müller-Richner nimmt zu den geplanten Gruppenräumen Stellung und gibt zu bedenken, dass der Lehrplan 21 solche Einrichtungen vorschreibe. Eine Aufstockung oberhalb der Garderoben, wie sie von einem Bürger vor­geschlagen wird, wäre bautechnisch schwierig zu bewerkstelligen und hinsichtlich des Schulbetriebs auch nicht optimal, argumentiert die Schulpräsidentin. Sie sagt auch, dass man hinsichtlich der Entwicklung der Schülerzahlen von einem «mittleren Szenario» ausgehe. Es sei jedoch wichtig, die Option auf eine nochmalige Erweiterung des Schulraums zu haben.

Der Terminplan sieht vor, dass nach einer Zustimmung zum Planungskredit als Nächstes der Baukredit beantragt wird. Das könnte im Dezember 2026 der Fall sein. Geben die Stimmberechtigten der VSG Region Sulgen grünes Licht, würden im April 2027 die Bauarbeiten beginnen. Ab diesem Zeitpunkt stünde die Mehrzweckhalle vorübergehend nicht mehr zur Verfügung. Die Inbetriebnahme der sanierten Halle und des Erweiterungsbaus ist für Sommer 2028 vorgesehen. «Es ist ein ambitionierter Zeitplan», räumt die Schulpräsidentin ein. (ggs)