Freitag, 14. Dezember 2018

Sulgen. Kompetente Babysitter sind gefragt. Entsprechend freudig dürften viele Eltern aus der Region zur Kenntnis nehmen, dass nicht weniger als 17 Jugendliche während den beiden letzten Wochenenden den offiziellen Babysitterkurs des Roten Kreuzes in Sulgen besuchten.

Kinderkrankenschwester Daniela Guhl strahlte am Samstagvormittag im Untergeschoss des Sulger Begegnungshauses übers ganze Gesicht. «Am Anfang des zweiten Kurstages wird das zuvor Gelernte repetiert. Heute durfte ich gleich feststellen, dass bei allen das Erlernte von letzter Woche noch sehr präsent ist.»

Aufmerksamkeit gewinnen

Nicht weniger als 17 Teenager, 14 Mädchen und drei Jungen, von denen die Jüngsten 13 Jahre alt sind, liessen sich von der Fachfrau während insgesamt zehn Lektionen in die kleinen Geheimnisse und grossen Gefahren einweihen, die mit der professionellen Kleinkinderpflege einher gehen. Das Wickeln eines Babys – als «Königsdisziplin» stand das Wickeln am Ende des Kurses auf dem Programm – gehörte ebenso zum Lernstoff wie auch das Verstehen der kleinkindlichen Psyche, das Eruieren von ­potenziellen Gefahren oder die Zubereitung eines schmackhaften Breis. 

Und auch die Ablenkung eines kleinen Kindes will gelernt sein. «Das klappt sehr gut, indem man mit dem Kleinkind etwas unternimmt, zum Beispiel durch gemeinsames Basteln», weiss die 14-jährige Emilia Nastasic. Dass sie sich für den Babysitterkurs angemeldet habe, sei für sie eigentlich selbstverständlich gewesen, sagt sie. «Denn ich liebe Kinder.» Ähnlich klingt es bei der 13-jährigen Soraya Perreira-Iglesias. Für sie soll dieser Kurs sogar nur der erste Schritt sein. «Es wäre mein Traumberuf, Kleinkindererzieherin zu werden», meint sie. 

Dass drei Jungs mit im Kurs sind, ist für Daniela Guhl aussergewöhnlich und toll zugleich. Einer von ihnen heisst Luca Vogel. Der 13-Jährige hat schon Erfahrung, muss er doch regelmässig auf den siebenjährigen Bruder aufpassen. «Das haben Freunde meiner Eltern mitbekommen und mich deshalb gefragt, ob ich nicht auch ihre Kinder ab und zu hüten könnte», sagt er. «Damit ich das aber darf, muss ich den Babysitter-Kurs vom Roten Kreuz besuchen. So ist nachher alles tiptop in Ordnung.» Und was war an diesem Kurs bis jetzt wirklich neu für ihn? «Ich habe schon einiges richtig gemacht, aber was man tun muss, um Babys wirklich zu beschäftigen, wusste ich bis jetzt nicht», so der Junge. An diesem Vormittag befassen sich die Jugendlichen mit den Gefahren, die im Schwimmbad, im Garten, im Haushalt oder auf der Strasse lauern. 

Auf der Hut sein

Nicht überall sind die Risiken gleich gross. Auf der Strasse und im Schwimmbad muss jedoch ständig aufgepasst werden. Anfängern rät Guhl ab, allein mit einem Kleinkind ins Schwimmbad zu gehen. «Da kann man die Kleinen keinen Moment lang aus den Augen lassen», warnt sie. Selbst im Kinderplanschbecken könne ein Kleinkind ertrinken. Auch die gefährlichsten Stellen im Haus sind rasch ausgemacht: offene Fenster und die Küche. Als ein Mädchen erklärt, dass auch eine Jauchegrube gefährlich sein könne, rümpft ein anderes die Nase. Doch es ist nicht der Gestank, der wirklich schlimm ist, sondern die giftigen Gase. «Wenn jemand in ein Gülle-Loch fällt und nicht schnell herausgeholt wird, kann er schnell ohnmächtig werden und ertrinken – und ein Kleinkind umso schneller, zumal dieses normalerweise noch nicht schwimmen kann», so Guhl.

Christof Lampart