Freitag, 3. April 2020

Honduras. Das Coronavirus wird immer mehr zur Bedrohung. Auch im mittelamerikanischen Honduras leiden die Menschen unter den Folgen. Das in Erlen gegründete Kinderhilfswerk Casa Girasol kümmert sich vor Ort um die Schwächsten. Die Verantwortlichen hoffen auf die Solidarität der hiesigen Bevölkerung. 

Viele Menschen in Honduras kämpften schon vor den aktuellen Ereignissen um ihr Überleben. Und die, die schon vorher nichts hatten, sind nun noch mehr gefährdet», erklärt Alexander Blum, der die Arbeit von Casa Girasol in Honduras leitet. «Trotz Schwierigkeiten werden wir die Kinder und Senioren, die in Heimen oder auf der Müllhalde leben, in dieser Zeit nicht im Stich lassen, denn sie brauchen unsere Hilfe jetzt mehr denn je.»Seit 2006 betreut das Team von Casa Girasol Hunderte Kinder in diversen Kinderheimen und auch die Menschen, die auf der Müllhalde leben und arbeiten. Angesichts der unsagbaren Zustände hat Casa Girasol sämtliche Aktivitäten vorübergehend auf Nothilfe umgestellt. In den nächsten Wochen werde man vor allem versuchen, den Hunger zu stillen.

Versorgung stockt

In Honduras wachsen die Fallzahlen noch langsam an, dennoch trifft die Krise das mittelamerikanische Land schon zu Beginn mit voller Wucht. Das rücksichtslose Vorgehen der korrupten Regierung, die ausbleibende Staatshilfe und die absolute Ausgangssperre führen zu einem Versorgungsengpass und Massenarbeitslosigkeit. «Der Staat erlässt Verbote, bietet aber keine Lösungen. Die Menschen sind sich selbst überlassen», äussert sich Blum besorgt. «Wir müssen jetzt handeln, wenn wir das Leben dieser Menschen retten wollen. Und wir müssen davon ausgehen, dass sich die Lage mit der Ausbreitung des Virus dramatisch verschlechtern wird. Schon vor der Pandemie hatten die Krankenhäuser nicht einmal Schmerzmittel, die sie den Patienten verabreichen konnten. Die Katastrophe ist in diesem von Armut geprägten Land somit vorprogrammiert. Hier werden sehr viele Opfer zu beklagen sein, medizinische und wirtschaftliche», erklärt Blum. Aktuell beschafft Casa Girasol Grundlebensmittel für diverse Kinderheime, Seniorenheime und für die Kinder und Erwachsenen auf der Müllhalde. Die Lebensmittelbeschaffung ist in Zeiten der absoluten Ausgangssperre eine Herausforderung. Alexander Blum hat indessen zwar eine Ausnahmebewilligung und darf sich frei im Land bewegen, doch das ist nur bedingt nützlich, wenn selbst Banken, Tankstellen und Supermärkte geschlossen bleiben. «Wir müssen buchstäblich durch Hintertüren gehen, um Reis, Mais oder Milch für 300 Menschen auf einmal besorgen zu können. Die Nahrungsmittel sind knapp. Um trotzdem ausreichend Lebensmittel von den Produzenten zu erhalten und dafür einen fairen Preis zu bezahlen, braucht es viel Überzeugungsarbeit.»Es ist jetzt besonders wichtig, dass jegliche Hilfe schnell ankommt. Da Casa Girasol direkt Spenden sammelt und selbst vor Ort die Einkäufe erledigen kann, vergehen zwischen Spende und Auslieferung der Nahrungsmittel nur ein bis zwei Tage.

Blum wird vor Ort bleiben

Auf die Frage, ob er versuchen wird, in die Schweiz zurückzukehren, antwortet Alexander Blum nachdenklich: «Ich habe den Kindern und den Mitarbeitern versprochen, dass wir alles Menschenmögliche tun werden, um dort zu helfen, wo die Not am grössten ist. Direkt vor Ort kann ich dieses Versprechen erfüllen und handeln, in der Schweiz wäre ich zwar persönlich sicherer und nahe bei meiner Familie, aber handlungsunfähig. Daher werde ich hierbleiben, auch wenn in wenigen Tagen ein Flugzeug zurück nach Europa geht. Das wird wohl für eine Zeit die letzte Reisemöglichkeit sein – aber mein Platz ist hier.»

(pd)

Spenden

Weitere Informationen zum Hilfswerk finden Interessierte im Internet unter www.casagirasol.ch. Spenden nimmt das Kinderhilfswerk unter Postkonto 85-462791-4 dankend entgegen. (pd)