Freitag, 9. Februar 2018
Erlen. Eine zylinderförmige Box vor dem Gemeindehaus in Erlen zieht seit anfangs Jahr viele Blicke auf sich. In einer Woche wird die Neuanschaffung geöffnet.
Die grosse Tonne vor dem Gemeindehaus macht neugierig. Etliche Passanten, die einen Blick in das geheimnisvolle Objekt werfen wollten, wurden enttäuscht – noch ist es fest verschlossen. Die «Büecherbüx» wird am Samstag, 17. Februar, von 11 bis 12 Uhr offiziell eröffnet. Gemeinderätin Nicole Fischer hofft, dass viele interessierte Einwohner an der Eröffnung teilnehmen werden.
Die Qual der Wahl
Öffentlich zugängliche Bücherschränke sind keine neue Erfindung. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen in Städten wie auf dem Land. «Wir haben diese Idee schon länger mit uns rumgetragen», sagt Fischer. «Wir überlegten uns, ob wir einfach einen alten Schrank nehmen sollten. Ein Holzschrank hält jedoch die Feuchtigkeit nicht ab und müsste immer wieder ersetzt werden, da er im Freien schnell verwittern würde.» Ausgediente Telefonkabinen werden ebenfalls oft zu Bücherzellen umgenutzt. In Erlen befindet sich eine Kabine etwas versteckt im Durchgang zwischen Gemeindehaus und ehemaliger Post. «Diese Möglichkeit haben wir aber schnell verworfen. Der Standort ist wenig attraktiv und da die Post ausgezogen ist, wissen wir nicht, wie es mit dem Gebäude weitergeht», erklärt die Gemeinderätin. Im Internet seien sie dann auf das Modell gestossen, das schliesslich angeschafft worden ist.
Mit dem Logo der Gemeinde beschriftet ist die «Büecherbüx» zugleich Imageträgerin. Sie ist wetterbeständig, hat eine Innenbeleuchtung und wird gut belüftet. «Die Box ist mobil und kann mit ihren höhenverstellbaren Füssen auch auf unebenem Gelände platziert werden», zählt die Gemeinderätin weitere Vorteile auf. «Mit dem Kran auf unserem neuen Kommunalfahrzeug können wir sie anheben und auf unserem Gemeindegebiet auch einmal auf Wanderschaft schicken.»
Auch wenn heute viel auf elektronischen Geräten gelesen werde, so sei es doch immer noch etwas Spezielles, ein schönes Buch in den Händen zu halten, ist Nicole Fischer überzeugt. «Bücher sind aber auch teuer und brauchen Platz», gibt sie zu bedenken. «Schenkt man ein fertig gelesenes Buch der ‹Büecherbüx›, kann es noch von weiteren Personen gelesen werden.»
Bringen und holen
Das Prinzip der «Büecherbüx» ist einfach. Ohne dass man dafür Geld bekommt, kann man Bücher bringen und ohne etwas zu bezahlen, kann man von dort Bücher holen. Ein Flugblatt der Gemeinde erklärt, welche Regeln zu beachten sind, damit das neue Angebot für alle eine Bereicherung ist. Der Gemeinderat zählt dabei auf die Selbstdisziplin der Nutzer. Zudem wird ein Lernender der Gemeindeverwaltung die Box regelmässig kontrollieren. Nicole Fischer hat bereits erste Bücher in die Box gestellt. Die Genres reichen von Sachbüchern über Bildbände bis zu herzerwärmenden Liebesromanen und knallharten Thrillern. Auch fremdsprachige Bücher sind dabei. Noch sind die Beschriftungen provisorisch und das unterste Regal fehlt noch ganz. «Dort möchte ich Kinderbücher platzieren», sagt Nicole Fischer, «damit die Kleinen auf Augenhöhe in ihrem Bücherangebot schmökern können.» Die Kosten für die Anschaffung und Beschriftung der «Büecherbüx» betrugen rund 6500 Franken.
Hannelore Bruderer