Freitag, 29. Dezember 2017

Sulgen. Die Schützengesellschaft Sulgen existiert seit 1850. Bruno Sacchet hat die wichtigsten sportlichen und gesellschaftlichen Ereignisse des Traditionsvereins in einer 88-seitigen Chronik zusammengefasst. 

Hannelore Bruderer

Chroniken werden in der Regel zu runden Geburtstagen verfasst. Die neue Chronik der Schützengesellschaft Sulgen umfasst einen Zeitraum von 168 Jahren. Das sei tatsächlich aussergewöhnlich, sagt der Verfasser Bruno Sacchet. «Jetzt hatte ich aber Lust und Zeit, etwas tiefer in die Geschichte des Vereins einzutauchen, Dokumente und Fotografien zu sichten und zu schreiben.» Zum 150-Jahre-Jubiläum im Jahr 2000 war ihm das nicht möglich. Zusammen mit Ernst Knup hatte er damals die Vereinsgeschichte nur kurz zusammengefasst. Nicht immer seien die Vereinsaktivitäten gleich ausführlich dokumentiert worden, sagt das Ehrenmitglied des Schützenvereins. «Einige Details, die in den letzten Jahrzehnten nicht aufgeschrieben worden sind, sind bei unseren Mitgliedern jedoch noch sehr präsent. Auch dieses Wissen wollte ich erhalten, bevor es verloren geht.»

Vorbereitung aufs Militär

Die Schützengesellschaft Sulgen wurde im Jahr 1850 gegründet. Auch die Schützen aus Bürglen gehörten diesem Verein an, bis sie 1875 einen eigenen Verein gründeten. Es sei nicht erstaunlich, dass in dieser Zeit viele Schützengesellschaften entstanden seien, erklärt Sacchet. Mit der Bundesverfassung, mit der sich die Schweiz im Jahr 1848 vom Staatenbund zum modernen Bundesstaat wandelte, war die Wehrbereitschaft nicht mehr Sache der Kantone, sondern des Bundes. Die Schützenvereine boten den wehrpflichtigen Männern die Möglichkeit, ihre Zielgenauigkeit zu trainieren. Ebenso seien fast alle Buben in die Vereine eingetreten, wo sie im Umgang mit dem Gewehr geschult und so bereits auf ihre Militärdienstzeit vorbereitet worden seien, sagt Sacchet. «Die Landesverteidigung und die Vorbereitung aufs Militär ist heute aber längst kein Thema mehr in den Vereinen. Heute sind die Mitglieder Sportschützen.» Schiessen sei eine anspruchsvolle Sportart, sagt der 71-Jährige. Es brauche nicht nur eine ruhige Hand und ein scharfes Auge, auch mental müsse ein Schütze auf der Höhe sein, um gute Resultate zu erreichen. «Im Verein ist das Ziel aber nicht nur, als Einzelschütze zu glänzen, wir wollen als Sektion gute Resultate erzielen. Der Ehrgeiz, als Team gut zu sein, hat eine ähnliche Dimension wie beim Fussball», ist Sacchet überzeugt. Einige der grössten sportlichen Erfolge der Sulger Schützen hat er in seiner Chronik aufgelistet.

Busse bei Nichterscheinen

Daneben finden sich aber auch viele andere Aspekte des Vereinslebens in dem 88 Seiten umfassenden Büchlein. So packten die Schützen jeweils selber mit an, wenn es darum ging, ihr im Jahr 1920 erbautes Schützenhaus im Buchholz in den nachfolgenden Jahren zu renovieren. «Manche Fakten werden die heutigen Mitglieder auch erstaunen. So musste man früher zum Beispiel eine Busse bezahlen, wenn man dem Training fern blieb. Oder wer weiss heute noch, dass die Schützengesellschaft im Buchholz ein unkündbares Bodenrecht hat?», sagt Sacchet. Im letzten Kapitel der Chronik unter dem Titel «Schützengesellschaft wohin?» erläutert der Autor dann kurz auch noch die Herausforderungen, welche den Verein derzeit beschäftigen.

Bruno Sacchet hat viele Stunden mit Durchstöbern der alten Unterlagen verbracht. Manche Schachteln habe er mehr als dreimal in die Hand genommen, sagt er, weil ihm im Verlauf der Arbeit plötzlich wieder etwas Passendes in den Sinn gekommen sei, das er schon einmal in den Händen gehalten hatte.

Zum Entziffern der althochdeutschen, handschriftlichen Dokumente war er auf die Hilfe ­eines erfahrenen Archivars angewiesen. Dass die Chronik den Mitgliedern der Schützengesellschaft nun beim Absenden abgegeben werden konnte, machten erst einige grosszügige Sponsoren möglich.