Freitag, 20. Juli 2018

Bürglen. Yanik Gereon ist mit Karate gross geworden. Im Laufe der Jahre sind die Bereiche Fitness, Ernährung und Mentaltraining dazugekommen. In seinem Sportstudio in Bürglen gibt er in verschiedenen Kursen sein Wissen und Können weiter. 

Über die ganze Breite des Raums zieht sich eine Metallschiene, auf der Dutzende von Pokalen stehen, seitlich davon hängen noch mehr Medaillen. Doch, doch, versichert Yanik Gereon, das seien alles seine eigenen. Seit einigen Monaten betreibt der 30-Jährige im Bürgler Sun Areal das Sportstudio X-Athlete. Gewonnen hat er seine Trophäen an nationalen und internationalen Karateturnieren. Das «Karate-Gen» bekam Yanik Gereon gleich von beiden Elternteilen mit, beide waren in dieser Sportart über Jahre an der Spitze dabei. «In Burgdorf, wo ich aufgewachsen bin, haben sich meine Eltern eine Karateschule und eines der ersten Fitnessstudios der Schweiz aufgebaut», sagt Gereon. «In diesem Umfeld war Karate einfach immer da, viel lieber habe ich als Kind aber Fussball gespielt.» Mit zwölf, nach einer Verletzung, musste er sich entscheiden, ob er auf Fussball oder Karate setzen soll. «Ich habe gespürt, dass Karate mir Kraft gibt, dass ich mich darin verlieren kann. Fussball gab mir dieses Gefühl nicht.» Nach nur zwei Monaten intensivem Training in der elterlichen Karateschule nahm Yanik Gereon an den Junioren-Schweizermeisterschaften teil und gewann auf Anhieb seinen ersten Titel. 

Besuch der Sportschule

In den folgenden Jahren setzte er zu ­immer weiteren Höhenflügen an, war Mitglied der Schweizer Karate-Nationalmannschaft und gehörte in seinem Karateverband zu den Besten der Welt. «Das Ansehen, das ich damals genoss, war etwas Schönes. Ich war Spitzen-, aber kein Profisportler, da es in dieser Sportart praktisch unmöglich ist, vom Sport zu leben. Ich bekam aber die Möglichkeit, eine kaufmännische Lehre im Rahmen einer Sportschule zu besuchen. Dieses Modell war damals noch recht neu», erklärt Yanik Gereon. Die Lehre dauerte so zwar ein Jahr länger, liess ihm aber genügend Zeit, um täglich zwei- bis dreimal zu trainieren und an den Wochenenden an Turnieren teilzunehmen. «Ich habe nur für den Sport gelebt», sagt er rückblickend. Als ihm seine damalige Freundin zeigte, dass es da draussen auch noch ein anderes Leben gab, reifte in ihm der Wunsch, Neues zu versuchen. Eine Verletzung erleichterte ihm dann den Entscheid: mit zwanzig hängte er seine Sportlerkarriere an den Nagel. «Ich hatte eine interessante Stelle bei der Finanzmarktaufsicht und bildete mich im Bereich Wirtschaft weiter», sagt Gereon über die folgenden Jahre seines Lebens. Es dauerte lange, bis es ihn wieder ins Dojo, die Karate-Übungshalle, zog. «Ich startete wieder mit Turnieren und holte mir im gleichen Jahr erneut den Schweizermeistertitel», lacht er und schränkt gleich ein: «Das war aber nur möglich, weil die Konkurrenz zu jener Zeit schwach war, beim heutigen Niveau wäre so etwas nicht möglich.» Spricht man mit Yanik Gereon über Karate, so spürt man, dass dies für ihn nicht einfach eine Sportart ist, um sich mit anderen zu messen, sondern dass Karate für ihn viel tiefere Dimensionen hat. 

Sich in andere hineinfühlen

Mit seiner Rückkehr zum Sport kam auch der Wunsch, sich in den Bereichen Fitness, Ernährung und Mentaltraining weiterzuentwickeln und sein Wissen weiterzugeben. Dabei kommt ihm eine seiner Eigenschaften besonders zugute: Empathie. «Ich habe gemerkt, dass ich mich sehr gut in andere Menschen hinein­fühlen kann. Nicht bei allen Menschen schlägt die gleiche Vorgehensweise an. Ich bereite auch Spitzensportler mental auf ihre Wettkämpfe vor. Einigen genügt die Betreuung im Vorfeld, am Wettkampftag stärkt sie meine blosse Anwesenheit. Andere wiederum brauchen ­intensive Motivationsgespräche unmittelbar vor ihren Einsätzen, damit sie Höchstleistungen abliefern können.» Auf die individuellen Bedürfnisse seiner Kunden einzugehen, ist eine Haltung, die allen Angeboten seines Studios zugrunde liegt. 

Drinnen oder draussen 

Für den Neuanfang hat es Yanik Gereon in den Thurgau verschlagen. Sein Trainingszentrum in Bürglen baute er zusammen mit einer Firma auf, die in einem ähnlichen Segment tätig war und dort ihre Büros hatte. Nun hofft er, dass bald ein geeigneter Nachmieter gefunden wird und dass dadurch wieder neue Synergien entstehen. Sein Sportstudio im Gebäude Q des Sun-Areals ist hell und geräumig. Im grossen Saal, in dem Karate geübt werden kann, stehen auch einige Fitnessgeräte. Aber nicht alle seiner Angebote finden im Trainingszentrum statt, einige führt Yanik Gereon im Freien oder auf Wunsch in den Räumlichkeiten seiner Kunden durch. An zwei Tagen in der Woche ist er in Bern. Nicht weil er Heimweh hat, sondern weil er dort weiterhin Kurse gibt. In der Ostschweiz gefalle es ihm gut, sagt er. «Ich kann überall gut Wurzeln schlagen und knüpfe leicht Kontakt», lacht er selbstbewusst. 

Hannelore Bruderer

Umfassendes Kursangebot

Für seine Karateschule hat Yanik Gereon den Verein Goju Ryo Seikatsu ­gegründet hat. Angeboten werden Trainings für Anfänger und Fortgeschrittene, für Kinder und Erwachsene. Unter der Marke X-Athlete bietet er Trainings für Einzelpersonen, Paare und Kleingruppen an. Unter dem Begriff Corporate-Trainings werden individuell zugeschnittene Kurse für Firmen veranstaltet, bei den Bootcamps werden Trainingsmöglichkeiten genutzt, die sich im Freien in der jeweiligen Umgebung bieten. Bei seinen Angeboten verfolgt Yanik Gereon einen ganzheitlichen Ansatz, der sich mit Ernährung sowie physischer und psychischer Fitness befasst. Informationen zu allen Angeboten finden sich auf der Internetseite www.x-athlete.ch. (hab)