Freitag, 3. August 2018

Riedt. Mit Elsi Steiner hielt eine gebürtige Holländerin die 1.-August-Ansprache der Gemeinde Erlen. Im Festzelt in Riedt erklärte sie, was es braucht, um in der Fremde eine zweite Heimat zu finden. 

Als Elsi Steiner 1974 als 18-Jährige aus dem südlichsten ­Zipfel der Niederlande nach Oberriet kam, um ein Jahr als Au-pair zu arbeiten, hätte sie nie gedacht, dass sie für immer hierbleiben und hier ihren Ehemann kennenlernen würde. Doch es kam genauso. Eines wusste sie jedoch schon sehr rasch: «Mir hat der damals noch viel ländlichere Thurgau schon sehr gut gefallen.» Dennoch habe sie anfangs ab und an das Heimweh geplagt, welches jedoch immer weniger wurde, je länger sie hierblieb und – sich dabei im Dorfleben integrierte. 

Langsamer Prozess

Irgendwann, so erzählte Steiner vor rund 200 Personen im Festzelt an der Oberfeldstrasse 11, sei sie nach den Ferien im Sulger Kreisel Richtung Riedt abgebogen und habe sich dabei beim Gedanken erwischt, wie schön es doch sei, nun wieder nach Hause zu kommen. Dieser Prozess sei zwar schleichender Natur, dafür aber unumkehrbar gewesen. Genauso wie auf einmal der Moment gekommen sei, in dem sie fand, dass «Ausländer die anderen» seien, aber nicht sie selbst sei. 

Zweimal Heimat gefunden

Natürlich sei die Niederlande nach wie vor ihre Heimat, doch Riedt sei dies nicht weniger. Im Gegenteil: «Ich habe das Glück, zweimal eine Heimat zu haben.» Dieses Glücksgefühl sei jedoch nicht gratis erhältlich, sondern erfordere, dass man selbst dazu bereit sei, einiges der Gemeinschaft zurückzugeben. Sei es durch Nachbarschaftshilfe oder beim Mitwirken in den Vereinen oder in anderen Institutionen.

Christoph Lampart