Mittwoch, 31. Juli 2019

Sulgen. Das Amt für Wirtschaft und Arbeit stellte am Montag seinen neuesten Ansiedlungsreport vor. Die Wirtschaftsförderung bearbeitet jährlich zwischen 90 und 160 Anfragen von Unternehmen, die den Thurgau als Firmenstandort in Betracht ziehen. 

Es ist kein Zufall, dass das Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) des Kantons Thurgau für seine Medieninformation zur Veröffentlichung des Ansiedlungsreports 2019 die Grossbaustelle des neuen Werkes der V-Zug Kühltechnik AG in Sulgen gewählt hat. Denn dass der Neubau neben der Schwesterfirma Belimed realisiert werden kann, ist ein sichtbares Zeichen für die gute Zusammenarbeit zwischen den Ämtern des Kantons, der Gemeinde und der Investoren, gab es doch einige Hürden zu nehmen, bevor die Baubewilligung vorlag. 

Mehrere Kriterien erfüllt

Die Verfügbarkeit von Bauland in der Nähe des bisherigen Standortes Arbon war für Beat Weiss, Geschäftsführer der V-Zug Immobilien AG, einer der wichtigsten Faktoren für den Verbleib der V-Zug Kühltechnik AG im Thurgau. Er rechnet damit, dass die Angestellten an den neuen Standort der Firma in Sulgen folgen werden und dass so ein Wissensverlust vermieden werden kann. Nebst Beat Weiss schilderte auch Willi Zwahlen, CEO der SIS Medical AG, wie sein Unternehmen nach starkem Wachstum und dem Einstieg eines neuen Hauptaktionärs einen zukunftsträchtigen Standort suchte und in Frauenfeld fündig wurde. Für das Unternehmen, das Katheter für die Behandlung von Gefässverengungen am Herzen entwickelt und herstellt, gehörten eine gute Erreichbarkeit, Fachpersonalressourcen, die Möglichkeit zur Expansion sowie die Nähe zu Kliniken und Universitäten mit internationaler Reputation zu den Entscheidungskriterien. Der Ansiedlungsreport 2019 berücksichtigt den Zeitraum von 2012 bis 2017. Er basiert auf Umfragen bei den Unternehmen sowie statistischem Material. Im Durchschnitt bearbeitete die Wirtschaftsförderung 125 Anfragen pro Jahr. Diese kamen zu rund 40 Prozent aus Deutschland und zu 20 Prozent aus dem restlichen Ausland. Von den verbleibenden 40 Prozent entfallen 30 Prozent auf andere Kantone und 10 Prozent auf Thurgauer Unternehmen. Ein Blick in die Statistik zeigt, dass die Anzahl der bearbeiteten Anfragen rückläufig ist. «In der Summe sind es weniger, die Bearbeitung ist jedoch komplexer geworden», sagt Marcel Räpple, der Leiter der Wirtschaftsförderung Thurgau. «Zudem verhält sich die wirtschaftliche Auswirkung nicht parallel zur Summe der Ansiedlungen und ist recht stabil.» So investierten per Ende 2013 136 Unternehmen 330 Millionen Franken, per Ende 2015 waren es 114 Unternehmen mit 326 Millionen Franken und Ende 2017 69 Unternehmen mit 280 Millionen Franken. 

Persönliches Engagement

«Trotz pulsierender Wirtschaft und unseren Standortvorteilen wie wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen und attraktivem Lebensraum spüren wir auch im Thurgau die aktuellen Unsicherheitsfaktoren», erklärt Daniel Wessner, der Leiter des Amts für Wirtschaft und Arbeit. Herausforderungen sieht er im Fachkräftepotenzial, in den räumlichen Entwicklungsmöglichkeiten, der Beziehung zur EU, den Währungsschwankungen, im internationalen Steuerwettbewerb und der Steuerreform. Marcel Räpple betont: «Im Thurgau sind wir bestrebt, mit persönlichem Engagement eine Vertrauensbasis zu schaffen und uns weiterhin für nachhaltige Unternehmensansiedlungen stark zu machen.» 

Hannelore Bruderer

69 neue Firmen mit 551 Vollzeitstellen

Die Zahlen des von der Wirtschaftsförderung Thurgau veröffentlichten Ansiedlungsreports 2019 widerspiegeln den volkswirtschaftlichen Erfolg sowie die Herausforderungen des Standortmarketings. Im Betrachtungshorizont 2012 bis 2017 verzeichnet der Thurgau 69 angesiedelte, noch existente Unternehmen. Sie wiesen per Ende 2017 551 Vollzeitstellen aus. Kumuliert über den Betrachtungshorizont investierten die angesiedelten Firmen im Kanton Thurgau rund 280 Millionen Franken und lösten im Umkreis von 50 Kilometern ein Auftragsvolumen von 54 Millionen Franken aus. Das Gesamtsteuervolumen der juristischen wie auch der in den Unternehmen tätigen natürlichen Personen kommt auf rund 32 Millionen Franken. (hab)