Freitag, 3. November 2017

Sulgen. Genau heute vor 50 Jahren wurde die Sulger Unterfühung ihrer Bestimmung übergeben. Ein Rückblick von Dorfchronist Erich Hungerbühler erzählt die Geschichte der Entstehung des monumentalen Bauwerks.

«Sulger Untergrund ist jubiläumsreif», sagt Dorfchronist Erich Hungerbühler. Tatsächlich ist es heute auf den Tag 50 Jahre her, dass der damalige Thurgauer Baudirektor Albert Schläpfer in der Strassenunterführung ein Band durchtrennte und sie mit dieser Geste ihrer Bestimmung übergab. Ein Augenblick, der von zahlreichen Automobilisten herbeigesehnt wurde. «Wollte man, wenn die alte Barriere ausnahmsweise einmal nicht geschlossen war, mit einem Tempo von lediglich 10 Kilometern pro Stunde die Gleisanlagen passieren, wurde man heftig durchgeschüttelt oder stiess sogar mit dem Kopf an das Wagendach», berichtet Erich Hungerbühler. Nachdem vorhergehende Projekte immer an den zu hohen Kosten scheiterten, unterbreitete im Jahr 1962 eine Expertenkommission der Öffentlichkeit einen Vorschlag, der die Grundlage für das verwirklichte Projekt bildete. Dennoch sollte es vier weitere Jahre dauern, bis die Interessen des Kantons, der Gemeinde sowie der Schweizerischen Bundesbahn auf einen Nenner gebracht wurden und der Bund seine Kostenbeteiligung in Aussicht stellte.

Umfahrung im Süden
Eine eigens dafür erstellte Umfahrungsstrasse im Südwesten gewährleistete, dass trotz der Bauarbeiten auf der damals grössten Baustelle des Kantons der Verkehr weiter rollen konnte. «Damit die nördlich der Bahnlinie gelegenenen Strassen und das Bahnhofsareal an die neue Strasse angeschlossen werden konnten, musste die Kreuzung sehr nahe beim Ausgang der neuen Unterführung angeordnet werden», erinnert sich Erich Hungerbühler. Dank der Verlängerung des Unterführungsbauwerks gelang es den verantwortlichen Planern, Platz für die Strassenüberführung zu schaffen, was sichere und kreuzungsfreie Verkehrswege gewährleistete.

Verändertes Dorfbild
Mit dem Bau der Unterführung veränderte sich auch das Dorfbild Sulgens. Das Hotel Schweizerhof mitsamt den ­dazugehörigen Ökonomiegebäuden sowie ein kleines Wohnhaus mussten dem Neubau weichen. «In Zusammenarbeit mit den Schweizerischen Bundesbahnen wurde der Bauvorgang derart präzise geplant, dass der reguläre Bahnverkehr zu keiner Zeit gefährdet war», staunt Erich Hungerbühler. Laut dem Dorfchronisten wurde mit den eigentlichen Bauarbeiten im September 1966 begonnen. Während die Arbeiten für das Brückenprojekt anliefen, wurde auf dem nördlichen Abschnitt mit den Strassenbauarbeiten begonnen. «Es mussten grössere Erdmas­sen vom Einschnitt bei der ehemaligen Käserei bis zur Dammbaustelle bewegt werden», erklärt er. Aus diesem Grund war es notwendig, dass der Strassenbauunternehmer immer wieder bereitstand, um die Aushübe auszuführen. Der relativ milde Winter 1966/67 ge­stattete, die Bauarbeiten, wenn auch in verlangsamtem Tempo, mit wenigen Unterbrüchen weiterzuführen. Die erste Programmsitzung des Jahres 1967 zeigte auf, dass aller Voraussicht nach das Ziel, die wesentlichen Bauarbeiten im Laufe des Jahres vollenden zu können, erreicht werden könnte. Die Verantwortlichen sollten recht behalten: Im Mai 1967 zierte ein Aufrichtebäumchen die im Rohbau vollendete Strassenunterführung.

Offizielle Einweihung
Ein weiteres halbes Jahr später, am 3. November 1967, wurde das monumentale Bauwerk im Rahmen eines gross angelegten Tunnelfestes eingeweiht. «Es steht ausser Zweifel, dass mit der Eröffnung des ‹Sulger Untergrundes› ein Projekt verwirklicht wurde, von dem heute noch viele Verkehrsteilnehmer profitieren», ist sich Erich Hungerbühler sicher.

Monika Wick