Freitag, 14. August 202

Sulgen. Auf dem Sulger Wohlfender-Areal betreibt Cordula Ammann-Zuber ein Atelier. Die Textildesignerin fertigt aus scheinbar einfachen Fäden kunstvolle Bekleidungsstücke und Innenausstattungen.

Im Leben von Cordula Ammann-Zuber herrscht ein stetiges Auf und Ab. Das hat aber nichts mit ihrem Gemütszustand oder gar dem familiären Umfeld zu tun, sondern beschreibt ihre Passion. Cordula Ammann-Zuber ist ausgebildete Handweberin und stellt in ihrem Atelier «Auf&Ab», das sich in ­einem Container auf dem Wohlfender-Areal befindet, kunstvolle und einzigartige Bekleidungsstücke und textile Innenausstattungen her. «Der Name des Ateliers rührt daher, dass der Faden beim Weben immer auf und ab geführt wird», erklärt die 45-jährige Frau, die zusammen mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Bürglen lebt. 

Traumberuf gefunden
Mit ihrer Berufswahl tat sich Cordula Ammann vor rund dreissig Jahren schwer. «Ein Besuch bei der Berufsberatung zeigte auf, dass der Beruf der Textilgestalterin Handweben viele Aspekte und Kriterien aufwies, die mich ansprachen», erklärt sie. Für ihren Lehrbetrieb im Toggenburg stellte sie fortan Vorhänge, Bettwäsche, Möbelstoffe oder Tischwäsche her. Ihre Wissbegierde war auch nach der Lehrzeit nicht gestillt. «Da es keinen Markt zu bedienen gab, musste ich neue Wege finden, um mich zu positionieren», sagt Cordula Ammann-Zuber. Weiter stellt sie fest, dass sich im Laufe der Zeit im Allgemeinen der Wert und Umgang mit Textilien verändert hat. «Eine Tradition, die nicht erneuert wird, ist tot. Man muss sie einem Wandel unterziehen, damit sie auch unserer Zeit entspricht», sagt sie. 

Moderne Techniken
Dank der Aufmerksamkeit einer Bibliothekarin der Textilbibliothek St. Gallen stiess Cordula Ammann-Zuber auf die Designtechnik «Shibori». «Ich habe die Technik auf das Weben adaptiert. Sie hat mir neue Mustermöglichkeiten aufgezeigt und erlaubt, aus dem rechten Winkel auszubrechen, an den man sonst ­gebunden ist», schwärmt die Frau, die in einem Teilpensum als Kindergärtnerin arbeitet. Ihre Textilien färbt Cordula Ammann-Zuber selber. Vorwiegend verwendet sie natürliche Farben, greift aber wenn nötig auf synthetische Farben zurück. Dabei legt sie grossen Wert darauf, ökologisch zu arbeiten, sei es mit synthetischen oder mit natürlichen Farben. Cordula Ammann-Zuber geht mit offenen Augen durch die Natur und sammelt Pflanzen, die ihr für ihre Zwecke dienen. Diese Pflanzen und Blätter nutzt sie auch für ihre Ecoprints. «Diese Technik ist weltweit hoch im Trend und deckt das Bedürfnis der Menschen nach Natürlichkeit und der Individualität der Natur», erklärt sie. Bei dieser Methode des Pflanzendrucks übertragen die Blätter ihre Farbe direkt auf den Stoff. In Verbindung mit verschiedenen Beizen werden unterschiedliche Farbnuancen erzielt und die Farben licht- und waschecht fixiert.

Raffinierte Tüftlerin
In Cordula Ammann-Zuber steckt auch eine Tüftlerin. Aktuell erarbeitet sie in Zusammenarbeit mit einer Kollegin und der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) sogenannte Akustik-Textilien, die auf attraktive Art und Weise der Schalldämmung von Räumen dienen. «Ich bin immer wieder fasziniert, was aus einem einfachen Faden entstehen kann», sagt die Textildesignerin. Ihre Werke verkauft Cordula Ammann-Zuber an Märkten und Ausstellungen. Die Technik des Ecoprintens vermittelt sie zudem in Kursen.

Offenes Atelier
Für alle, die Cordula Ammann-Zuber bei der Arbeit über die Schulter schauen möchten, öffnet sie am Samstag, 26., und Sonntag, 27. September, von 12 bis 17 Uhr im Rahmen der Aktion «5ünfstern – offene Künstlerateliers», die Türen. Ihr Atelier befindet sich an der Bühlstrasse 72 in Sulgen. Weitere Informationen unter www.fuenfstern.com.

Monika Wick