Freitag, 9. August 2019

Mattwil. Um Platz zu schaffen für die Bundesfeier der Gemeinde Birwinken, hatte die Feuerwehr ihre Fahrzeuge aus dem Depot in Mattwil entfernt. Traditionell – mit Festrede, Musik, Funken und Feuerwerk – feierten die Einwohner dort ihren 1. August. 

Geschichtsfakten und nicht den Erhalt einer intakten Natur, wie viele erwartet hatten, setzte Toni Kappeler, der Präsident von Pro Natura Thurgau, ins Zentrum seiner Rede zum 1. August. «Wie Geschichte erzählt wird, prägt die heutige Wahr­nehmung unseres Landes», sagte der Kantonsrat und gab den Einwohnern der Gemeinde Birwinken anhand einiger kurzer Überlieferungen einen Einblick in die Schweiz des 13. Jahrhunderts. 

Sicherheit und Geld

Nicht Unterdrückung und Freiheitskampf seien die Beweggründe der drei Talgemeinschaften Uri, Schwyz und Nidwalden gewesen, sich im Jahr 1291 in einem Bund zusammenzuschliessen, sondern die zwei typisch schweizerischen Tugenden Sicherheit und Geld, erklärte der Redner. Denn nach dem Tod ihres Schutzherrn Rudolf von Habsburg, der für Stabilität und Rechtssprechung sorgte, drohte dem Land Unsicherheit und Faustrecht. Den aufblühenden Handel über den Saumweg durch die Schöllenenschlucht, der Wohlstand versprach, wollten die Urkantone nicht aufs Spiel setzen. Im Bundesbrief sicherten sich die drei Talgemeinschaften gegenseitige Hilfe zu, regelten rechtliche Angelegenheiten, stellten die bestehenden Herrschaftsverhältnisse jedoch nicht infrage. «Die drei Urkantone waren nicht die einzigen, die in dieser Zeit einen Bund schlossen. Bünde gab es beispielsweise auch zwischen den Städten am Bodensee», erklärte Kappeler. «Der Bund der Innerschweiz ist jedoch deshalb speziell, weil er über Jahrhunderte gehalten hat.» Die Mythen von den wehrhaften Eidgenossen, die gegen das Joch der Tyrannei kämpften, sind erst rund 200 Jahre nach dem Bundesbrief entstanden. 

Verträge sichern Wohlstand

Wie in den Zeiten des Bundes der drei Urkantone würden auch heute nicht Abschottung, sondern Weltoffenheit und gute Verträge mit den Nachbarn unserem Land Wohlstand und Sicherheit ­bescheren, sagte Toni Kappeler zum Abschluss seiner Rede. Die Bundesfeier Birwinken, die vom Dorfverein Mattwil organisiert worden war, endete mit einem Funken und viel Feuerwerk.

Hannelore Bruderer