Freitag, 1. März 2024

Istighofen. Der Istighofer Leo Axt hat sich den Schutz der Frösche auf die Fahne geschrieben. Damit der Froschlaich vor Fressfeinden geschützt ist, legt er seit rund zehn Jahren im örtlichen Weiher ein
Gehege an. 

Die Geräuschkulisse am Istighofer Weiher ist derzeit vielfältig. Neben dem Gezwitscher und Geschnatter einiger Vögel und Enten flattern farbige Bänder im Wind, die zum Schutz der Fische vor Kormoranen kreuz und quer über das Gewässer gespannt wurden. Wenn es nach Leo Axt geht, kommt bald noch das Gequake von Fröschen hinzu. 

Über die Strasse tragen

Seit rund zehn Jahren setzt sich der 67-jährige Istighofer für die Rettung, den Fortbestand und die Ansiedlung verschiedener Frösche am Istighofer Weiher ein. «Als Armin Eugster noch Lehrer war, errichtete er mit seinen Schülerinnen und Schülern während der Frosch­wanderung einen Schutzzaun und sammelte die Frösche ein, um sie sicher über die Strasse zum Weiher zu bringen», sagt Leo Axt. Später sei das angrenzende Feld mit einer Plastikplane abgedeckt worden, worauf sich eine Zeit lang keine Frösche mehr zum Weiher begaben. Der Moment, als er auf dem Heimweg überfahrene Frösche entdeckte, schmerzte Leo Axt sehr. Gleichzeitig war das aber auch der Zeitpunkt, in dem er beschloss, sich der Amphibien anzunehmen. Sobald sich die Frösche auf den Weg zum Weiher machen, ist auch Leo Axt zur Stelle. Während rund zwei Wochen begibt er sich jede Nacht zwei bis dreimal mit einem Eimer bewaffnet Richtung Weiher, um die Frösche einzusammeln und in Sicherheit zu bringen. «Ich gehe aber nur, wenn es regnet oder feucht ist. Wenn es zu trocken ist, kommen nur wenige bis gar keine», sagt er. Um den Froschlaich vor Fressfeinden zu schützen, hat Leo Axt bereits am Rand des Weihers, gleich hinter der Hütte, aus Pfählen und Gittergeflecht ein Gehege gebaut. Hierhin bringt der dreifache Vater und sechsfache Grossvater den Laich, den er im Überlauf des Weihers findet, oder an Stellen, die vom Austrocknen bedroht sind. «Ich bitte auch andere Personen darum, wenn sie in ihren Gartenteichen oder Tümpeln Laich entdecken, diesen hierher zu bringen», sagt er und fügt hinzu: «Man darf mich auch unter der Nummer 076 585 18 62 anrufen, und ich hole ihn dann ab.» 

Regulierter Wasserstand

Die Erlaubnis, ein Schutzgehege für Laich und Kaulquappen anzulegen, hat ihm der damalige Werkhofchef Heinz Isler erteilt. Die Mitarbeiter des Werkhofes sind es auch, die Leo Axt darauf aufmerksam machen, wann es Zeit ist, den Weiher volllaufen zu lassen. «Ich glaube, ich gehe ihnen manchmal schon auf die Nerven, bin aber dankbar dafür, dass sie es trotzdem machen», erklärt er, begleitet von einem herzhaften Lachen. 

Da der Istighofer Weiher ursprünglich eine Lehmgrube war, versickert das Wasser in ihm. In Zeiten, in denen der Weiher noch gefror, barg sich so das Risiko, dass sich zwischen der Eisschicht und dem Wasserpegel ein gefährlicher Hohlraum bildete. «Aus diesem Grund wird der Wasserpegel im Winter gesenkt. Persönlich glaube ich, dass das nicht mehr nötig wäre», sagt Leo Axt, der vor seiner Pensionierung in der Weiterverarbeitung einer Druckerei in Wil tätig war. Das Thema Eis inspiriert ihn zu einer weiteren Anekdote. «Frösche sind faszinierende Tiere. Sie wandern, wenn die Temperaturen steigen. Wird es wieder kalt, frieren sie ein und wandern einfach weiter, wenn es wieder wärmer wird – vorausgesetzt natürlich, sie werden dazwischen nicht aufgefressen.» Nicht ausser Acht lassen möchte er auch, dass die Frösche, da sie Mücken und Larven fressen, zu den Nützlingen gehören und somit einfach zu einem Weiher gehören. Leo Axt bezeichnet sich als Naturbursche. Neben dem Engagement für die Frösche verbringt er viel Zeit beim Fischen auf dem Bodensee. Nichtsdestotrotz nimmt er sich die Zeit, täglich die Entwicklung des Laichs zur Kaulquappe bis hin zum Frosch zu verfolgen. Im letzten Jahr habe er, zu seiner grossen Freude, im Istighofer Weiher erstmals einen grünen Wasserfrosch entdeckt. Auf die Frage, ob sich der grosse Aufwand bezahlt macht, antwortet Leo Axt wie aus der Pistole geschossen: «Wenn drei von 500 überleben, bin ich glücklich.» 

Monika Wick