Freitag, 28. Dezember 2018

Sulgen. Seit 36 Jahren führt Bruno Willi die Bäckerei an der Hauptstrasse 24 in Sulgen. Morgen schliesst er sein Geschäft mit
einer «Uusbachete». 

Kurz vor Weihnachten sieht es in der Bäckerei-Konditorei Willi noch nicht nach Geschäftsaufgabe aus. Die Regale im Laden sind gut gefüllt, im Treppenhaus, das zur Backstube führt, stapeln sich Kartons mit Gebäck, bereit zur Auslieferung. Mit 62 Jahren ist Bruno Willi noch nicht im Rentenalter, er hört frühzeitig auf. «Ich hatte im letzten Jahr gesundheitliche Probleme. Da nahm ich mir vor, mir künftig etwas mehr Zeit für mich selbst zu nehmen.» Dass eines seiner vier Kinder die Firma weiterführen würde, stand nicht im Raum. «Sie haben andere Berufe erlernt», sagt Willi. Dafür hat er Verständnis, war die Situation in seiner Jugend ganz ähnlich. «Ich war der vierte von vier Buben und wie meine Brüder wollte auch ich den elterlichen Bauernhof in Graltshausen nicht übernehmen», blickt Bruno Willi zurück. «Ich wollte Bäcker werden und bekam bei der Bäckerei Mohn in Berg eine Lehrstelle.» 

Früh selbstständig

Durch seinen Beruf kam er in Kontakt mit dem damaligen Inhaber seines heu­tigen Geschäfts. «Herr Bischofberger wollte seinen Betrieb verkaufen und fand, das wäre etwas für mich. Meine Eltern unterstützten mich finanziell, ich war ja erst Mitte zwanzig. So kam ich 1982 nach Sulgen.» Seine Firma erweiterte Willi in den Folgejahren mit den Dorfläden Schönenberg und Buhwil, letzteren führte er bis 2016. Mit seinem jahrzehntelangen Engagement im Berufsverband und der Gewerbeschule trug Bruno Willi zur Weiterentwicklung in seiner Branche bei. Selber bildete er während seines Berufslebens 40 Lernende aus. 

Trotz wachsender Konkurrenz auf dem Platz Sulgen ist es dem Bäckermeister mit seinem zehnköpfigen Team gelungen, sich gut zu behaupten. «Als bekannt wurde, dass die Bäckerei Mohn AG in Sulgen neu baut, machte mir das anfangs schon etwas Sorgen», gesteht Bruno Willi ein. «Schnell stellte sich heraus, dass das unbegründet war. Wir sind weiterhin gewachsen.» Punkten kann die Bäckerei-Konditorei Willi mit ihrem treuen Kundenstamm, ihren Spezialprodukten und ihrer Flexibilität. «Wenn jemand noch schnell etwas braucht, machen wir es eben», sagt Bruno Willi. 

In seinem neuen Lebensabschnitt bleibt der Frührentner weiter aktiv. «Ein Nachteil in meinem Beruf ist, dass man das, was man produziert, kurz darauf nicht mehr sieht», sagt er. Deshalb freue er sich darauf, seine ältere Liegenschaft in Teufen in Eigenregie umzubauen und so etwas Bleibendes zu schaffen. Auch in seine Hobbys Modellflugzeuge und Gleitschirmfliegen will er mehr Zeit investieren. In die Backstube, die er im ­Untergeschoss seiner Bäckerei belassen will, wird es ihn spätestens im Herbst wieder zurückziehen. «Meine Lebkuchenspezialitäten sind beliebte Geschenke zu Weihnachten und zum Jahreswechsel. Diese werde ich weiterhin produzieren», sagt er.

Neuer Wohnraum 

Mit einer «Uusbachete» am 29. Dezember verabschieden sich Bruno Willi und sein Team. Das Geschäft in Sulgen schliesst danach, der Laden wird in eine Wohnung für Bruno Willis Sohn und dessen Familie umgebaut. Den Dorfladen Schönenberg übernimmt ab Neujahr Stefan Bachmann, der Inhaber von «Dä Beck Strassmann». «Alle meine Mitarbeitenden haben eine Anschlusslösung, das ist mir besonders wichtig», sagt Bruno Willi. 

Hannelore Bruderer