Freitag, 21. Januar 2021

Heldswil. Marianne und Fritz Huber reisten im Dezember für das Hilfswerk «Licht im Osten» nach Rumänien. Mit einem achtköpfigen Team verteilten sie Weihnachtspakete an hilfsbedürftige Kinder und Erwachsene. 

Jedes Jahr verlassen um die 130 000 Weihnachtspakete die Schweiz Richtung Osten. Sie werden im Rahmen der «Aktion Weihnachtspäckli» von vier christlichen Hilfswerken gemeinsam gesammelt. Eines davon ist Licht im Osten (LIO). «Die Arbeit von Licht im Osten hat uns überzeugt», sagen Marianne und Fritz Huber. «Licht im Osten arbeitet mit lokalen Personen vor Ort zusammen, versorgt Hilfsbedürftige unkompliziert mit praktischen Dingen und fördert die Bildung von jungen Menschen.» Das Paar aus Heldswil war früher auch einige Jahre karitativ in Afrika tätig. «Da haben wir auch andere Hilfsmodelle kennengelernt, bei denen wir uns mitunter gefragt haben, ob sie zielführend sind», blickt Fritz Huber zurück. 

Grünes Licht für die Reise

Die Pakete aus der «Aktion Weihnachtspäckli» werden an verschiedenen Orten in der Schweiz zwischengelagert und dann per Lastwagen bei ausgewählten Kirchgemeinden in den Empfangsländern angeliefert. Von dort erfolgt dann die Feinverteilung. Den Grossteil der Pakete verteilen die lokalen Partner der Hilfswerke direkt in ihren Gemeinden, doch ein kleiner Teil wird jeweils von freiwilligen Helfern aus der Schweiz überbracht. Als leitende Personen eines achtköpfigen Teams sind Fritz und Marianne Huber am 26. Dezember nach Rumänien gereist. «Lange war es wegen der Pandemie nicht klar, ob die Reise stattfinden würde. Die anderen Reisen in die Ukraine und Moldawien mussten abgesagt werden», sagt Fritz Huber. Obwohl die Verteilung zwar auch ohne eine Delegation aus der Schweiz funktionieren würde, so werde deren Anwesenheit doch sehr geschätzt. «Die Beschenkten reagieren ganz anders, wenn sie erfahren, dass wir extra aus der Schweiz angereist sind, um ihnen eine Freude zu machen», so Huber. «Für die lokalen Helfer ist der Besuch eine Anerkennung und Wertschätzung ihrer Arbeit.» Auf seiner Tour wurde das Team vom lokalen Pastor und einem Dolmetscher begleitet. «Teils waren das lange Fahrten, um zu den Hilfsbedürftigen zu gelangen», sagt Marianne Huber. Überhaupt dürfe man so einen Hilfseinsatz nicht mit einer Vergnügungsreise verwechseln. «LIO organisiert zwar die Reise, für die Reisekosten muss jeder Teilnehmende aber selber aufkommen. Übernachtet wird in den Privathäusern unserer Gastgeber, das heisst auch, dass sich mehrere ein Zimmer teilen müssen.» Der vorübergehende Verlust von Luxus ist aber nicht zu vergleichen mit den Lebens- und Wohnsituationen, denen die Bedürftigen, die das Team besuchte, permanent ausgesetzt sind. «Die Armut, die wir bei den Beschenkten in Rumänien angetroffen haben, ist oft eklatant», sagt Fritz Huber. 

Kaum Schutz vor Kälte 

Huber und nennt einige Beispiele: «Im Häuschen einer alten Frau rinnt der Regen durch das Dach. Sie hat kein Geld, es reparieren zu lassen. Mancherorts fehlt das Geld für Heizmaterial. Die Menschen hüllen sich in alle Kleider, die sie haben, um sich warm zu halten. Einige haben keine richtigen Schuhe und gehen auch im Winter in Sandalen nach draussen.» Das Team hat auch eine fünfköpfige Familie angetroffen, die sich ein einziges Zimmer teilt. Darin wird gekocht, gegessen und geschlafen. Künstliches Licht liefert nur eine Taschenlampe, denn das Zimmer hat keinen Stromanschluss. «Von Licht im Osten erhält jede Delegation 1000 Franken, die sie für Projekte nach ihrem Gutdünken einsetzen darf. Wir haben uns entschlossen, einen Teil dieses Geldes dafür zu verwenden, die Wohnsituation dieser Familie zu verbessern», erklärt Fritz Huber. Für halbwüchsige Kinder, die in einem armutsbetroffenen Weiler wohnen, soll ferner eine Lehrkraft gesucht werden, die ihnen das Lesen und Schreiben beibringt, da sie keine Schule besuchen können. «Es ist happig, was unsere Gruppe auf dieser Reise an Armut angetroffen hat», sagt das Ehepaar Huber. «Um das Erlebte zu verarbeiten, haben uns die Gespräche geholfen, die wir abends im Team führten.» 

Musik öffnet Herzen

Nebst dem Einblick in das schwierige Leben dieser Menschen hat die Gruppe aber auch viel Schönes erfahren. «Eine junge Frau in unserem Team spricht etwas rumänisch und hat auch Lieder in dieser Sprache gesungen. Musikalisch begleitet wurde sie von anderen Teammitgliedern, die Gitarre, Querflöte und Mundharmonika spielen», sagt Marianne Huber. Die Musik und der Gesang hätten viel dazu beigetragen, um anfängliches Misstrauen abzubauen. So sei auch das Eis in einer Roma-Siedlung schnell gebrochen worden. Bei schlechtem Wetter unter freiem Himmel wurde mitgeklatscht, mitgesungen und der Weihnachtsgeschichte gelauscht, die die Teammitglieder vortrugen. Dann wurden die Pakete und Kalender mit Schweizer Landschaften und dem Aufdruck eines Bibelspruchs in der Landessprache verteilt. In einem solchen Moment wurde Marianne Huber dann vom Zufall überrascht. «Wenn man denkt, wie viele Tausend ­Pakete in verschiedene osteuropäische Länder geliefert wurden, so erwartet man nicht, dass ausgerechnet ein Stapel der Päckchen aus Sulgen vor einem steht. Aber sie waren da – ich habe sie sofort an unserem Geschenkpapier erkannt!», lacht Marianne Huber. 

Hannelore Bruderer