Freitag, 27. Januar 2023

Kradolf. Bei den Gemeinderats­wahlen in Kradolf-Schönenberg ­treten mehr Kandidierende an als ­Sitze zu vergeben sind. Einzig Gemeindepräsident Heinz Keller hat keinen offiziellen Mitbewerber.

Die Gewissheit, dass dem Gemeinderat Kradolf-Schönenberg in der Legislaturperiode 2023 bis 2027 mindestens zwei, möglicherweise sogar vier neue Mitglieder angehören werden, bewog am 19. Januar rund 100 Interessierte zum Besuch der Wählerversammlung. In der Mehrzweckhalle von Kradolf hatten alle Kandidierenden die Gelegenheit, sich vorzustellen und Fragen zu beantworten. Neben den bisherigen Behördenmitgliedern – es sind dies Gemeindepräsident Heinz Keller (SVP, Kradolf) sowie die Gemeinderatsmitglieder Dominik Bosshart (FDP, Kradolf), Karin Brühlmann (Die Mitte, Schönenberg), Max Staub (FDP, Schönenberg) und Andrea Zuberbühler (parteilos, Neukirch an der Thur) – bewerben sich weitere zwei Frauen und zwei Männer um ein Mandat. Sie ermöglichen damit eine Auswahl. 

Zwei Rücktritte, vier Neue
Die für die Wählerinnen und Wähler attraktive Ausgangslage ist dem Umstand geschuldet, dass die Kradolferin Ursula Kessler (parteilos, Gemeinderätin seit 2004) und der Neukircher Hans Stark (SVP, Gemeinderat seit 2011) ihren Rücktritt per Ende Mai dieses Jahres erklärt haben. Ohne offiziellen Mitbewerber steigt das seit 2016 amtierende Gemeindeoberhaupt von Kradolf-Schönenberg ins Rennen. Der erste Wahlgang ist für den 12. März anberaumt, ein zweiter fände am 16. April statt.

Jürg Köchli, Präsident der Findungskommission und Moderator der Veranstaltung, erteilte den Kandidierenden in alphabetischer Reihenfolge das Wort. Nachdem sich die fünf wieder antretenden Behördenmitglieder vorgestellt hatten, warben Ralph Altwegg (SVP, Jahrgang 1991) aus Kradolf, Andrea Blatter (parteilos, Jahrgang 1982) aus Buhwil, Aldo Ringger (parteilos, Jahrgang 1984) aus Buhwil und Sibylle Treu (EVP, Jahrgang 1968) aus Kradolf um Stimmen.

Altwegg ist Landwirt und Agronom FH, Vater von zwei Söhnen und betreibt mit zwei Angestellten den von den Eltern übernommenen Betrieb mit Schwerpunkt Kartoffel- und Gemüseanbau. In einem Teilpensum ist er in der Bischofszell Nahrungsmittel AG beschäftigt. Er ist Mitglied im TV Schönenberg-Kradolf und fungiert seit sechs Jahren als OK-Präsident des Mammut-Flossrennens auf Sitter und Thur. Er charakterisiert sich als unkompliziert, lösungsorientiert, umgänglich und entscheidungsfreudig. Über politische Erfahrung verfügt Altwegg noch nicht. Die Mitgliedschaft in der SVP begründet er mit einer weitgehenden Übereinstimmung, betrachtet sich aber nicht als Parteisoldat. Altweggs Wunschressort wäre «Öffentliche Sicherheit und Verkehr».

Andrea Blatter ist auf einem Bauernhof im Toggenburg aufgewachsen, seit 15 Jahren in Buhwil zu Hause und Mutter von zwei schulpflichtigen Buben. Sie verfügt über eine breit gefächerte Ausbildung, die vom Beruf der Bäckerin, Konditorin-Confiseurin und dem Besuch der Handelsschule St. Gallen bis hin zur Arbeit in den Bereichen Coaching und Beratung reicht. Aufgrund der vielfältigen Tätigkeiten bescheinigt sich die 40-Jährige eine ausgeprägte Empathie und Sozialkompetenz. Sie sagt von sich, dass sie ohne Scheuklappen durchs Leben gehe. Blatter steht für ihre Meinung ein, kann gemäss eigener Einschätzung aber andere Standpunkte akzeptieren. Die Kandidatin gehört keiner Partei an, fühlt sich weltanschaulich jedoch der Mitte verbunden.

Aldo Ringger ist in Buhwil aufgewachsen und Vater von drei Kindern. Von 2016 bis 2019 hat er den von Kradolf-Schönenberg und Sulgen gemeinsam geführten Werkhof geleitet, weshalb er die Gemeinde in- und auswendig kenne. Für SAM global, eine christliche Non-Profit-Organisation mit Sitz in Winterthur, war er einige Jahre im Ausland tätig. Ringger, der sich als effizient, offen und unabhängig beschreibt, legt grossen Wert darauf, anfallende Aufgaben gemeinsam anzupacken und zu lösen. Auf kommunaler Ebene liegt dem eidg. dipl. Strassenbaupolier eine gute Infrastruktur besonders am Herzen. Der Kandidat ist parteilos, kann sich aber mit dem Programm der EDU identifizieren und stünde für ein bis zwei Amtsdauern zur Verfügung.

Sibylle Treu ist in Basel geboren und hat eine Zeit lang in Ulm gelebt, bis sie 1994 in die Schweiz zurückgekehrt ist. Die studierte Ökonomin ist zweifache Mutter und lebt seit zehn Jahren in Kradolf, wo sie mit ihrem Partner eine Reithalle betreibt und Kinder in die Kunst des Voltigierens einführt. Zu den Stärken der 54-Jährigen gehören Resilienz, Empathie und Sozialkompetenz. Aufgrund ihrer Tätigkeit als Projektleiterin verfügt Treu über einen grossen Strauss an Erfahrungen. In einem Teilzeitpensum ist sie derzeit in Weinfelden für das Schweizerische Rote Kreuz tätig, für welches sie Gastfamilien von ukrainischen Flüchtlingen betreut. Ihre derzeitigen Jobs stünden der Ausübung eines Gemeinderatsmandats nicht im Wege, ist die Kandidatin überzeugt.

Keller ohne Konkurrenz
Heinz Keller bezeichnete in seiner Wortmeldung das Amt des Gemeindepräsidenten als spannende Aufgabe und als persönlichen Gewinn. 

Er habe seit seiner ersten Wahl viel Neues dazugelernt und spüre seitens der Bevölkerung Wohlwollen und Vertrauen. Keller versprach, dafür zu sorgen, dass die eigene Arbeit und jene der Behörde auch für die Gemeinde immer ein Gewinn ist. 

Georg Stelzner