Freitag, 28. Januar 2022

Sulgen. Im Sulger Oberdorf führt Elisabeth Brügger einen Secondhand-Bücherladen. Einerseits wirkt sie mit ihm der Wegwerfmentalität entgegen, andererseits unterstützt sie mit dem Erlös einen gemeinnützigen Verein. 

«Nimm eine Auszeit, lies ein Buch», steht auf der Tafel geschrieben, die deutlich sichtbar vor dem Haus an der Kirchstrasse 26 steht. Weniger offensichtlich ist dagegen, dass sich in dem Gebäude ein kleiner, gemütlicher Bücherladen befindet, der genug Lesestoff für viele erholsame Auszeiten bietet. «Im kommenden Mai besteht der Laden seit 16 Jahren», sagt Elisabeth Brügger, Besitzerin des Ladens. 

Alles, was das Herz begehrt
Bevor Elisabeth Brügger ihren Laden eröffnete, betreute sie mit ihrem Mann im Kirchgemeindehaus einen Büchertisch. «Damals wurden wir öfters gefragt, ob wir gebrauchte Bücher annehmen würden», erklärt die 63-Jährige. Anfangs bestand die Möglichkeit, die gespendeten Bücher in einem Regal im Kirchgemeindehaus zu lagern.
Als Elisabeth Brüggers Söhne aus dem Elternhaus ausgezogen waren, reifte die Idee, die leer gewordenen Zimmer mit Büchern zu füllen. Ein Schreiner und Elisabeth Brüggers Mann sorgten für eine funktionale Bemöbelung der beiden Räume. Heute reiht sich in den Regalen Buch an Buch, die Elisabeth Brügger fein säuberlich nach Art und Autor einsortiert hat. In ihrem Angebot befinden sich Bestseller, Krimis, Koch- und Bas­telbücher, Literatur zu Gesundheit und Psychologie, Fachbücher zu verschiedenen Themen, Kinder- und Jugendbücher sowie christliche Literatur – kurzum alles, was das Herz begehrt. Sollte ein Buch nicht erhältlich sein, macht sich Elisabeth Brügger auf Börsen auf die Suche danach und freut sich, die Wünsche ihrer Kunden so doch noch erfüllen zu können. Ergänzt wird das Sortiment durch CDs, DVDs oder Hörbücher.
Wenn die fünffache Mutter über Bücher spricht, spürt man, wie sehr sie ihr am Herzen liegen. «Ich lese selber gerne und liebe es, sie in Händen zu halten und darin zu blättern», sagt sie. Der Gedanke, das Bücher weggeworfen werden könnten, stimmt sie traurig, umso mehr freut sie sich, mit ihrem Laden der Wegwerfmentalität ein wenig entgegenwirken und gleichzeitig Gutes tun zu können.

Erlös für Hilfswerk
Die Bücher, die Elisabeth Brügger verkauft, bekommt sie allesamt geschenkt, was es ihr ermöglicht, sie für kleine, einstellige Beträge zu veräussern. Den Erlös aus dem Bücherverkauf lässt sie vollumfänglich dem Verein Baraza zukommen, der Strassenkindern, Flüchtlingskindern und ehemaligen Kindersoldaten in der Demokratischen Republik Kongo ein menschenwürdiges Leben ermöglicht.
Zwischen einer und fünfzehn Stunden wöchentlich wendet Elisabeth Brügger für ihren Bücherladen auf. Daneben unterrichtet sie Kinder in Religion, arbeitet im Garten, hütet Enkel oder besucht ihren Vater. Ganz besonders schätzt sie auch den Kontakt und die Gespräche mit Menschen, die ihren Bücherladen besuchen. Zu Letzterem serviert Elisabeth Brügger auch gerne mal einen Kaffee, der am kleinen Tisch im hinteren Teil des Ladens genossen werden kann.
Über feste Öffnungszeiten, in denen Bücher abgegeben oder gekauft werden können, verfügt der Bücherladen nicht. «Immer wenn die Tafel vor der Türe steht, ist er geöffnet», erklärt Elisabeth Brügger. 

Monika Wick