Freitag, 19. April 2024

Hohentannen. Mit einer Doppelveranstaltung feierten Gemeinderat und Bevölkerung am Donnerstag und Freitag vergangener Woche das 25-jährige Bestehen der Politischen Gemeinde Hohentannen. Die Jubiläumsfeier lockte ein zahlreiches Publikum in die Hirschenschür.

Der Zugang zur Hirschenschür erfolgte an beiden Abenden über einen roten Teppich und unter einem weissen Baldachin. Man hätte sich – mit ein wenig Fantasie und einem Hang zur Träumerei – an einem internationalen Filmfestival wähnen können. In Tat und Wahrheit erwies der Gemeinderat mit dieser feierlichen Szenerie aber den Einwohnerinnen und Einwohnern seine Reverenz. Alle sollten sich für ein paar Stunden als VIP, als «Very Important Person», fühlen können, was mit der entsprechenden Etikettierung der Sitzplätze auch unmissverständlich zum Ausdruck gebracht wurde.

Immer nach oben
Gemeindepräsident Lukas Hoffmann freute sich über die vielen Leute, die trotz prächtigem Frühlingswetter den Weg ins Gemeindezentrum gefunden hatten, um das 25-Jahr-Jubiläum der Gemeinde zu feiern. Der Einladung Folge geleistet hatten auch Behördenvertreter der Nachbargemeinden. Hoffmann erinnerte in seiner Rede an die nicht einfache Bildung der Politischen Gemeinde Hohentannen. Die Menschen hätten sich seit vielen Jahren mit ihren angestammten Weilern und Dörfern verbunden gefühlt. Eine Fusion habe es unter solchen Voraussetzungen schwer gehabt. Ein Vierteljahrhundert später könne man aber mit Fug und Recht behaupten: «Es hat geklappt und es funktioniert. Wir sind noch da!» Hoffmann unterstrich die Vorteile einer kleinen Gemeinde wie Hohentannen. Hier seien die administrativen Wege kurz und man könne proaktiv handeln. Derartige Rahmenbedingungen gehörten zur Lebensqualität, sagte Hoffmann und zitierte dabei Jörg Buri. Dem ersten Gemeindeoberhaupt wird das Bonmot zugeschrieben, dass «in Hohentannen die Kurtaxe inklusive ist». In Anspielung auf die topografischen Gegebenheiten in Gestalt des Hochplateaus merkte Hoffmann augenzwinkernd an, dass der Weg nach Hohentannen immer nach oben führe. Der Gemeindepräsident nutzte die Gelegenheit, um den fünf Nachbargemeinden für die exzellente Zusammenarbeit in unterschiedlichen Bereichen zu danken: «Für uns ist das extrem wichtig und wir schätzen das sehr.» Rosen streute Hoffmann auch dem Thurgauer Regierungsrat und der kantonalen Verwaltung. Man werde in Frauenfeld akzeptiert und erfahre viel Goodwill. Nicht zuletzt würdigte das seit fünf Jahren amtierende Gemeindeoberhaupt das Engagement der Bevölkerung, ohne deren Mitwirken eine Gemeinde nicht funktioniere. Zudem dankte er allen bisherigen und aktuellen Mitgliedern des Gemeinderates und der Gemeindeverwaltung für die geleistete Arbeit: «Wir sind hier personell super aufgestellt.»

Erfolgsrezept Hohentannen
Die Festrede am ersten Abend hielt Regierungsrat Walter Schönholzer. Als ehemaliger Gemeindepräsident von Kradolf-Schönenberg und Einwohner von Neukirch an der Thur konnte er sich in seiner teils launigen Ansprache die langjährige Erfahrung im Umgang mit Hohentannen zunutze machen. Schönholzer lobte vor allem die Hartnäckigkeit, mit der die Gemeinde von Anfang an – allen Widerwärtigkeiten und skeptischen Stimmen zum Trotz – erfolgreich um ihre Existenz gekämpft habe. Zunächst noch belächelt, werde Hohentannen inzwischen bewundert. Die Gemeinde verkörpere heute ein Erfolgsrezept. Als herausragende Leistungen erwähnte Schönholzer die Etablierung einer nachhaltigen Energieversorgung im Rahmen des Projekts «Gemeindepower» und den kontinuierlichen Abbau der kommunalen Schulden. Nicht unerwähnt bleiben konnte in diesem Zusammenhang die Einführung einer eigenen «Währung» in Gestalt des Hohentalers. Den Gemeinderat Hohentannen zeichnet nach den Worten Schönholzers ein eindrücklicher Gestaltungswille aus, die Aufgaben würden seit jeher kompetent und eigenständig erledigt. Und sollten dennoch einmal Probleme auftreten, raufe man sich in bewährter Manier immer wieder zusammen. «Hohentannen gab nie Anlass zur Sorge!», fasste der Regierungsrat die 25-jährige Erfolgsgeschichte, das Ergebnis einer aktiv gelebten Gemeinschaft, zusammen. Der Bevölkerung gab Schönholzer am Ende seiner Rede den Rat, sich weiterhin «für diesen schönen Flecken Erde namens Hohentannen» einzusetzen.
Für Unterhaltung nach den beiden Reden sorgte der einheimische Theaterverein mit der Aufführung des Schwanks «Es irrt der Mensch, solang er strebt». Das Stück schildert skurrile Entwicklungen in einer sich selbst überschätzenden und verblendeten Gemeinde, die zwar Hohentannen heisst, bei er es sich aber nicht um die jubilierende Gemeinde im Kanton Thurgau handeln kann. Gemeinderat und Bevölkerung auf dem Hochplateau sind wohl innovativ und erfindungsreich, aber verrückt und realitätsfremd mit Sicherheit nicht.

Georg Stelzner