Freitag, 27. September 2019

Hohentannen. Seit Juni ist Lukas Hoffmann Gemeindepräsident von Hohentannen. Der 59-Jährige versteht sich als Dienstleister. 

Hat Sie in den ersten 100 Tagen Ihrer Amtszeit etwas überrascht oder vielleicht sogar verwundert?

Lukas Hoffmann: Nein, ich fühle mich in meinen Erwartungen bestätigt. Hohentannen ist eine sehr dynamische und selbstbewusste Gemeinde, die auch eine grosse Eigenleistung erbringt. Negative Überraschungen habe ich nicht erlebt.

Die Wahl des neuen Hohentanner Gemeindepräsidenten ging nicht ohne Nebengeräusche über die Bühne. Haben sich die Wogen inzwischen geglättet?

Hoffmann: Ich glaube, sagen zu dürfen, dass dem so ist. Die Wogen sind vor allem deswegen hochgegangen, weil sich eine Ungewissheit eingestellt hat. Mittlerweile ist man in der Gemeinde aber wieder im Alltag angekommen.

Wie sind Sie in der Gemeinde aufgenommen worden? Ist Ihnen nach einem Vierteljahr der Schritt zum Einheimischen schon gelungen?

Hoffmann: Ein Einheimischer kann und will ich nicht sein. Das muss man meiner Meinung nach auch nicht anstreben. Einheimischer zu sein, das ist ein Privileg jener Leute, die hier aufgewachsen sind. Ich habe mich mit der Bevölkerung aber dahingehend verständigt, dass wir uns mit «Du» anreden. So etwas erleichtert die persönlichen Kontakte.

Als Gemeindepräsident sind Sie verpflichtet, an Ihrem Arbeitsort Wohnsitz zu nehmen. Wie weit sind Ihre Umzugspläne gediehen?

Hoffmann: Ich bin am 21. September, also letzten Samstag, von Balterswil nach Hohentannen übersiedelt und im «Hirschen» eingezogen.

Wie gut kennen Sie die Gemeinde Hohentannen inzwischen? Haben Sie bereits einen Lieblingsort?

Hoffmann: Ich bin mit der Gemeinde schon recht gut vertraut. Aber natürlich gibt es für mich auch immer noch etwas Neues zu entdecken. Einen eigentlichen Lieblingsplatz habe ich jedoch nicht.

Wenn Sie Ihre bisherige berufliche Tätigkeit in der Privatwirtschaft mit dem Amt eines Gemeindepräsidenten vergleichen: Worin bestehen Unterschiede?

Hoffmann: Ich denke, in einer politischen Funktion ist vor allem die Vorgehensweise eine andere. Jetzt arbeite ich mit Gremien der eigenen Gemeinde und mit Behörden von Nachbargemeinden zusammen. Das heisst: Ich muss mich zurücknehmen, weil ich nicht mehr so wichtig bin. Das Teamwork hat einen ­hohen Stellenwert, wobei ich auch die Bevölkerung zum Team zähle. Alle Einwohner haben Stärken, die sie zum ­Gemeinwohl beitragen können. Mein Slogan lautet: «Wir leben Gemeinde!»

Sind Sie jemand, dem es leichtfällt, sich in eine neue Materie einzuarbeiten?

Hoffmann: Aufgrund meiner vielseitigen Lebenserfahrung bereitet mir das keine Schwierigkeiten. Als hilfreich erweist sich auch der gesunde Menschenverstand.

Sind Sie weiterhin auch als Unternehmensberater tätig?

Hoffmann: Ja, aber nicht mehr regel­mäs­sig. Ich habe im Moment nur noch einzelne Mandate. Mehr geht sich bei meinem 60-Prozent-Pensum als Gemeindepräsident schon zeitlich nicht aus.

Betrachten Sie sich jetzt als Gemeindeberater?

Hoffmann: So würde ich es nicht bezeichnen. Ich sehe mich als Dienstleister und das vor allem für die Politische Gemeinde Hohentannen und ihre Einwohner.

Ihnen sind Werte wie Respekt, Toleranz und Ehrlichkeit wichtig. Haben Sie mit einer solchen Einstellung den richtigen Job?

Hoffmann: Auf jeden Fall. In dieser Funktion sind diese Werte erst recht wichtig. Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht. Die Wahrheit verändert sich nicht. Manchmal kann es zwar auch wehtun, aber ich bin keiner, der immer recht haben muss.

Sie sind SVP-Mitglied. Wo positionieren Sie sich innerhalb der Partei?

Hoffmann: Ich zähle mich zum moderaten, liberalen Flügel. Das im laufenden Nationalratswahlkampf verwendete Sujet mit dem Apfel, der von Würmern angefressen wird, lehne ich entschieden ab. Das ist nicht mein Stil und gegenüber den politischen Mitbewerbern respektlos.

Kürzlich fand der Hohentanner Herbstmarkt statt. Wie haben Sie die mit Abstand grösste Veranstaltung in der Gemeinde erlebt?

Hoffmann: Die unkomplizierte und lebensfrohe Abwicklung hat mich mit Stolz erfüllt. Im Herbstmarkt kam die ganze Energie, welche dieser Gemeinde innewohnt, auf sympathische Weise zum Ausdruck. Meine Erwartungen, die ich vor der Wahl hatte, sah ich einmal mehr bestätigt.

Interview: Georg Stelzner