Freitag, 17. April 2020
Bürglen. Mit der Bepflanzung der Wiesenstreifen entlang des Kanals setzt die Thurkraftwerk AG ein Zeichen für mehr Biodiversität. Ausgeführt hat die Arbeiten ein Team des Forstreviers Mittelthurgau.
Kaspar Böhi, Geschäftsführer der Thurkraftwerk AG, sagt, er sei vor allem durch die Lancierung der Aktion «Mission B» des Schweizer Radio und Fernsehens SRF auf das Thema der schwindenden Artenvielfalt in unserem Land aufmerksam geworden. Die Aktion, die im Frühling 2019 gestartet wurde, ermuntert alle dazu, mit guten Ideen und durch eigene Taten etwas gegen das Artensterben zu tun. Entlang der Kanal- und Kraftwerkanlage Säge in Bürglen gibt es einige nur bedingt nutzbare Flächen. An unzugänglichen Stellen liegen sie brach, an anderen Stellen wurde das Gras jährlich gemäht und entsorgt. Manchmal lassen auch Schafhalter ihre Tiere auf dem Gelände weiden. Der Aufwand dafür sei jedoch gross und so habe auch diese Flächennutzung in den letzten Jahren abgenommen, sagt Böhi.
Gemeinsame Planung
Angeregt durch «Mission B» nahm Kaspar Böhi mit dem Forstamt Mittelthurgau Kontakt auf, mit dem er auch schon in anderen Bereichen zusammengearbeitet hatte. Gemeinsam wurde ein Projekt zur Schaffung von mehr Biodiversität im Kanalbereich ausgearbeitet. «Wir haben am Dienstag mit der Bepflanzung begonnen, schon fast ein bisschen spät, da die Vegetation in diesem Jahr bereits früh eingesetzt hat», sagt Böhi. Da auch Regen derzeit ein rares Gut ist, muss die Neubepflanzung entsprechend sorgfältig gepflegt werden, damit die Wurzeln anwachsen. Förster Fabian Schrämmli vom Forstrevier Mittelthurgau ist verantwortlich für die Planung und Umsetzung des Vorhabens. Beim Projekt wird die Thurkraftwerk AG vom Kanton Thurgau unterstützt. Der Kanton sponsort die 555 Stauden und Sträucher, die in diesen Tagen zwischen dem Kraftwerk und der Brücke Kanalstrasse gesetzt werden. Die Thurkraftwerk AG übernimmt die Kosten für Arbeit und Pflege. «Rechnet man die Anzahl Stauden auf die Fläche hoch, so bedecken sie rund 1240 Quadratmeter», sagt der Förster. Während den zwei Tagen, die für den Einsatz eingeplant sind, wird das Team des Forstreviers auch von einem Angestellten der Thurkraftwerk AG unterstützt.
Raum für Kleinstlebewesen
Es sind alles einheimische Stauden, die gepflanzt werden, darunter Eibe, Gemeiner Schneeball, Pfaffenhütchen, Holunder, Geissblatt, Heckenrose und viele mehr. «Wir legen Hecken von 15 bis 25 Metern an, die dann von ebenso langen Wiesenstrecken unterbrochen werden», erklärt Fabian Schrämmli. «Die grosse Vielfalt der Pflanzen bietet vielen verschiedenen Kleintieren, Vögeln und Insekten einen Lebensraum.» Wo es der Platz zulässt, werden auch einige neue Bäume gepflanzt. Dass im Herbst durch die zusätzlichen Stauden mehr Laub ins Kraftwerk gelangt, beunruhigt den Kraftwerkbesitzer nicht. «Laub wird jetzt schon viel angeschwemmt, darauf sind wir vorbereitet. Schwieriger ist es mit dem Algenbewuchs im Kanal, der, so vermute ich, durch die heissen Sommer stark zugenommen hat.» Die Neubepflanzung soll zwar in erster Linie dem Erhalt der Artenvielfalt dienen, sie soll das Gelände aber auch optisch aufwerten. Auch darauf wurde bei der Planung Wert gelegt. Nun sind die Stauden gesetzt, ein erster Schritt ist getan. Bis sie heranwachsen und sich darin neue Arten ansiedeln, wird es jedoch noch einige Zeit dauern.
Hannelore Bruderer