Freitag, 8. Februar 2019

Region. Anfangs Woche warnte der Thurgauer Datenschutzbeauftragte Fritz Tanner vor dem Einsatz von WhatsApp an Schulen. Eine Umfrage zeigt, wie die Schulen der Region mit diesem Thema umgehen. 

Die Kommunikation per WhatsApp ist schnell und überall verfügbar. Das passt in die heutige Zeit, die Effizienz in allen Lebensbereichen verlangt. Mit der Benützung dieses Dienstes werden aber auch Daten über gespeicherte Kontakte an die Betreiber der Plattform weitergegeben. Diese speichern alle Informationen, auf die sie über WhatsApp, aber auch Facebook oder Instagram Zugriff erhalten und erstellen so ein Profil über eine Person, ihre Vorlieben und Schwächen. Vor dieser Konzentration an persönlichen Daten warnt der Thurgauer Datenschutzbeauftragte Fritz Tanner. WhatsApp solle weder an Schulen noch in kantonalen Ämtern verwendet werden. Wie wird mit Messaging-Diensten in den Volksschulgemeinden Bürglen, Erlen und Region Sulgen umgegangen? 

Mindestalter 16 Jahre

An der Sekundarschule Bürglen seien WhatsApp Chats zwischen Lehrpersonen und Schülern bis im letzten Jahr noch vereinzelt genutzt worden, seit der Anhebung des Mindestalters für Benutzer auf 16 Jahre nicht mehr, erklärt Rolf Gmünder, Präsident der Schulgemeinde Bürglen. «In der Primarschule war das sowieso nie ein Thema. Mitteilungen an Eltern erfolgen schriftlich und über das Aufgabenheft, intern haben wir auch ein Anschlagbrett.» Da die Mobiltelefonnummern der Lehrpersonen bekannt seien, lasse es sich nicht vermeiden, dass Schüler oder Eltern vereinzelt WhatsApp wählen, um mit Lehrpersonen in Kontakt zu treten, räumt Rolf Gmünder ein. Seitens der Schule wird WhatsApp als Kommunikationsmittel nicht genutzt. Anders war dies beim FCO Campus, der Eliteschule des Ostschweizer Fussballs, die sich bis letzten Sommer in den Räumen der Schule Bürglen befand. Dort wurden Informationen über Aktivitäten und Trainings rege via WhatsApp ausgetauscht. Das sei bei den Schülerinnen und Schülern der TST Sportschule anders, sagt Gmünder. «Sie holen ihre Informationen auf der Homepage des Fussballverbands. Auch wir nutzen unsere Homepage als Kommunikationskanal, zum Beispiel, um kurzfristg über die Durchführung von wetterabhängigen Anlässen zu informieren.» Ihre elektronischen Daten sichert die Schule Bürglen auf einem eigenen Server, sie nutzt dafür keine Cloud-Lösung. «Es gibt geschlossene Chat-Anwendungen, die wir an unserer Schule verwenden könnten. Kommen Wünsche nach einem schnelleren, kürzeren Austausch auf uns zu, werden wir das sicher prüfen. Im Moment besteht dafür aber kein Bedarf», erklärt der Schulpräsident. «Persönlich finde ich, dass unsere Schule gut ohne diese Mittel funktioniert, und dass wir die Hektik, die mit dieser Technologie einhergeht, nicht noch fördern sollten.» 

Kein Verbot

Ähnlich läuft die Kommunikation an der Schule Erlen ab. Über Themen von öffentlichem Interesse wird über die Quartalszeitung und über die Schulseite im Neuen Anzeiger informiert. Für Mitteilungen, die direkt an die Schüler oder Eltern gerichtet sind, werden E-Mails oder Briefe versandt oder Telefonate geführt. «Wir empfehlen, WhatsApp nicht zu nutzen, ausdrücklich verboten ist es jedoch nicht», sagt Schulpräsident Heinz Leuenberger. Bis im Sommer will die Schule Erlen ihre Homepage überarbeitet haben. Ein Punkt in diesem Projekt ist die Datensicherheit. In diesem Rahmen wird auch überlegt, ob es Richtlinien zur Nutzung von Messaging-Diensten benötigt. «Datenschutz ist für uns ein wichtiges Thema, man muss sich aber auch bewusst sein, dass kein System, und sei es noch so neu und komplex, vor Hackerangriffen völlig sicher ist», sagt Leuenberger. «Als Schule haben wir die Aufgabe, unsere Schülerinnen und Schüler auf die Gefahren durch die Nutzung von elektronischen Kommunikationsmedien aufmerksam zu machen. Wir müssen ihnen einen vernünftigen Umgang mit diesen Mitteln aufzeigen und ihnen die Rechtsgrundlagen darlegen.» 

Über Risiken informieren

«Untereinander nutzen Schülerinnen und Schüler WhatsApp, das können wir nicht vermeiden, sagt Magnus Jung, Schulleiter der Sekundarschule Region Sulgen. «Wir informieren im Unterricht jedoch über die Risiken im Umgang mit elektronischen Diensten und schärfen das Bewusstsein der Schüler dafür, dass sie mit jeder Nutzung Daten hinterlassen, die abgespeichert werden.» Informationen von der Lehrerschaft zu Schülern und Eltern erfolgen an der Schule Region Sulgen derzeit über die Kanäle E-Mail, Post oder Telefon. Die Schule suche jedoch nach einer passenden Lösung für ein elektronisches Informationsaustauschsystem, das im nächsten Schuljahr eingeführt werden soll, sagt Magnus Jung. 

Hannelore Bruderer

WhatsApp

WhatsApp ist ein 2009 gegründeter Instant-Messaging-Dienst, der zur Facebook Inc. gehört. Benutzer können über WhatsApp Textnachrichten, Bild-, Video- und Ton-Dateien sowie Standortinformationen, Dokumente und Kontaktdaten zwischen zwei Personen oder in Gruppen austauschen. WhatsApp wird unter anderem für seine allgemeinen Geschäftsbedingungen kritisiert, die dem Unternehmen erlauben, Daten der Nutzer zu kommerziellen Zwecken zu verwenden. (Quelle: Wikipedia)