Freitag, 26. September 2025
Kradolf-Schönenberg. Mit Handschuhen, Zangen und Müllsäcken ausgerüstet, zogen 175 Kinder der Primarschulen Schönenberg und Kradolf los, um ihre Dörfer von Abfall zu befreien. Beim Clean-Up-Day lernten die Schülerinnen und Schüler spielerisch, wie wichtig Umweltschutz ist – und gaben den Erwachsenen ein Vorbild.
Am letzten Freitagmorgen war in Kradolf und Schönenberg einiges los: Statt Rechnen und Schreiben standen Umweltschutz und Teamarbeit auf dem Stundenplan. Rund 175 Kinder aus neun Klassen, vom Kindergarten bis zur sechsten Klasse, machten sich im Rahmen des Clean-Up-Days auf den Weg, um ihre Dörfer von Abfall zu befreien. Ausgestattet mit Zangen, Handschuhen und Müllsäcken schwärmten die Schülerinnen und Schüler aus. Jede Klasse hatte zuvor eine feste Route zugeteilt bekommen. Zwei Stunden lang durchkämmten die Kinder Strassen, Plätze, Spielwiesen und Waldränder. Am Ende stapelten sich die vollen Säcke auf dem Pausenplatz – ein sichtbares Zeichen dafür, wie viel Müll in nur wenigen Stunden zusammenkommt.
Kleine Hände, grosse Effekte
«Erfahrungsgemäss finden wir vor allem kleineren Abfall, allen voran Zigarettenstummel oder Verpackungen», erklärte Lehrer Jeffrey Brunner, der den Einsatz koordinierte. «Es ist jedes Jahr eindrücklich und auch ernüchternd, wie viel Abfall wir finden.» Auch grössere Fundstücke wie leere Bierkartons seien dabei, Sperrmüll wie Möbelstücke je
doch selten. Die Kinder gingen hoch motiviert ans Werk. Viele waren überrascht, wie viele Abfälle sie auf kurzen Strecken sammelten. Für die Jüngeren war es fast ein Abenteuer – Müllzangen schnappen, Abfall in Säcke stopfen und stolz zeigen, was alles gefunden wurde. Für die Älteren verband sich das mit einer ernsten Botschaft: Umweltverschmutzung passiert vor der eigenen Haustüre.
Lernen fürs Leben
Brunner betont, wie wichtig es ist, Kinder früh für das Thema zu sensibilisieren: «Es ist uns als Schule ein grosses Anliegen, bereits die jüngsten Kinder auf Probleme des Litterings aufmerksam zu machen und eine Möglichkeit aufzuzeigen, was man als Einzelperson dagegen unternehmen kann.» Der Effekt sei spürbar: «Kurz- und mittelfristig ist der Effekt meiner Meinung nach gross. Die Kinder achten in den nächsten Wochen und Monaten sehr auf ihr eigenes Verhalten und machen auch Erwachsene auf Fehlverhalten aufmerksam.» Gerade dieser Perspektivenwechsel sei wertvoll. «Es wirkt anders, wenn man von seinem eigenen Kind auf sein Fehlverhalten aufmerksam gemacht wird, als wenn man einfach nur eine Ordnungsbusse erhält.» Die Aktion bleibt nicht singulär. Auch im Unterricht taucht das Thema regelmässig auf – sei es im Sachunterricht, auf Ausflügen oder im Pausenalltag. Nachhaltigkeit will gelernt und gelebt sein. Ohne die Unterstützung der Gemeinde wäre der Clean-Up-Day kaum möglich gewesen. Sie stellte Handschuhe, Müllsäcke und Zangen zur Verfügung. Nach der Aktion sammelten Mitarbeitende des Werkhofs den Abfall ein und entsorgten ihn fachgerecht. Für die Schule fielen keine zusätzlichen Kosten an. Dass Kinder den Müll anderer Leute wegräumen, mag kritisch erscheinen. Doch Brunner sieht das pragmatisch: «Natürlich kann man sich fragen, warum Kinder den Müll anderer Leute aufräumen müssen. Aber für uns ist entscheidend, dass sie lernen, Verantwortung zu übernehmen – und dadurch auch Erwachsene sensibilisieren können.»
Botschaft mit Strahlkraft
Am Ende des Vormittags standen müde, aber stolze Kinder auf den Pausenplätzen. Für viele war es ein Erlebnis, das in Erinnerung bleibt. «Wenn wir alle unseren Beitrag an eine sauberere Welt leisten, dann schaffen wir eine Welt, in der es sich in Zukunft zu leben lohnt», fasst Brunner die Botschaft des Tages zusammen. «Umweltschutz betrifft jeden – und jeder Einzelne kann einen wichtigen Beitrag leisten, sei er noch so klein und unscheinbar.»
Für die Kinder von Kradolf und Schönenberg ist klar: Sie haben ihren Teil beigetragen. Und vielleicht denken die Erwachsenen in Schönenberg und Kradolf das nächste Mal daran, bevor sie achtlos etwas wegwerfen – weil ihre Kinder es ihnen vorgemacht haben.