Freitag, 23. Mai 2025

Sulgen. Der Jugendruum im Auholzsaal erfreut sich grosser Beliebtheit und leistet wichtige Integrationsarbeit. An der Delegiertenversammlung informierten die Jugendarbeiter über das vergangene Jahr. Bekannt wurde auch, dass ein Wechsel im Team bevorsteht.

Die Geschäfte wie Jahresrechnung 2024 und Budget waren schnell abgehandelt am Donnerstagabend vor einer Woche. Präsident Urs Hartmann führte speditiv durch die Delegiertenversammlung des Vereins, welcher niederschwellig Jugendarbeit für die Region Sulgen und Kradolf-Schönenberg anbietet. Mehrfach dankte Hartmann dem Team und hob die sehr gute Zusammenarbeit mit diesem hervor. «Werft mal einen Blick hinein», empfahl er den Anwesenden. «Es ist beeindruckend, wie viel dort los ist.»

Publikum hat zugenommen

Leiter Roman Kernen berichtete über das Jahr 2024, dem ersten Jahr mit neuem Namen, neuem Logo und neu gestalteten Räumlichkeiten. Insgesamt 3781 Kinder und Jugendliche wurden gezählt. «Durchschnittlich sind das 32 Gäste pro Tag», sagte Kernen. «Das entspricht einem Zuwachs von fast 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Sehr gute Zahlen.» Auch im laufenden Jahr sei der Jugendruum beliebt und wurde von durchschnittlich 25 Gästen besucht.

Grundsätzlich gehe es im Jugendruum anständig zu, führte Kernen aus. Doch müsse man als Jugendarbeiter auch mit negativer Energie zurechtkommen. «Die Teenager wollen ihre Grenzen austesten», sagte er. «Das ist ganz normal.» Von den Gästen haben mehr als 80 Prozent Migrationshintergrund. «Wir leisten wichtige Integrationsarbeit», stellte Kernen vor diesem Hintergrund fest. «Denn zuhause, das merkt man, herrscht bei vielen eine andere Kultur.»

Auf vier Jungs kommt ein Mädchen. Diese Zusammensetzung könnte ausgeglichener sein, jedoch sei er grundsätzlich froh über den grossen Zuspruch. Bewährt habe sich, einen Tag nur für Mädchen und einen Tag nur für Jungs anzubieten. In einem solchen geschützten Rahmen entstünden offenere Gespräche bei beiden Geschlechtern.

Kernen berichtet anschaulich aus dem Alltag der Treffs. So sei eine der ersten Wünsche im Meitlitreff gewesen, die Jungs einzuladen, damit diese sich von den Mädchen schminken liessen. Es gelang schliesslich, die «harten Kerle» zu überreden. Am Ende hatten alle zusammen Spass und vermeintliche Machos konnten ihre lockere Seite zeigen.

Insgesamt fanden im 2024 eine Vielzahl von Aktionen statt. Kernen erwähnte den Clean-Up-Day, an dem mit 50 Jugendlichen eine neue Rekordteilnahme erreicht wurde, den Präventionsnachmittag mit der Jugendpolizei zum Thema sexuelle Belästigung und die Olympiade. Ab April war Roman Kernen zudem in einem kleinen Pensum aufsuchend unterwegs. Im Raum Sulgen / Kradolf-Schönenberg habe er regelmässig bekannte und unbekannte Jugendliche und junge Erwachsene getroffen und mit ihnen über ihre Bedürfnisse geredet oder sie bei Konflikten und Krisen unterstützt. «Bei solchen Begegnungen kommen bestimmte Themen, etwa Littering, immer wieder auf», berichtete Kernen. «Wenn man ihnen die Problematik erklärt, dann verstehen sie es auch.»

Der Jugendruum, das erläuterte Kernen, ist bei den Besucherinnen und Besuchern beliebt als Ort, an dem sie sich selbst sein, an dem sie chillen können. Der Raum sei «ihr Revier». Das Team auf der anderen Seite dränge sich nicht auf. «Wir sind jedoch mehr als nur Türöffner», stellte der Jugendarbeiter klar. Man müsse ein offenes Ohr, echtes Interesse, Humor und Flexibilität mitbringen – und ganz wichtig: Authentizität.

Rechte- und Schutzkonzept

Vom neuen Rechte- und Schutzkonzept berichtete danach Lavinia Rinaldi. Das Konzept dient dazu, Kinder und Jugendliche vor Übergriffen zu schützen und legt fest, wie beispielsweise Amtsmissbrauch erkannt und vorgebeugt wird. In der Jugendarbeit seien solche Konzepte, im Gegensatz zu Schulen oder anderen Institutionen, noch wenig verbreitet oder gar verbindlich, teilte Rinaldi mit. Der Jugendruum ist damit in gewisser Weise Vorreiter.

Wechsel im Team

Wie Präsident Hartmann im Anschluss informierte, verlässt Lavinia Rinaldi auf Ende Juli das Team, weil ihr eine Stelle als Schulsozialarbeiterin an ihrem Wohn­ort angeboten wurde. Der Präsident bedauerte den Abgang, denn die Jugendarbeiterin habe sehr gute Arbeit geleistet und einen guten Draht zu den Jugendlichen gehabt.

Dann standen noch Wahlen sowie Ehrungen und Verabschiedungen auf dem Plan. Der Sulger Gemeinderat Erwin Dreier wurde nach zehn Jahren im Vereinsvorstand verabschiedet, ebenso Philip Messmer von der Schulbehörde der VSG, welcher zwei Jahre lang mitwirkte. Ihre Nachfolger sind der Sulger Gemeinderat Jürg Bruggmann und Schulbehördenvertreterin Marion Neukomm-Baumann. Neu in den Vorstand gewählt wurde zudem Ralph Altwegg, Gemeinderat von Kradolf-Schönenberg. Erwin Dreier appellierte an die Sulger Anwesenden, für die kommende Gemeindeversammlung zu mobilisieren, um dort für den beantragten neuen «Fonds für Gesellschaft, Familien, Jugend und Freizeit» zu stimmen. «Damit Einrichtungen wie der Jugendruum auch in finanziell schlechten Zeiten auf sicheren Füssen stehen», so seine Begründung.

Präsident Hartmann schloss die Versammlung mit einem Ghandi-Zitat: «Die Zukunft hängt davon ab, was wir heute tun.»

Stefan Böker