Freitag, 13. Oktober 2017

Sulgen. Mit Katharina Locher besuchte am Dienstag ein bekanntes Gesicht des Schweizer Fernsehens Sulgen. Auf Einladung der Gruppe «neu/alt» hielt sie einen spannenden Vortrag über ihre Arbeit. 

Katharina Locher spricht Berner Dialekt – so hat sie ihr Referat in Sulgen gehalten und so kennt man die Moderatorin aus der Sendung «Schweiz aktuell». Sie ist auch in Bern aufgewachsen. Da ihre Eltern aus der Ostschweiz stammen, habe sie bis zum Eintritt in den Kindergarten aber deren Mundart gesprochen und noch heute spreche sie mit ihren Verwandten in der Ostschweiz so, verriet die Journalistin den rund 40 Personen, die sich im evangelischen Kirchgemeindehaus Sulgen zum Dienstagsgespräch mit ihr eingefunden hatten.

Minuziöse Planung 

Anhand einer Tagesablaufsplanung, die morgens um sieben noch fast leer ist und sich bis abends füllt, zeigte sie auf, wie die Sendung «Schweiz aktuell» entsteht. Um aktuell zu sein und Doppelspurigkeiten mit anderen Informationssendungen zu vermeiden, werden während des Tages immer wieder Redaktionssitzungen abgehalten und Entscheidungen gefällt. Ihre Moderationen schreibt Katharina Locher selber. Deshalb muss sie die Planung stets verfolgen und die Inhalte der Sendung kennen. Da «Schweiz aktuell» die ganze Vielfalt aller Landesteile zeigt, liegen viele der Drehorte vom Studio in Zürich weit entfernt. Dank den neuen mobilen Übertragungsgeräten erreichen die Beiträge das Fernsehstudio dennoch innert kürzester Zeit. Der Faktor Zeit ist bestimmend für die Sendung, die Längen aller Beiträge und Moderationen sind minuziös geplant und aufeinander abgestimmt. Da die nachfolgende Sendung «Tagesschau» punkt 19.30 Uhr beginnen muss, darf «Schweiz aktuell» höchstens um 30 Sekunden überziehen.

Mit Erstaunen erfuhren die Zuhörer, dass die Moderatorin vor jeder Sendung rund eine Stunde in der Maske verbringt. «Fernsehen ist ein visuelles Medium», sagt sie. Das Verhältnis der visuellen Wahrnehmung liege mit 70 Prozent über der Wahrnehmung des Inhaltes mit 30 Prozent. «Entsprechend viel Rückmeldungen aus dem Publikum betreffen denn auch meine Frisur oder Kleider und nicht den Inhalt der Sendung», lacht Katharina Locher. Nach der Maske ist sie bereit für den Auftritt. Ihre Moderation liest sie während der Sendung vom Teleprompter ab, über einen «Knopf» im Ohr erhält sie Anweisungen der Regie. Die Kameras werden ebenfalls vom Regiepult aus gesteuert. Die Kameramänner, die diese Arbeit zuvor verrichtet hatten, sind dem Spardruck beim SRF zum Opfer gefallen.

Eine besondere Herausforderung für das Team sind die Live-Sendungen. «Können wir eine Verbindung über das Mobilnetz oder den Satelliten herstellen, können wir eigentlich von überall senden», erklärt die Fernsehfrau. Die Einstellungen würden, bevor sie gedreht werden, zwar geprobt, aber alles sei nicht vorhersehbar, deshalb würden die Journalisten für eine Live-Sendung nebst Mut und Geduld auch viel Improvisationstalent benötigen.

Bester Job der Welt

Nach ihrem Vortrag beantwortete Katharina Locher Fragen aus dem Publikum. Wie sie mit dem Zeitdruck und täglichen Stress umgehe, der ihre Arbeit mit sich bringe, interessierte gleich mehrere Zuhörerinnen und Zuhörer. «Es gibt hektische Tage, aber das ist nicht immer so», relativiert Katharina Locher. «Mit dem Zeitdruck lernt man irgendwann umzugehen. Auch wenn es manchmal stressig ist, kann ich sagen: Ich habe den besten Job der Welt.»

Hannelore Bruderer